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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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knallte die Tür hinter sich zu.
    »Weißt du, was ich an diesem Mann so liebe?« spottete Cam. »Sein umgängliches Wesen und sein sonniges Gemüt.«
    »Es sieht Sarah überhaupt nicht ähnlich, einfach so blauzumachen«, sagte Bud, als sie die Treppe hochgingen. »Sie wollte genug zusammensparen, um in die Großstadt ziehen zu können.«
    »Sie hatte Krach mit deiner Mutter«, bemerkte Cam. »Vielleicht hat sie sich entschlossen, ein paar Tage zu verschwinden, um sich abzuregen.« Er klopfte, wartete einen Moment und schloß dann die Tür auf.
    Das Einzimmerapartment war nur spärlich möbliert, der Teppich, ein ovales, an den Rändern ausgefranstes Stück, lag an seinem Platz. Das Klappbett war ungemacht, die roten Satinlaken zerknautscht. Dann gab es noch eine Lampe, ein Schränkchen, dem eine Schublade fehlte, und eine wackelige Frisierkommode. Ein leichter Staubfilm hatte sich darübergelegt, und Cam konnte dort, wo Fläschchen und Tiegel gestanden hatten, die helleren
Flecken erkennen. Er öffnete den Kleiderschrank. Dieser war leer.
    »Sieht aus, als hätte sie sich davongemacht.«
    »Sie würde nie so mir nichts, dir nichts abhauen. Ich weiß, daß sie stinksauer auf Mom war, aber mir hätte sie etwas gesagt.«
    Cam zog eine Schublade auf. »Ihre Kleider sind weg.«
    »Ja, aber …« Bud fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Sie würde nicht so sang- und klanglos verschwinden, Cam. Nicht, ohne mir Bescheid zu sagen.«
    »Okay, sehen wir uns mal gründlich um. Übernimm du doch das Badezimmer.«
    Cam öffnete die restlichen Schubladen, zog sie ganz heraus und untersuchte die Rückseite. Er vermied es angelegentlich, an Sarah als einen Menschen zu denken, sich daran zu erinnern, wie sie vor all den Jahren gewesen war oder daran, wie sie ausgesehen hatte, als er sich das letztemal mit ihr unterhielt. Jede Wette, daß sie aus einer Laune heraus der Stadt den Rücken gekehrt hatte. Wenn ihr das Geld ausging, würde sie schon zurückkommen.
    Aber als er die leeren Schubladen der Frisierkommode inspizierte, fiel ihm der mysteriöse Anruf von Sonntag nacht wieder ein.
    Sie bringen sie um.
    An der Rückseite der untersten Schublade klebte eine kleine Plastiktüte voller Banknoten. Übelkeit stieg in Cam hoch und würgte ihn im Hals, während er die Geldscheine zählte.
    »Sie hat eine halbvolle Flasche Gesichtslotion dagelassen und …« Bud blieb in der Badezimmertür stehen. »Was hast du da?«
    »Das hat sie hinten an eine Schublade geklebt. Bud, das sind insgesamt vierhundertsiebenunddreißig Dollar.«
    »Vierhundert?« Bud schienen die Augen aus dem Kopf zu treten. Sein hilfloser Blick heftete sich auf die Scheine. »Sie hat gespart, um von hier wegziehen zu können. Cam, sie wäre niemals ohne das Geld fortgegangen.« Erschüttert
ließ er sich auf die Bettkante sinken. »Was sollen wir jetzt bloß machen?«
    »Wir informieren die Staatspolizei und geben eine Suchmeldung raus. Und wir müssen mit deiner Mutter sprechen.« Cam ließ die Plastiktüte mit dem Geld in seine Tasche gleiten. »Bud, hatte Sarah ein Techtelmechtel mit Parker, ehe der die Stadt verlassen hat?«
    »Parker?« Bud blickte verständnislos auf, dann errötete er. »Kann schon sein. Cam, du glaubst doch nicht im Ernst, daß sie sich nach Florida abgesetzt hat, um sich mit ihm zusammenzutun? Sie hat sich immer nur über ihn lustig gemacht, sie hatte überhaupt nichts für ihn übrig. Es war nur so, daß er … sie brauchte Geld«, murmelte er.
    »Hat sie dir je etwas über ihn erzählt? Daß er einem Club oder einer Vereinigung angehörte, zum Beispiel?«
    »Einem Club? So was wie die Freimaurer?«
    »So etwas Ähnliches.«
    »Er hat oft im Vereinshaus der Kriegsveteranen herumgehangen, das weißt du doch. Aber ich sage dir, sie ist garantiert nicht bei Parker. Sie konnte ihn nicht ausstehen. Und sie wäre nie abgehauen und hätte ihr Geld und ihre Familie im Stich gelassen, nur um zu Parker zu gehen.«
    »Das kann ich mir allerdings auch nicht vorstellen.« Cam legte Bud eine Hand auf die Schulter. »Bud, mit wem hat sie sonst noch geschlafen?«
    »Himmel, Cam!«
    »Tut mir leid, aber irgendwo müssen wir ansetzen. Hat irgend jemand sie belästigt, sie nicht in Ruhe gelassen?«
    »Davey Reeder hat sie ständig bedrängt, ihn doch zu heiraten, aber sie konnte darüber nur lachen. Oscar Roody erzählt viel, wenn der Tag lang ist, aber soviel ich weiß, ist er nie hier oben gewesen. Sarah sagte, er hätte viel zuviel Angst vor seiner Frau.

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