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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wohnen, bis … für eine Weile?«
    Zuerst war sie überrascht, dann beschämt. »Nein, ich komme hier schon klar, aber trotzdem danke für dein Angebot.«
    »Verdammt, du bist meine Mutter, und ich liebe dich! Das ist kein höfliches Angebot gewesen!«
    Durch die Tränen, die jetzt rascher flossen, nahm sie ihn nur verschwommen wahr. Aber im Augenblick sah er wieder so aus, wie er als Junge ausgesehen hatte. Groß, trotzig und aufsässig. Er wirkte zornig, dachte Jane benommen. Es kam ihr so vor, als sei er seit dem Tag, an dem sein Daddy gestorben war, zornig auf sie gewesen.
    »Ich bleibe trotzdem lieber hier. So ist die Farm dann eben noch ein wenig länger mein Heim.« Sie schickte sich an, ins Haus zu gehen, doch dann blieb sie stehen
und nahm allen Mut, der ihr noch geblieben war, zusammen, um sich umzudrehen und ihrem Sohn ins Gesicht zu sehen. »Als du sechs Jahre alt warst, hast du einmal meinen guten roten Lippenstift in die Finger bekommen und im Badezimmer in Großbuchstaben ›Ich liebe dich, Mom‹ auf die Kacheln geschrieben. Ich glaube, nichts hat mir jemals so viel bedeutet.« Hilflos, ohne Hoffnung sah sie ihn an. »Ich wünschte nur, ich hätte dir das schon früher gesagt.«
    Sie ging ins Haus und schloß leise die Tür hinter sich.
     
    Als Cam nach Hause kam, wartete Clare dort schon auf ihn. Sie empfing ihn an der Tür, sah ihn kurz an und schlang dann die Arme um seinen Hals.
    »Wir müssen nicht darüber reden.« Als er seine Wange in ihr Haar drückte, umarmte sie ihn fester. »Ich hab’ Pizza mitgebracht. Wenn du lieber allein sein willst, dann sag es, dann fahre ich nach Hause. Du kannst dir das Essen dann ja warmmachen, wenn dir danach ist.«
    Cam senkte seinen Mund auf den ihren hinab. »Bleib hier.«
    »Okay. Angie und Jean-Paul sind vor einer Stunde weggefahren, sie mußten in die Galerie zurück. Ich soll dich schön grüßen.«
    »Und Blair?«
    »Der hat sich entschlossen, noch ein paar Tage hierzubleiben.« Clare wich ein Stück zurück, um ihn genauer anzusehen. »Rafferty, du siehst grauenhaft aus. Wie wär’s, wenn du hochgehst und dich in dein Prachtstück von Badewanne legst? Ich wärme inzwischen die Pizza auf und hole dir ein Bier.«
    »Slim.« Er ballte ihre Hand zur Faust und zog sie an die Lippen. »Du wirst mich wohl oder übel heiraten müssen.«
    »Ich muß was?«
    Die Panik, die in ihre Augen trat, nahm er nicht weiter ernst. »Mir gefällt die Vorstellung, daß du mich jeden Abend an der Tür begrüßt und mir Pizza warmmachst.«
    Lächelnd trat Clare noch einen Schritt zurück. »Da gibt
man diesem Mann den kleinen Finger, und er will gleich die ganze Hand.«
    »Ich hätte gern Gesellschaft in der Badewanne.«
    Clare entspannte sich sichtlich. »Damit ich dir den Rükken waschen kann, nehme ich an.«
    »Du wäschst meinen, ich wasch’ deinen.«
    »Abgemacht.« Sie zog sich an ihm hoch und schlang die Beine um seine Hüften. »Was hältst du davon, wenn wir die Pizza später aufwärmen?«
    »Gute Idee.«
    Hand in Hand gingen sie nach oben, während die Sonne langsam zu sinken begann.
    Aber es gab welche, die ungeduldig dem Sonnenuntergang entgegenfieberten.

Zehntes Kapitel
    Gegen halb zehn abends war Rocco’s Pizzeria knüppelvoll. Joleen Butts gab die Hoffnung, früh Feierabend zu machen, endgültig auf, als sich die Hobbs’ – eine siebenköpfige Familie  – vollzählig in ihrem Laden versammelten. Der Jüngste brachte es fertig, trotz des Fläschchens in seinem Mund lauthals zu quäken, während sich die anderen vier Kinder mit gezückten Vierteldollarstücken um die Spielautomaten scharten. Joleen nahm die Bestellung entgegen – drei große Pizzas, doppelt belegt – und fuhr fort, Teigfladen mit würzig riechenden Pilzen und geraspeltem Mozzarella zu belegen.
    Inzwischen waren alle vier Sitzecken belegt, die Tische mit zusammengeknüllten Papierservietten und Krümeln übersät. Der Junge, der halbtags bei ihnen aushalf, lieferte gerade eine Bestellung aus. Joleen bemerkte, daß der jüngste Hobbs-Sprößling unbeaufsichtigt herumtapste und seine klebrigen Finger gegen die Glastheke preßte, während er verlangend auf die dahinter ausgestellten Süßigkeiten und Limonadendosen starrte.
    Soviel zum frühen Feierabend, dachte sie resigniert.
    In ein paar Wochen, während der Sommerferien, würden sie die Pizzeria bis Mitternacht geöffnet lassen. Die Jugendlichen hielten sich gerne hier auf, drängten sich in die Sitzecken, futterten Pizza und

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