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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ist.«
    »Wie du schon sagtest: Die meisten Erinnerungen sind positiver Natur. Vielleicht ist es an der Zeit, sich den negativen zu stellen.«
    »Du konsultierst immer noch diesen Seelenklempner, nicht wahr?«
    Clare lächelte leise. »Ab und zu. Aber meine eigentliche Therapie ist meine Arbeit, und hier kann ich einfach nicht mehr arbeiten. Ich will nach Hause, Blair. Das ist das einzige, was ich ganz genau weiß.«
     
    »Wann hast du das letzte Mal hinter dem Steuer gesessen?« wollte Angie wissen.
    Clare verstaute den letzten Koffer im Kofferraum ihres funkelnagelneuen Toyota, schlug die Heckklappe zu und trat zurück. Auf seine Art war dieses Auto auch ein Kunstwerk. »Wie bitte?« fragte sie abwesend, als sie bemerkte, daß Angie mit dem Fuß auf den Boden tappte. Diesmal trug sie stahlblaue Schlangenlederpumps.
    »Ich fragte, wann du das letzte Mal ein Auto von der Stelle bewegt hast.«
    »Ach, das ist schon ein paar Jahre her. Eine richtige Schönheit, findest du nicht?« Liebevoll streichelte Clare den schimmernden roten Kotflügel.
    »Sicher, sicher, ein richtiges Prachtstück. Mit Fünfgangschaltung, wie ich sehe. Und der Tacho geht bis hundertsechzig Meilen. Du hast seit mindestens zwei Jahren nicht mehr am Steuer gesessen, und dann gehst du hin und kaufst dir gleich einen Rennwagen?«
    »Ich nehme an, dir wäre es lieber, wenn ich mir eine lahme alte Gurke von Kombi zugelegt hätte.«
    »Mir wäre es lieber, wenn du dieses Monster entladen und wieder nach oben gehen würdest, wo du hingehörst.«
    »Angie, wir haben dieses Thema jetzt eine Woche lang durchgekaut.«
    »Trotzdem ergibt das Ganze keinen Sinn.« Erregt lief Angie auf dem Bürgersteig auf und ab, wobei sie peinlich darauf achtete, mit dem Absatz ihrer Zweihundert-Dollar-Schuhe nicht in eine Ritze zu geraten. »Mädel, du bist kaum imstande, alleine deine Schuhe zu binden, und dann willst du mit dieser Rakete bis nach Maryland düsen?«
    »Hab’ ich den serienmäßig eingebauten Autopiloten nicht erwähnt?« Da Angie die Bemerkung offensichtlich nicht besonders witzig fand, packte Clare sie bei den Schultern und schüttelte sie. »Hör doch bitte auf, dir dauernd Sorgen zu machen. Ich bin schon ein großes Mädchen, und ich will lediglich die nächsten sechs Monate oder so in einer ruhigen Kleinstadt verbringen, wo es nur zwei Ampeln gibt und das größte Verbrechen darin besteht, Äpfel aus Nachbars Garten zu klauen.«
    »Und was zum Teufel hast du an so einem Ort verloren?«
    »Ich will dort arbeiten.«
    »Du kannst hier arbeiten. Gütiger Himmel, Clare, nach dieser Ausstellung fressen die Kritiker dir aus der Hand! Du bestimmst die Preise. Wenn du urlaubsreif bist, dann mach eine Kreuzfahrt oder flieg für ein paar Wochen nach Cancun oder Monte Carlo. Was um alles in der Welt zieht dich nach Emmitsburg?«
    »Boro . Emmitsboro. Ruhe und Frieden zum Beispiel.« Keine von beiden zuckte mit der Wimper, als ein Taxifahrer aus seinem Wagen sprang und einen anderen Fahrer mit einem Schwall von Obszönitäten überschüttete. »Ich brauch’ Tapetenwechsel, Angie. Alle Arbeiten, die ich im Laufe des letzten Monats in Angriff genommen habe, sind gründlich danebengegangen.«
    »So ein Quatsch!«
    »Angie, du bist meine Freundin, und eine gute dazu, aber du bist auch Kunsthändlerin. Also sei ehrlich.«
    Angie öffnete den Mund, doch als Clare sie eindringlich ansah, stieß sie nur ein ungeduldiges Zischen aus.
    »Nun, das war ehrlich genug«, murmelte Clare.
    »Wenn du in den letzten Wochen nicht unbedingt Glanzleistungen zustande gebracht hast, dann nur deshalb, weil du dich zu sehr unter Druck setzt. Alles, was du zu der Ausstellung gegeben hast, war fabelhaft. Du mußt einfach mal abschalten, das ist alles.«
    »Kann sein. Aber glaub mir, es ist nahezu unmöglich, sich in Emmitsboro irgendwie unter Druck zu setzen. Außerdem«, fügte sie hinzu und hob eine Hand, als Angie Einwände erheben wollte, »fährt man nur fünf Stunden bis dorthin. Du und Jean-Paul, ihr könnt also jederzeit vorbeikommen und euch persönlich davon überzeugen, daß ich noch lebe.«
    Angie gab auf. Sie wußte nur zu gut, daß Clare von einem einmal gefaßten Entschluß nicht mehr abzubringen war. »Aber du rufst an, ja?«
    »Ich rufe an, ich schreibe dir, und wenn es sein muß, sende ich sogar Rauchzeichen. Jetzt sag schon ›Auf Wiedersehen‹.«
    Angie durchforstete ihr Hirn nach einem letzten schlagkräftigen Argument, doch ihr wollte nichts einfallen. Und Clare

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