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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Bud oder Mick.«
    »Was hast du vor?« Cam lehnte sich über sie, öffnete das Handschuhfach und entnahm ihm eine Pistole. »Um Gottes willen!«
    »Daß du mir ja im Auto bleibst!«
    Er ließ sie allein und bewegte sich rasch und leise auf das geparkte Fahrzeug zu. In diesem Moment spürte Clare am eigenen Leibe, was es bedeutete, wenn einem das Herz bis zum Hals schlug. Sie konnte kaum noch schlucken oder atmen, und je mehr er sich dem Wagen näherte, um so schlimmer wurde dieses Gefühl.
    Cam warf einen Blick auf das Nummernschild und prägte sich die Autonummer ein. Im Inneren des Fahrzeugs konnte er schemenhafte Gestalten und eine Bewegung erkennen. Gerade als er nach der Tür griff, drang der hohe, schrille Schrei einer Frau an sein Ohr. Mit einem Ruck riß er die Tür auf, um dann feststellen zu müssen, daß er seine Pistole auf ein nacktes Männerhinterteil richtete.
    Warum dauerte das bloß so lange, fragte Clare sich besorgt. Warum stand er denn einfach nur da? Befehl hin, Befehl her, ihre Hand schloß sich um den Türgriff, damit sie, wenn nötig, sofort aus dem Wagen springen und ihm zu Hilfe eilen konnte. Doch er hatte sich bereits von dem geparkten Fahrzeug abgewandt und schien auf einen Baum einzureden. Als er sich umdrehte und auf sie zukam, war sie vor Erleichterung einer Ohnmacht nah.
    »Was ist los? Was hast du da gemacht?«
    Cam legte den Kopf gegen das Lenkrad. »Ich habe gerade mit Waffengewalt die Kopulation von Arnie Knight und Bonnie Sue Meese unterbrochen.«
    »Du hast was? Ach du lieber Himmel.« Die Hände immer noch vor den Mund gepreßt, begann Clare schallend zu lachen. »Ogottogott!«
    »Da sagst du was.« Mit soviel Würde, wie er aufbringen konnte, ließ Cam den Wagen an und fuhr nach Hause.
    »Haben sie nur so rumgeknutscht oder haben sie richtig – na, du weißt schon.«
    »Na, du weißt schon«, murmelte er. »Ein klassischer Fall von Coitus interruptus.«
    »Zu schade.« Clare warf lachend den Kopf zurück, dann setzte sie sich plötzlich kerzengerade auf. »Sagtest du Bonnie Sue Meese? Aber sie ist doch mit Bob verheiratet.«
    »Tatsächlich?«
    »Was ist bloß in sie gefahren?«
    »Arnie.«
    »Das ist ja widerlich, Rafferty. Bob hat es nicht verdient, daß sich seine Frau um zwei Uhr morgens mit einem anderen Mann im Auto vergnügt.«
    »Ehebruch ist nicht strafbar. Es ist eine Privatangelegenheit zwischen den beiden.«
    »Ich wünschte, ich wüßte gar nichts davon.«
    »Glaub mir, so etwas mit eigenen Augen zu sehen ist viel schlimmer, als nur davon zu hören. Ich glaube, ich kann Arnie nie wieder ins Gesicht schauen, ohne vor mir zu sehen, wie er …« Cam fing an zu lachen, verstummte aber abrupt, als er Clares Gesichtsausdruck bemerkte. »Entschuldige.«
    »Irgendwie bedrückt mich die ganze Geschichte. Gestern habe ich mich noch mit Bonnie Sue unterhalten, sie hat mir Fotos von ihren Kindern gezeigt und mir von ihren neuen Vorhängen erzählt. Und nun stellt sich heraus, daß dieses ganze häusliche Glück nur eine Art Tarnung ist, damit sie sich davonschleichen und mit Arnie herummachen kann. Ich dachte, ich würde sie gut kennen.«
    »Die Menschen sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen. Genau damit muß ich mich im Augenblick ja selber auseinandersetzen. Aber vielleicht hab’ ich ja Bonnie Sue einen solchen Schreck eingejagt, daß sie sich wieder an ihr Treuegelöbnis erinnert.«
    »Einen Betrug kann man nicht rückgängig machen.« Clare verdrehte die Augen. »O Mann, ich klinge vielleicht selbstgerecht! Ein paar Wochen in dieser Stadt, und ich fange wieder an zu glauben, daß das Leben wie in einem
Kitschroman verlaufen muß. Wenn es doch nur so wäre.«
    »Das wünsche ich mir manchmal auch.« Cam legte den Arm um sie. »Und mit ein bißchen Glück gelingt es uns vielleicht.«

Elftes Kapitel
    Clare fuhr gewöhnlich dreimal pro Woche ins Krankenhaus, um Lisa zu besuchen. Meistens fand sie dort entweder ihren Bruder oder ihre Eltern und Freunde vor. Doch die letzte Person, die sie an Lisas Bett zu sehen erwartet hätte, war Min Atherton.
    »Clare.« Lisa lächelte sie an. Der Verband war von dem verletzten Auge abgenommen worden, und obwohl es noch rot und geschwollen aussah, würde kein bleibender Schaden zurückbleiben. Ihr Bein hing immer noch in dem Metallgestell. Die Folgeoperation war für die zweite Juniwoche angesetzt.
    »Hallo, Lisa. Mrs. Atherton.«
    »Schön, Sie zu sehen, Clare.« Trotzdem musterte Min mißbilligend Clares Jeans, die ihr für

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