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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Augen. »Carly Jamison.«
    »Er hat keinen Namen genannt. Der Coroner führt gerade
die Autopsie durch, und Cam hat Mick Morgan schon nach Harrisburg geschickt, um die Zahnarztunterlagen anzufordern.«
    Clare beobachtete einen Vogel, der über ihren Köpfen kreiste. »Es nimmt einfach kein Ende. Vor einer Weile hab’ ich in Frieden hier draußen gearbeitet, und eine Horde Kinder hat mir zugeschaut. Der Junge unten an der Straße wusch sein Auto und ließ dabei das Radio laufen, ich gab einem der Bengel fünf Dollar, um etwas zu trinken zu holen, und er kam zurück und berichtete, daß im Feld der Stokeys eine Leiche gefunden worden sei. Es kommt mir fast so vor, als würde ich zwei verschiedene Bilder betrachten, die sich überlappen. Ein Fehler beim Entwickeln eben.«
    »Es ist schlimm, ich weiß, Clare. So, wie’s aussieht, hat Biff das Mädchen aufgelesen, sie umgebracht und die Leiche dann ins Feld geworfen. Vielleicht wollte er sie später beseitigen, vielleicht hat er auch einfach nur den Kopf verloren.«
    »Wie dem auch sei, er ist ebenfalls tot.«
    »Ja, er ist ebenfalls tot. Aber es scheint, daß dieser Mord auf sein Konto geht. Das könnte sich sogar als Glücksfall erweisen.«
    Der Vogel ließ sich in einem Kirschbaum nieder und stimmte sein Lied an. »Inwiefern?«
    »Weil das bedeuten würde, daß er auf eigene Faust gehandelt hat. Wenn hier eine ganze Gruppe, eine okkulte Vereinigung, wie Cam glaubt, am Werk gewesen wäre, dann hätten sie die Leiche besser versteckt. Solche Leute verwischen ihre Spuren gründlich.«
    Das ergab einen Sinn. Wenn sie es doch nur dabei belassen könnte. »Es erklärt aber nicht, wer Biff getötet hat.«
    »Er war anscheinend in Drogengeschäfte verwickelt. Vielleicht hat er seinen Lieferanten nicht bezahlt oder einen Deal vermasselt. In dieser Branche macht man nicht viel Federlesens.« Seufzend stützte er sich auf die Ellbogen. »Ich bin kein großer Freund von Gewaltverbrechen, mir ist Amtsmißbrauch oder Korruption zehnmal lieber als Mord.«
    »Wann fährst du wieder zurück?«
    »Bald. Mein Verleger möchte, daß ich der Sache hier nachgehe, weil ich sozusagen ein Heimspiel habe. Aber wenn die Leiche erst einmal identifiziert ist und ich die Story fertighabe, dann haue ich ab.« Es gab da einige Leute, mit denen er unbedingt von Angesicht zu Angesicht reden mußte. Solange die Möglichkeit bestand, daß es sich um einen Satanskult handelte – einem, dem sein Vater vielleicht angehört hatte –, solange würde er nachbohren. Aber da das bedeutete, Clare alleine zu lassen, mußte er voll und ganz auf Cam vertrauen. »Meinst du, du kommst allein klar?«
    »Aber sicher.«
    Blair musterte das riesige Metallgerüst, das seine Schwester aufgebaut hatte. »Soll das eine Kopie der Freiheitsstatue werden?«
    »Nein. Es stellt die Möglichkeiten dar, die einer Frau offenstehen.« Auch Clare betrachtete ihr Werk; der Anblick dessen, was sie zu schaffen gedachte, beruhigte sie ein wenig. »Ich will damit ausdrücken, daß es sich manchmal lohnt, nach den Sternen zu greifen.«
    »Sieht aus, als hättest du vor, noch eine Zeitlang hierzubleiben.«
    Clare legte das Kinn auf die Knie und schaute auf die orangefarben leuchtenden Ringelblumen im gegenüberliegenden Vorgarten. Irgendwo bellte ein Hund, der einzige Laut, der die Stille des Nachmittags durchdrang.
    »Weißt du, es war letztendlich doch kein so langer Weg von New York nach Emmitsboro.«
    »Und wie steht’s mit der Rückreise?«
    Sie hob die Schultern. »Du brauchst dich in der nächsten Zeit nicht um neue Mieter zu bemühen.«
    Blair schwieg einen Moment, dann meinte er: »Cam ist ganz verrückt nach dir.«
    »So?« Sie blickte über ihre Schulter.
    »Ich hätte nie gedacht, daß gerade ihr zwei einmal zusammenkommt. Aber … ich will damit sagen, ich finde es wunderbar.«
    Clare lehnte sich auf die Ellbogen zurück und schaute
den Schäfchenwolken nach, die über den Himmel zogen. »Ich auch.«
     
    Cam ging ruhelos auf dem fahlgrünen Flur vor dem Autopsiesaal auf und ab. Er hatte mit hineingehen wollen – nein, gewollt hatte er es nicht, korrigierte er sich. Er hatte sich dazu verpflichtet gefühlt. Doch Dr. Loomis hatte höflich, aber bestimmt darauf bestanden, daß er draußen wartete und ihm nicht im Weg stand.
    Die Warterei war das schlimmste, besonders, da er innerlich schon davon überzeugt war, noch vor Einbruch der Dunkelheit die Jamisons in Harrisburg anrufen zu müssen.
    Er lechzte nach einer Zigarette

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