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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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bedenkt, daß wir im zwanzigsten Jahrhundert leben.« Sie rollte ihre verspannten Schultern, nahm die Lederkappe ab und setzte sich auf die Leiter. »Aber der Tag ist viel zu schön, um emanzipatorische Fragen zu erörtern. Außerdem wirst du noch früh genug mit der Realität konfrontiert werden. Hat jemand einen Schokoriegel da?«
    Der Junge schoß hoch. »Ich könnte welche besorgen, wenn Sie mir Geld geben.«
    »Einigen wir uns auf Twinkies. Auf dem Küchentisch steht ein Karton. Geh durch die Garage und hol’ ihn her.«
    »Ja, Ma’am.« Er fegte los wie ein geölter Blitz.
    »Was um alles in der Welt soll denn das darstellen, Clare?«
    Clare spähte nach unten und winkte Doc Crampton zu. Er hatte seine obligatorische schwarze Tasche dabei und war offensichtlich auf dem Weg oder kam von einem Hausbesuch in der Nachbarschaft.
    »Man könnte es als Skelett bezeichnen.« Kichernd kletterte
sie von der Leiter und lief auf ihn zu, um ihm einen Kuß auf die Wange zu drücken. »Wer ist denn krank?«
    »Die Kleine der Waverlys hat die Windpocken.« Ungläubig betrachtete Crampton die Metallmassen. »Ich hatte angenommen, daß du mit Holz oder Ton arbeitest.«
    »Das tue ich außerdem noch. Manchmal.«
    Er drehte sich zu ihr um und setzte ein strenges Gesicht auf. »Du hast dir keinen Termin geben lassen.«
    »Mir geht es ausgezeichnet. Wirklich. Ich war nur in jener Nacht nicht ganz auf der Höhe.«
    »Das kam von dem Schock. Lisa erzählte mir, daß du sie oft besuchst.«
    »Dasselbe kann man von Ihnen sagen. Sie ändern sich nie, Doc.«
    »Dazu bin ich zu alt.« Der Doc seufzte leicht. Er gab nur ungern zu, daß auch bei ihm das Alter seinen Tribut forderte. »Du hast ein gutes Händchen für Jacks Blumen.«
    »Ich fühle mich ihm näher, wenn ich im Garten arbeite.« Clare folgte seinem Blick zum Garten, wo ein buntes Blumenmeer auf dem Rasen leuchtete. »Sie hatten recht, als Sie sagten, ich müsse lernen, ihm zu vergeben. Seit ich hier bin, arbeite ich darauf hin.« Sie verzog gequält die Lippen.
    »Was hast du, Clare?«
    Clare blickte zu ihrem Publikum und stellte fest, daß die Jungen damit beschäftigt waren, Ringkämpfe auszutragen und Twinkies zu verschlingen. »Ich muß dringend mit Ihnen sprechen, über einige Dinge, die ich herausgefunden habe. Aber nicht hier«, fügte sie hinzu. Nicht an diesem Ort, wo sich der Rittersporn ihres Vaters sacht im Wind wiegte. »Wenn ich mir über alles klargeworden bin, kann ich dann einmal zu Ihnen kommen?«
    »Du kannst jederzeit zu mir kommen.«
    »Danke.« Allein das Wissen um einen Ansprechpartner empfand sie als tröstlich. »Doc, ich weiß, daß Sie auf dem Sprung sind, irgendeinem armen Teufel eine Spritze in den Po zu jagen, also will ich Sie nicht länger aufhalten. Ich rufe Sie an.«
    »Tu das, Clare.« Der Doktor nahm seine Tasche. »Jack wäre stolz auf dich.«
    »Das hoffe ich auch.« Sie ging langsam zu ihrer Leiter zurück. »Hey! Sagen Sie Alice, ich hätte Lust auf eine weitere Pizzaorgie!« Mit einem letzten Winken machte sie sich wieder an die Arbeit.
    Clare zündete sich gerade eine Zigarette an, als der Junge auf dem Fahrrad – Tim, Tom, nein, Todd, erinnerte sie sich – die Straße entlanggerast kam. Auf dem Gepäckträger war ein Karton mit Softdrinks befestigt.
    »Du warst aber fix«, lobte sie, während sie von der Leiter stieg.
    »Ich hab’s im Supermarkt gehört.« Vor Aufregung und Anstrengung klang Todds Stimme atemlos. »July Crampton kam rein und hat uns alles erzählt.«
    »Was hat er erzählt?«
    »Na, von der Leiche. Er und Chip Dopper haben ’ne Leiche gefunden, in Mrs. Stokeys Heufeld. Sie haben da gemäht, für Mrs. Stokey, wo sie doch verwitwet ist und so. July Crampton sagt, sie wären beinahe drübergefahren.«
    Die anderen Kinder umringten ihn neugierig und bestürmten ihn mit Fragen. Todd sonnte sich im Gefühl seiner Wichtigkeit, Clare setzte sich still auf den Rasen.
    Dort saß sie auch noch, als Blair eine halbe Stunde später auftauchte. Er stieg aus seinem Wagen und setzte sich neben sie.
    »Vermutlich hast du’s schon gehört.«
    »Neuigkeiten verbreiten sich rasch.« Clare zupfte einige Grashalme ab. »Ist der Leichnam schon identifiziert worden?«
    »Wer es auch sein mag, offenbar – nun, sie ist schon eine ganze Weile tot.«
    Ihre Hand ballte sich um die Grashalme. »Sie?«
    »Ja. Cam scheint anzunehmen, daß es sich um eine junge Ausreißerin handelt, die Ende April hier in der Gegend war.«
    Clare schloß die

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