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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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sich in sich selbst zurückzuziehen, als er sie sacht wieder auf den Stuhl drückte. »Ich weiß es nicht. Es war ein Traum, und ich war erst fünf oder sechs Jahre alt.«
    »Aber du erinnerst dich an den Traum, und du hast ihn auch heute noch.«
    Clare starrte die Bücher auf Cams Schreibtisch an. »Manchmal.«
    »Erzähl mir, woran du dich erinnerst.«
    »Es ist doch alles gar nicht passiert. Ich bin in meinem eigenen Bett aufgewacht.«
    »Was geschah, ehe du aufgewacht bist?«
    »Ich habe geträumt, ich würde mich auf dem Rücksitz seines Autos verstecken. Ich wußte, daß er weggehen wollte, und ich wollte ihn überraschen, um ihm zu beweisen, daß ich doch schon groß genug war, um sein Partner zu sein. Wir sind aber in kein Haus gegangen, sondern raus in den Wald gefahren. Ich folgte ihm. Für mich war es ein tolles Abenteuer. Wir kamen zu einer Lichtung, und da waren noch andere Männer. Ich hielt es für eine Versammlung, für einen Geheimbund, denn … sie trugen alle lange Gewänder mit Kapuzen.«
    O Gott, Slim, dachte Cam entsetzt. Was hast du da mitangesehen? Laut sagte er: »Erzähl weiter.«
    »Sie hatten Masken auf. Ich fand das komisch, denn es war noch gar nicht Halloween, sondern Frühling. Ich versteckte mich im Gebüsch und sah ihnen zu.«
    »Du sagst, da waren noch andere Männer. Kanntest du sie?«
    »Ich weiß nicht, ich habe nicht auf sie geachtet. Ich habe nur meinem Vater zugeschaut. Sie bildeten einen Kreis, und eine Glocke läutete. Dann sah ich zwei Frauen, Frauen in roten Gewändern. Eine von ihnen zog sich aus und legte sich auf eine Art Holzklotz. Ich fand es faszinierend und abstoßend zugleich. Alle sangen, dann zündeten sie ein Feuer an. Ein großes Feuer. Ich war ganz verschlafen und verstand das alles nicht. Der Mann mit der großen Maske hatte ein Schwert, und das glitzerte im Mondlicht. Er sagte etwas, und der Rest der Gruppe wiederholte es.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Das konnte ich nicht verstehen.« Doch sie hatte sich wieder erinnert, als sie die Bücher las. »Ich kannte die Namen nicht.«
    »Namen?«
    »O Gott, Cam, die Namen in den Büchern. Sie haben Dämonen beschworen.«
    »Okay, bleib ganz ruhig.«
    Clare fuhr sich mit dem Handrücken über die Wange. »Ich fror, und ich war müde. Daddy sollte mich nach Hause bringen. Aber aus irgendeinem Grund hatte ich Angst. Der Mann mit der Maske hat dauernd die Frau angefaßt. Dann brachten sie einen Ziegenbock, einen kleinen weißen Ziegenbock, und der Mann griff nach einem Messer. Ich wollte wegrennen, aber ich konnte nicht. Ich konnte meine Beine nicht bewegen. Die Männer haben ihre Kutten abgelegt, die Masken aber aufbehalten und sind um das Feuer herumgetanzt. Ich erkannte meinen Vater. Er hatte Blut an den Händen. Und dann bin ich von meinen Schreien aufgewacht, in meinem eigenen Bett.«
    Cam zog sie vom Stuhl hoch, um sie liebevoll an sich zu drücken. Doch in den Augen, die über ihre Schulter blickten, schimmerte schwarze, eiskalte Wut.
    »Es war doch nicht wirklich«, beharrte sie. »Es ist alles gar nicht passiert. Ich bin in meinem Bett aufgewacht wie immer, wenn ich diesen Traum habe, und meine Mutter und mein Vater waren bei mir.«
    »Hast du ihnen von dem Traum erzählt?«
    »Ich brachte zuerst kein Wort heraus. Vermutlich war ich hysterisch. Aber ich weiß noch, daß mein Vater mich hin- und herwiegte und mein Haar streichelte. Er hat mir immer wieder versichert, daß es nur ein Traum gewesen sei, ein ganz schlimmer Traum, und daß er es nie zulassen würde, daß mir etwas zustößt.«
    Cam blickte ihr lange tief in die Augen. »Clare, das war kein Traum.«
    »Es muß einer gewesen sein.« Ihre Hände zitterten. »Es muß ein Traum gewesen sein. Ich lag im Bett, mein Vater saß bei mir. Ich weiß, daß du an die Bücher denkst. Der Gedanke ist mir auch schon gekommen. Er muß sie nach diesem Vorfall gekauft haben, weil er sich Sorgen um mich machte, wegen des Traumes und warum er immer wiederkam. Er wollte der Sache auf den Grund gehen. Er hat sich solche Sorgen um mich gemacht, daß er noch Wochen später jeden Abend zur Schlafenszeit in mein Zimmer kam,
mir lustige Geschichten erzählte, etwas vorsang oder einfach nur an meinem Bett saß, bis ich eingeschlafen bin.«
    »Ich weiß, daß er sich Sorgen um dich machte, und ich weiß auch, daß er dich geliebt hat. Trotzdem glaube ich, daß er in etwas hineingezogen worden ist, was er dann nicht mehr kontrollieren konnte, genausowenig wie seinen

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