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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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geradewegs auf sein Schicksal zu.
    Baphomet drehte sich zu ihm um. Sein Gesicht wirkte riesenhaft, größer und heller als der Mond. Ernie lächelte, da er sich vorstellte, seine eigenen Gesichtszüge würden ihre Konsistenz verlieren und sich in die eines jungen Wolfes, eines hungrigen, gerissenen jungen Wolfes verwandeln.
    Er hatte keine Ahnung, wie lange sie schon unterwegs
waren. Es kümmerte ihn auch nicht. Er wäre mit ihnen bis hinunter in den tiefsten Schlund der Hölle gegangen. Die Flammen konnten ihm nichts anhaben. Er war einer der ihren. Dieses Bewußtsein verlieh ihm ein überwältigendes Gefühl von Stolz und Macht.
    Als sie den magischen Kreis erreichten, warteten die anderen dort bereits auf sie. Baphomet richtete das Wort an ihn. »Glaubst du an die Macht des Herrn der Finsternis?«
    »Ja.« Mit seinen drogenumflorten Augen und dem entrückten Gesichtsausdruck wirkte Ernie wahrlich nicht wie ein gerissener, hungriger Wolf, sondern eher wie ein harmloses, verängstigtes Kind. »Ich verehre Ihn. Ich habe Ihm Opfer dargebracht. Ich habe auf Ihn gewartet.«
    »Heute nacht wirst du in Sein Antlitz schauen. Leg deine Kleider ab.«
    Gehorsam zog Ernie Turnschuhe und Jeans aus und streifte sein Black-Sabbath-Shirt ab. Nun trug er nur noch das Pentagramm, Jemand warf ihm ein langes Gewand über.
    »Noch steht dir keine Maske zu. Später, wenn du in den Kreis der Auserwählten aufgenommen worden bist, hast du das Recht, dir eine auszuwählen.«
    Die Stimme drang seltsam verzerrt an Ernies Ohr, wie eine Platte, die mit der falschen Geschwindigkeit abgespielt wird. »Ich habe alle einschlägigen Werke studiert«, stieß er hervor. »Ich weiß Bescheid.«
    »Du hast noch viel zu lernen.«
    Baphomet trat in den Kreis, die anderen versammelten sich um ihn. Als Ernie seinen Platz einnahm, fiel sein Blick auf die Frau. Sie war sehr hübsch in ihrem roten Gewand und mit dem schimmernden, offen um ihre Schultern fallenden Haar. Er spürte, wie sein Glied sich aufrichtete. In diesem Moment erkannte er sie.
    Sarah Hewitt hatte schon mehrmals an der Zeremonie teilgenommen. Alles, was sie für ihre zweihundert Dollar Honorar zu tun hatte, war, sich nackt auf einen Holzklotz zu legen und abzuwarten, bis ein paar Verrückte ihre lächerliche Vorstellung abgezogen hatten. Viel seltsamer Gesang
und noch mehr Beschwörungen. Den Teufel anrufen, du lieber Himmel! Alles nur ein Vorwand, um sie bumsen zu können. Aber für zweihundert Dollar kümmerte es sie herzlich wenig, daß die Freier Masken tragen und mit nacktem Hintern durch die Gegend hüpfen wollten. Sicher, das Schlachten der Ziege war und blieb eine ekelhafte Geschichte, aber bitte, das war nicht ihr Bier. Jedenfalls sah es so aus, als würde es heute abend eine Sondereinlage geben. Sarah hatte Ernie gleichfalls erkannt und versprach sich von ihm etwas Abwechslung.
    Der Junge war völlig stoned, stellte sie fest. Wenn es soweit war, würde er vermutlich keinen hochbekommen. Na, sie würde ihn schon wieder hinkriegen. Das war etwas, was sie wirklich gut konnte.
    Die Aufforderung, sich heute abend hier einzufinden, hatte ihr eine Last von der Seele genommen. Es war ein Fehler gewesen, mit Cam zu sprechen, und Sarah wußte nur zu gut, was Leuten blühte, die Fehler machten.
    Die Glocke wurde geläutet, die Kerzen entzündet und das Feuer in der Grube angefacht. Sarah löste ihr Gewand und ließ es von den Schultern gleiten. Einen Moment verharrte sie in dieser Pose, wohl wissend, daß alle Augen auf sie gerichtet waren. Dann ging sie langsam zu dem Holzblock hinüber und nahm mit gespreizten Beinen ihre Position ein.
    Der Hohepriester hob die Arme. »Im Namen Satans, des allmächtigen Herrschers, hört mich an! Ich rufe die Mächte der Hölle, auf daß unser Begehr erfüllt wird. So hört denn die Namen!«
    Ernie erschauerte, als die Namen aufgerufen wurden. Er kannte sie alle, hatte darüber gelesen und ihre Träger angebetet. Doch nun war er dabei zum erstenmal nicht alleine. Heiß strömte das Blut durch seine Adern und mischte sich mit der tief in seinem Inneren lauernden Furcht, als er im Chor mit den anderen jeden Namen wiederholte.
    Der silberne Kelch wurde herumgereicht, und Ernie benetzte seine ausgedörrten Lippen mit dem mit Drogen versetzten Wein. Die Flammen, die in der Grube flackerten,
schienen gierig aufzuzüngeln und nach ihm zu haschen. Sein Körper brannte.
    Er beobachtete den Hohenpriester, und während er das tat, schob sich das Bild der Skulptur,

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