Dunkle Herzen
nächsten Tagen öfter mal für ihn einspringen mußt.«
»Mach ich. Der Bud, das ist ein guter Junge. Wie der an so eine mißratene Schwester kommt, ist mir schleierhaft. Soll ich seine Patrouille übernehmen?«
»Das wäre nett. Bud ist bei seiner Mutter. Aber du hast trotzdem noch Zeit, deinen Kaffee auszutrinken.«
»Den brauch’ ich auch.« Der Stuhl knarrte, als Mick sich zurücklehnte. »War ja ’n dolles Ding, was du auf der Farm alles gefunden hast. Biff Stokey war ja nun wirklich der
letzte, den ich mit Drogen in Verbindung gebracht hätte. Sicher, er trank gerne mal einen über den Durst, aber Koks schnupfen – nee.«
»Da fragt man sich doch, wie gut man seine Mitmenschen überhaupt kennt. Du hast manchmal mit ihm gepokert, oder?«
»Na ja, ab und zu.« Mick lächelte wehmütig. »Wir haben uns irgendwo getroffen, ein Bierchen getrunken und um ’nen Vierteldollar gespielt. Ist ja nicht ganz legal, wenn man’s genau nimmt, aber wegen der Bingoabende der Katholischen Kirche zerreißt sich ja auch niemand das Maul.«
»Drogen?«
Die beiläufige Frage veranlaßte Mick, die Brauen zu heben. »Nun mach aber mal halblang, Cam. Glaubst du im Ernst, einer der Jungs würde sich trauen, mir mit diesem Scheiß zu kommen? Kannst du dir Roody mit einem Joint vorstellen?«
Bei der Vorstellung mußte Cam grinsen. »Nein. Ehrlich gesagt fällt es mir schwer, diese Stadt mit Drogen und Mord in Verbindung zu bringen, aber trotzdem haben wir hier beides.«
»Ich schätze, da besteht ein Zusammenhang. Wahrscheinlich ist die Sache Biff über den Kopf gewachsen, und irgendein Dealer von außerhalb hat ihn erledigt.«
Cam gab ein unverbindliches Grunzen von sich. »Ich habe heute noch etwas Seltsames herausgefunden. Parker und seine Frau sind tot.«
»Sheriff Parker?« Mick setzte sich kerzengerade auf. Sein Hals war wie zugeschnürt. »Um Himmels willen, Cam, was ist denn passiert?«
»Das Haus ist abgebrannt. Sie haben an einem See in Florida gewohnt.«
»Lauderdale.«
»Nein.« Cam faltete die Hände. »Sie sind aus Lauderdale weggezogen. Innerhalb des letzten Jahres sind sie für meinen Geschmack reichlich oft umgezogen, kreuz und quer durch den ganzen Staat.«
»Ein Wandervogel eben.«
»Wie auch immer. Ich warte noch auf die Berichte von Polizei und Feuerwehr.«
Mick sah Parker vor sich, auf dem Stuhl, auf dem Cam jetzt saß, mit seinem über den Gürtel quellenden Wanst, und mußte sich mit einem Ruck aus der Vergangenheit lösen. »Was erhoffst du dir davon?«
»Das weiß ich erst, wenn ich sie gelesen habe.« Er schaute hoch, als Clare das Büro betrat, und schob unauffällig ein paar Papiere über seinen soeben getippten Bericht, ehe er ihr zulächelte. »Hi.«
»Hi.« Ihr Lächeln mißlang. »Hallo, Mr. Morgan.«
»Selber Hallo.« Mick schob seinen Kaffeebecher beiseite. Ein Blick seitens Cam hatte ihn gewarnt, die Parker-Geschichte für sich zu behalten. »Hab’ gehört, du hast da ein dickes Ding laufen, ein Auftrag von einem Nobelmuseum.«
»Sieht so aus.« Clare legte die Büchertasche auf Cams Schreibtisch. »Störe ich?«
»Nö, wir haben nur ein bißchen gequatscht.«
»Ich muß mit dir sprechen«, sagte Clare zu Cam. »Wenn du eine Minute Zeit hättest?«
»Ich habe sogar mehrere Minuten Zeit.« Er konnte ihr vom Gesicht ablesen, daß sie etwas auf dem Herzen hatte, und warf Mick einen Blick zu.
»Ich werd’ dann mal gehen.« Der Deputy erhob sich. »So gegen sieben bin ich wieder da.«
»Danke.«
»Schön, dich zu sehen, Clare.« Cam gab ihr einen aufmunternden Klaps auf die Schulter.
»Ach, Cam.« Clare wartete, bis die Tür hinter Mick ins Schloß gefallen war, dann packte sie den Stier bei den Hörnern. »Ich glaube nicht, daß das etwas zu bedeuten hat, und ich finde, es ist auch nicht deine Angelegenheit. Aber …«
»Sekunde.« Cam hob eine Hand, dann griff er nach der ihren. »Ich verstehe nur Bahnhof.«
»Entschuldige«, bat sie, nun etwas ruhiger. »Ich hatte eben einen kleinen Disput mit Blair und bin über den Ausgang nicht gerade entzückt.«
»Soll ich ihm an deiner Stelle das Fell gerben?«
»Nicht nötig.« Jetzt mußte sie doch lächeln. »Das kann ich schon selber. Cam, jetzt denke bitte nicht, daß ich dir etwas verschweigen wollte. Ich war – und bin – nur der Meinung, daß es sich um eine Familienangelegenheit handelt.«
»Erzähl mir doch einfach, worum es geht.«
Statt einer Antwort nahm Clare die Bücher aus der Tasche und breitete sie auf
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