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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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die Straße hinunterjagte, blickte sie kurz hoch. Ihre Brauen zogen sich zusammen. Seine Mutter schien ihm irgend etwas nachzuschreien. Ehe Sally ihr von dem Teleskop berichtet hatte, wäre Clare noch versucht gewesen, ihm höchstpersönlich hinterherzufahren, um die Wogen zu glätten.
    Laß dich da in nichts hineinziehen, mahnte sie sich, als sie sich wieder an die Arbeit machte. Wenn sie sich anfangs nicht eingemischt hätte, wäre ihr jetzt nicht jedesmal, wenn
sie die Schlafzimmervorhänge zuzog, etwas unbehaglich zumute.
    Außerdem hatte sie genug eigene Probleme. Verträge wollten erfüllt, Aufträge erledigt werden, und dazu steckte sie mitten in einer Beziehung, die außer Kontrolle geraten war, und hatte zudem noch diese verdammte Rede auf der Versammlung des Frauenvereins am Hals. Clare blies sich eine Haarsträhne aus den Augen und blickte auf ihre Uhr. Und dann mußte sie Cam noch von den merkwürdigen Worten berichten, an die sich Lisa erinnert hatte.
    Wo zum Teufel trieb der sich eigentlich herum?
    Auf dem Rückweg vom Krankenhaus hatte sie in seinem Büro vorbeigeschaut, ihn jedoch dort nicht angetroffen. Dann hatte sie ihn zuhause angerufen, er hatte aber nicht abgehoben. Vermutlich sorgte er irgendwo draußen für Recht und Ordnung, dachte sie lächelnd. Sie würde ihn ohnehin in ein paar Stunden sehen, wenn sie beide Feierabend hatten.
    Clare stellte den Schweißbrenner ab und trat ein Stück zurück. Nicht schlecht, befand sie, ihr Werk aus schmalen Augen betrachtend. Eine freudige Erregung stieg in ihr hoch, als sie ihre Schutzbrille abnahm. Nein, wirklich nicht schlecht. Die Figur würde wahrscheinlich nicht gerade Alice’ Vorstellung entsprechen, da die weibliche Gestalt unnatürlich verlängert und bestimmte Attribute übertrieben dargestellt worden waren. Auch die Gesichtszüge erinnerten an niemanden im besonderen. Es hätte sich um jede beliebige Frau handeln können. Die vier Arme würden Alice sicher auch irritieren, aber für Clare symbolisierten sie die Fähigkeit einer Frau, mehrere Aufgaben gleichzeitig bewältigen zu können, ohne dabei aus dem Gleichgewicht zu geraten.
    »Was soll denn das darstellen?« fragte Blair über ihre Schulter. Clare fuhr beim Klang seiner Stimme erschrocken zusammen. »Eine knochigere Version der Göttin Kali?«
    »Nein, Kali hat, soviel ich weiß, sechs Arme.« Clare nahm die Schutzkappe ab. »Das hier ist Alice.«
    Blair hob eine Braue. »Na klar. Hab’ ich auf den ersten Blick erkannt.«
    »Banause!«
    »Verrücktes Huhn.« Doch sein Lächeln verschwand, als er, den Arm voller Bücher, die Garage betrat. »Clare, was hat das alles zu bedeuten?«
    Ein Blick auf die Bücher genügte, um ihr das Blut in die Wangen zu treiben. »Wie kommst du dazu, in meinem Zimmer herumzuschnüffeln? Ich dachte, die Frage der Privatsphäre hätten wir bereits im zarten Alter von zehn Jahren geklärt.«
    »Das Telefon hat geklingelt, als ich gerade oben war. Zufällig stand mir der Apparat in deinem Zimmer am nächsten.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, mein Telefon in die Nachttischschublade gesteckt zu haben.«
    »Ich hab’ einen Block gesucht. Ich stelle für Cam einige Nachforschungen an und mußte mir etwas notieren. Aber das ist gar nicht der springende Punkt, nicht wahr?«
    Clare entriß ihm die Bücher und ließ sie auf eine Werkbank fallen. »Mein Lesestoff geht dich überhaupt nichts an.«
    Blair legte ihr die Hände auf die Schultern. »Das ist keine Antwort.«
    »Es ist meine Antwort.«
    »Clare, hier handelt es sich um eine ernstere Sache als damals, als ich heimlich in deinem Tagebuch gelesen und herausgefunden habe, daß du für den Kapitän des Footballteams schwärmst.«
    »Ich bin auf seine körperlichen Reize reingefallen.« Sie wollte sich losmachen, doch er hielt sie fest. »Blair, ich muß noch arbeiten.«
    Blair warf ihr einen Blick zu, der Zärtlichkeit und Ungeduld zugleich ausdrückte. »Hör mal, ich dachte, es läge an der Sache zwischen Cam und dir, daß du so nervös und durcheinander bist.«
    »Nervös bin ich«, berichtigte sie. »Aber nicht durcheinander.«
    »Mag sein. Aber ich wußte von dem Moment an, als ich hier ankam, daß dir etwas auf der Seele liegt. Was meinst du wohl, warum ich hiergeblieben bin?«
    »Weil du süchtig nach meinen angebrannten Hamburgern bist.«
    »Ich hasse deine angebrannten Hamburger.«
    »Deshalb hast du auch gestern abend gleich zwei davon gefuttert.«
    »Daran siehst du mal, wieviel du mir bedeutest. Also,

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