Dunkle Herzen
zerknüllte Laken zu entwirren, um sie darin einzuhüllen.
»Ich bin schon okay.« Clare atmete mehrmals tief durch. »Schon gut. Es war nur ein Traum.«
»Das sind eigentlich meine Zeilen.« Er drehte ihr Gesicht zum Mondlicht hin und sah sie genau an. Sie war aschfahl. »Muß ein ziemlich böser Traum gewesen sein.«
»Allerdings.« Mit beiden Händen fuhr sich Clare nervös durch das Haar.
»Willst du darüber reden?«
Wenn sie nur könnte! Aber wie konnte sie irgend jemandem davon erzählen? »Nein, es ist schon vorbei. Wirklich.«
»Du siehst aus, als könntest du einen Brandy vertragen.« Sanft berührte er mit den Lippen ihre Augenbrauen. »Leider hab’ ich keinen da.«
»Macht nichts. Nimm mich lieber in die Arme.« Sie kuschelte sich wärmesuchend an ihn. »Wie spät ist es denn?«
»Ungefähr zwei.«
»Tut mir leid, daß ich dich geweckt habe.«
»Halb so wild. Weißt du, mit Alpträumen kenne ich mich aus.« Er ließ sich in die Kissen zurücksinken und wiegte sie sacht in seinen Armen. »Möchtest du ein Glas Wasser?«
»Nein.«
»Warme Milch?«
»Igitt.«
»Heißen Sex?«
Clare lachte leise und sah zu ihm auf. »Später vielleicht. Ich mag es, neben dir aufzuwachen.« Seufzend schmiegte sie sich an seine Schulter. Der Alptraum begann bereits zu verblassen. Aber Cam war Realität.
»Eine herrliche Nacht«, murmelte sie.
Cam schaute aus dem Fenster. »Ideal zum Campen. Vielleicht gehen wir beide in der nächsten Vollmondnacht zelten.«
»Zelten?«
»Klar. Wir könnten unten am Fluß übernachten und uns unter dem Sternenhimmel lieben.«
»Wir können auch einfach eine Matratze auf den Balkon legen.«
»Wo bleibt dein Sinn für Abenteuer?«
»Er ist fest mit so kleinen Annehmlichkeiten wie Badewannen und Zentralheizung verknüpft.« Sie glitt über ihn und knabberte an seiner Unterlippe. »Und bequemen Betten.«
»Hast du’s schon einmal in einem Schlafsack gemacht?«
»Nö.«
»Gestatte, daß ich dir diese Situation einmal bildlich vor Augen führe.« Cam rollte sie herum und schlang die Bettdecke fest um sie beide. »Auf diese Weise muß ich mich kaum bewegen, um – ach, verdammte Scheiße!«
Clare konnte ihm da nur beipflichten. Wütend starrte sie das Telefon an und japste nach Luft, als Cam sich aus dem Deckengewirr kämpfte.
»’tschuldigung.«
»Macht nichts.«
»Rafferty«, sagte er in den Hörer, und dann: »Was?«
»Sie bringen sie um«, wiederholte Ernie. Seine Stimme war nur ein ersticktes Flüstern.
»Wen?« Cam knipste das Licht an.
»Sie schreit. Sie schreit und schreit. Es ist furchtbar.«
»Nun mal ganz ruhig. Sagen Sie mir erst einmal, wer Sie sind.«
Er fluchte, als die Verbindung unterbrochen wurde, knallte den Hörer auf die Gabel und stand auf.
»Wer war das?«
»Keine Ahnung. Wahrscheinlich ein Spinner.« Aber ihm war die echte Panik in der Stimme des Anrufers nicht entgangen. »Hat behauptet, jemand würde umgebracht, wollte mir aber nicht sagen, wer und wo.«
»Was wirst du tun?«
Cam langte bereits nach seiner Hose. »Ich kann ja kaum etwas tun. Ich werde in die Stadt fahren und mich ein bißchen umsehen.«
»Ich komme mit.«
Cam war schon im Begriff, nein zu sagen, als ihm ein Gedanke kam. Angenommen, der Anruf war fingiert gewesen, ein Trick, um ihn aus dem Haus zu locken und Clare allein zu erwischen. Rafferty, du drehst langsam durch, schimpfte er innerlich. Aber dennoch hielt er es für besser, kein Risiko einzugehen.
»Okay. Wahrscheinlich verschwenden wir sowieso nur unsere Zeit.«
Eine geschlagene Stunde davon war bereits verstrichen, als sie sich wieder auf den Weg nach Hause machten. Die Stadt war so ruhig wie ein Grab.
»Verzeihst du mir, daß ich dich zu nachtschlafender Zeit aus dem Bett geschmissen habe?«
»Macht mir nichts aus. Eine schöne Nacht für eine Autofahrt, finde ich.« Clare drehte sich zu ihm um. »Ich wünschte nur, du würdest dir nicht soviel Sorgen machen.«
»Ich habe das ungute Gefühl, als würden mir die Dinge aus der Hand gleiten.« Dieses Gefühl kannte er noch aus seiner Jack-Daniels-Zeit und legte keinen gesteigerten Wert darauf. »Irgend etwas geht hier vor, und ich muß unbedingt …« Er brach ab, als er ein zwischen den Bäumen abgestelltes Fahrzeug entdeckte. »Bleib im Wagen«, ordnete er flüsternd an. »Fenster hochkurbeln und Tür verriegeln.«
»Aber …«
»Setz dich auf den Fahrersitz. Wenn es so aussieht, als würde es Ärger geben, dann machst du, daß du wegkommst. Hol’
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