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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Tod sie all ihrer persönlichen Merkmale beraubt hatte. Cam schätzte, daß sie im Leben eher klein, höchstens mittelgroß gewesen war. Ihr Alter ließ sich unmöglich bestimmen.
    Trotzdem ahnte er, wen er da vor sich hatte, und als er das Laken, das er aus dem Auto geholt hatte, über sie breitete, dachte er, daß Carly Jamison nun das Strandleben von Fort Lauderdale nie mehr genießen können würde.
    Obwohl alle Farbe aus seinem Gesicht gewichen war, zitterten seine Hände nicht, und er dachte nur einen flüchtigen Augenblick lang daran, daß ein Schlückchen Jack Daniels
jetzt genau das richtige wäre. Dann ging er über das Feld, das er selbst in seiner Jugend umgepflügt hatte, auf Chip und July zu, die auf ihn warteten.
    »Seh’n Sie, es war ’ne Leiche, genau wie wir gesagt haben.« July hüpfte aufgeregt von einem Bein auf das andere. »Hab’ noch nie ’ne echte Leiche nich’ gesehen, außer mein’ Onkel Clem, und der lag im Sonntagsanzug bei Griffith aufgebahrt. Chip und ich, wir ham das Feld Ihrer Ma gemäht, und da ham wir’s gerochen.«
    »Halt doch mal die Klappe, July.« Chip wischte sich mit der Hand über sein schweißnasses Gesicht. »Was sollen wir jetzt machen, Sheriff?«
    »Ich wäre euch dankbar, wenn ihr zu meinem Büro fahren und da eure Aussage zu Protokoll geben würdet.« Cam zündete sich eine Zigarette an und hoffte, sie würde den schlechten Geschmack in seinem Mund vertreiben. »Hat einer von euch sie angerührt?«
    »Nee, um Gottes willen.« Wieder hüpfte July auf und ab. »Mann, war die zugerichtet. Ham Sie den Haufen Fliegen gesehen?«
    »Halt die Klappe, July“, befahl Cam freundlich. »Ich ruf eben an, um sicherzustellen, daß Mick da ist und eure Aussage aufnimmt. Vielleicht muß ich euch auch später noch ein paar Fragen stellen.« Er schielte zum Haus hin. »Habt ihr meiner Mutter etwas gesagt?«
    »Tut mir leid, Sheriff.« Chip zuckte mit den Achseln. »July und ich, wir waren völlig aus dem Häuschen, als wir zum Haus rannten.«
    »Schon gut. Jetzt seht zu, daß ihr eure Aussage zu Protokoll gebt.«
    »Wir fahren sofort los.«
    Cam nickte ihnen zu, dann ging er langsam ins Haus, wo seine Mutter auf ihn wartete.
    Sie fiel sofort mit Fragen über ihn her. »Ich hab’ den beiden gesagt, das ist bestimmt nur ein Hund oder ein Rehkitz«, legte sie los, nervös an ihrer Schürze zupfend. Unter ihren Augen lagen dunkle Schatten. »Von den Jungs hat keiner auch nur einen Funken Verstand.«
    »Hast du Kaffee da?«
    »In der Küche.«
    Er ging voraus, und sie folgte ihm mit einem flauen Gefühl im Magen. »Es war doch ein Hund, oder?«
    »Nein.« Cam goß sich Kaffee ein, stürzte ihn schwarz und heiß, wie er war, hinunter und griff dann zum Telefon. Einen Moment lang zögerte er, den Hörer in der Hand. Der grausige Fund ging ihm nicht aus dem Kopf. »Es war kein Hund. Tu mir den Gefallen und warte draußen.«
    Jane öffnete den Mund, brachte jedoch keinen Ton hervor. Dann schüttelte sie mit fest zusammengepreßten Lippen den Kopf und nahm auf einem Stuhl Platz, während ihr Sohn den Coroner verständigte.
     
    Clare schlang zum Frühstück ein Twinkie herunter, während sie die für das Betadyne-Museum bestimmten Zeichnungen nachdenklich betrachtete. Sie wollte unbedingt mit dem Stück, das vor dem Museum stehen sollte, anfangen, seit Tagen schon juckte es ihr in den Fingern. Sie sah die fertige Statue bereits vor sich; schimmerndes Kupfer, eine abstrakte Frauengestalt mit hocherhobenen Armen, auf deren Fingerspitzen kleine Erdkugeln tanzten.
    Als das Telefon klingelte, huschte sie in die Küche und nuschelte, den Mund voll Kuchen und Sahne, in den Hörer: »Hallo?«
    »Clare? Bist du das?«
    »Wer sonst? Hi, Angie. Ich hab’ den Mund voll.«
    »Interessant. Gibt es sonst noch etwas Neues?«
    »Du zuerst.«
    »Ich habe gestern dein Drittes Wunder verkauft.«
    »Im Ernst? Das muß gefeiert werden.« Clare öffnete den Kühlschrank und holte eine Pepsi heraus. »Wie geht’s denn Jean-Paul?«
    »Gut.« Die Lüge kam Angie mühelos über die Lippen. In Wahrheit ging es keinem von ihnen besonders gut, seit Blair sie mit den unerfreulichen Nachrichten aus Emmitsboro versorgte. »Wie sieht’s bei dir aus?«
    »Der Mais steht gut.«
    »Das beruhigt mich ungemein. Clare, wann kommst du endlich nach Hause?«
    »Angie, ich fange an zu glauben, daß ich bereits zu Hause bin.« Zeit, die Bombe platzen zu lassen. »Ich denke daran, das Loft zu verkaufen.«
    »Verkaufen? Du tickst

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