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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Buttercremepraliné wanderte in ihren nicht stillstehen wollenden Mund.
    »Ich glaube nicht, daß Lisa das …«
    »Ich bin sicher, daß das Kind an unseren Trauerfällen interessiert ist«, schnitt Min ihr das Wort ab. »Clare ist die erste, die das bestätigen kann, immerhin ist ihr Vater ja vor einigen Jahren in den Tod gestürzt. Erst im letzten Jahr ist
der kleine Junge der Myers in der Kläranlage ertrunken, und vor längerer Zeit haben wir fünf Jugendliche bei einem schrecklichen Autounfall verloren – an dem sie allerdings selbst die Schuld trugen. Ach ja, und der alte Jim Poffenburger ist die Kellertreppe hinuntergefallen und hat sich das Genick gebrochen, dabei wollte er nur ein Glas eingemachten Kürbis aus dem Keller holen. Ja, wir hatten hier schon einige tragische Fälle. Aber keine Verbrechen.«
    »Es war sehr nett von Ihnen, den langen Weg hierher auf sich zu nehmen«, meinte Clare betont freundlich. »Aber ich weiß ja, wie beschäftigt Sie sind.«
    »Oh, ich tue nur meine Pflicht.« Mit klebrigen Fingern tätschelte Min Lisas Hand. »Wir Mädels müssen zusammenhalten, sage ich immer. Wenn man eine von uns angreift, greift man alle an. Der Frauenverein befaßt sich nicht nur mit Kuchenverkäufen und Tombolas, meine Liebe.«
    »Bitte richten Sie den anderen Damen aus, daß ich mich sehr über die Blumen gefreut habe.«
    »Natürlich, natürlich. Dann werde ich mich jetzt mal auf den Weg machen, ich muß das Essen vorbereiten. Ein Mann erwartet eine warme Mahlzeit, wenn er sein Tagwerk vollbracht hat.«
    »Grüßen Sie bitte den Bürgermeister von mir«, trug Clare ihr auf.
    »Sicher.« Min griff nach ihrer weißen Kunstledertasche. »Ich hatte ohnehin vorgehabt, bei Ihnen vorbeizukommen, Clare.«
    »Ach ja?« Clare setzte ein gezwungenes Lächeln auf.
    »Nun sind Ihre … Freunde ja nach New York zurückgekehrt. Ich wollte nicht stören, solange Sie Besuch haben.«
    »Sehr rücksichtsvoll von Ihnen.«
    »Ich muß schon sagen, ich bin froh, daß sie nicht länger geblieben sind. Man weiß ja, was die Leute so reden.«
    »Was reden sie denn?«
    »Nun, schließlich ist und bleibt die Frau eine Schwarze, meine Liebe.«
    Clares Miene verriet nichts. »Ach, wirklich?«
    Sarkasmus prallte an Min wirkungslos ab. »Nun, was
mich betrifft, so habe ich nicht einen Funken Bigotterie im Leib. Leben und leben lassen, sage ich immer. Letztes Jahr hatte ich sogar einmal eine schwarze Putzfrau aus Sheperdstown, sie kam einmal die Woche, um mein Haus sauberzumachen. Ich mußte sie entlassen, weil sie faul und aufsässig wurde. Aber das gehört nicht hierher.«
    »Sie sind eine wahre Wohltäterin, Mrs. Atherton«, sagte Clare todernst.
    Min strahlte ob dieses Lobes. »Nun, wir sind alle Kinder Gottes, egal, welche Hautfarbe wir haben.«
    »Hallelujah«, murmelte Clare, und Lisa mußte ein Kichern unterdrücken.
    »Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, ich muß mit Ihnen sprechen. Der Frauenverein sähe es gern, wenn Sie auf unserer monatlichen Versammlung eine Rede halten würden.«
    »Eine Rede?«
    »Über Kunst, Kultur und so weiter. Vielleicht kommt auch noch ein Reporter aus Hagerstown.«
    »Ich, äh …«
    »Wenn Sie gut genug für die Morning Times sind, dann sind Sie auch gut genug für den Morning Herald .« Zu Clares großem Mißvergnügen tätschelte ihr Min aufmunternd die Wange. »Als Politikersgattin weiß ich, wie wichtig Publicity ist. Überlassen Sie nur alles mir und kümmern Sie sich lediglich darum, ein hübsches Kleid auszusuchen. Es könnte auch nichts schaden, wenn Sie sich das Haar legen lassen würden.«
    »Was stimmt denn nicht mit meinem Haar?« Clare fuhr mit der Hand durch ihre Mähne.
    »Ja, ja, ihr Künstler. Ich weiß, ihr liebt es unkonventionell, aber wir sind hier in Emmitsboro. Machen Sie sich schön zurecht und sprechen Sie ein bißchen über Kunst. Sie könnten vielleicht auch ein oder zwei Ihrer Werke mitbringen, möglich, daß Bilder davon in die Zeitung kommen. Ich erwarte Sie also Samstag gegen Mittag bei mir zu Hause.«
    »Diesen Samstag?«
    »Also wirklich, Clare, Sie wissen doch, daß der Frauenverein seine Versammlung immer am ersten Samstag des Monats abhält. So war es schon immer, und so soll es auch bleiben. Immerhin war Ihre Mama drei Jahre hintereinander unsere Vorsitzende. Und bitte verspäten Sie sich nicht.«
    »Nein … doch …«
    »Also abgemacht. Passen Sie auf sich auf, Lisa. Ich komme wieder, sobald ich etwas Zeit habe.«
    »Danke.« Lisa wartete, bis

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