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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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gesehen habe, verschwand meine Übelkeit schlagartig.«
    »Wie bitte?«
    »Die beiden weißen Gipslöwen. Wo willst du denn hin?«
    »Runter, zum Fernseher.«
    »Das willst du dir doch wohl nicht ansehen, Cam. Diesen Quatsch!«
    »Und ob ich das sehen will. Erzähl mir von den Löwen.«
    »Das sind zwei unsagbar häßliche Figuren, die vor dem Haus der Athertons stehen.«
    »Vor deren Haus steht eine ganze Menge unsagbar häßlicher Figuren.«
    »Da sagst du was. Ich meine diese Löwen, die die Treppe bewachen. Ich hab’ mir vorgestellt, wie sie von ihrem Sockel springen und die ganzen Plastikenten und Holzschafe reißen und zu guter Letzt den armen kleinen Negerjungen auf einen Baum hetzen. Danach konnte ich die ganze Sache kaum noch ernst nehmen. Cam, ich hasse es, mich selbst auf dem Bildschirm zu sehen.«
    »Okay.« Er setzte sie ab. »Dann kannst du mir ja etwas zu trinken holen, während ich zuschaue. Hattest du diese Bluse an?«
    »Ja.«
    »So?«
    Clare rümpfte indigniert die Nase und begann, die Knöpfe zu schließen. »Natürlich nicht. Fürs Fernsehen hab’ ich sie ganz aufgemacht.«
    »Gute Idee. Wieso war dir übel, ehe du die Löwen gesehen hast?«
    »Ich hasse öffentliche Auftritte.«
    »Warum hast du Mrs. Atherton denn dann zugesagt?«
    »Weil ich ein rückgratloser Waschlappen bin.«
    »Du hast Rückgrat genug. Ich weiß das zufällig, weil du jedesmal aus dem Häuschen gerätst, wenn ich daran knabbere. Bringst du mir bitte eine Coke oder so was? Ich bin im Dienst.«
    »Aber gerne. Schließlich bin ich ja zum Dienen geboren.« Clare verschwand in der Küche, während Cam mit der Fernbedienung herumhantierte. Als sie zurückkam, hatte er es sich auf der Couch bequem gemacht und die Füße auf den Kaffeetisch gelegt. »Tut mir leid, aber ich hab’ gerade kein Popcorn da.«
    »Macht nichts.« Er zog sie zu sich herunter.
    »Ich will mir das wirklich nicht ansehen.«
    »Dann mach die Augen zu. Ich wette, du hast sie alle vom Stuhl gerissen, Slim.«
    »Es gab zumindest höflichen Applaus.« Clare legte gleichfalls die Füße auf den Tisch. »Dann hat mich Mrs. Atherton noch einmal hierhin zurückgejagt, um eine noch nicht vollendete Arbeit zu holen. Dieses Stück – ach, Scheiße, jetzt fällt’s mir wieder ein. Ich habe es liegenlassen.«
    »Was für eine Arbeit war es denn?«
    »Eine Holzschnitzerei. Arme und Schultern. Deine, um genau zu sein.«
    »Ach du lieber Gott!«
    Sein Unbehagen war nicht vorgetäuscht. Clare mußte grinsen. »Ich fürchte, einige der Damen haben dich auch erkannt. Jedenfalls wurde hinter vorgehaltener Hand kräftig getuschelt. Aber die meisten interessierten sich hauptsächlich dafür, ob ich schon einmal Blumen oder Kinderköpfe modelliert habe. Ich glaube, diese Arm-Schulter-Skulptur war ihnen unheimlich, weil sie unweigerlich an einen enthaupteten Leichnam denken mußten. Dabei habe ich versucht, männliche Kraft und Anmut in Holz festzuhalten.«
    »Jetzt ist mir schlecht.«
    »Du hast das Stück ja noch gar nicht gesehen.« Sie zögerte
kurz, da sie genau wußte, daß er sich aufregen würde, doch dann beschloß sie, die Sache zu beichten. »Cam, eine meiner Skulpturen ist gestohlen worden. Die Alptraumfigur.«
    Er rührte sich nicht, aber sie spürte, daß er aufhorchte. »Wann?«
    »Das muß irgendwann letzte Nacht passiert sein. Vermutlich haben ein paar Jugendliche …«
    »Blödsinn!«
    »Gut, ich weiß auch nicht, was ich davon halten soll. Ich weiß nur, daß die Figur verschwunden ist.«
    »Ist eingebrochen worden?«
    »Nein.« Kämpferisch schob Clare das Kinn vor. »Meckere ruhig, soviel du willst. Ich hab’ vergessen, die Garage abzuschließen.«
    »Verdammt, Clare, wenn ich mich noch nicht einmal darauf verlassen kann, daß du deine Türen verschließt, dann sollte ich dich zu deiner eigenen Sicherheit in eine Zelle sperren.«
    »Ich werde die dämliche Tür von nun an abschließen, okay?« Es war einfacher, sich über ihn zu ärgern, als über den Diebstahl nachzudenken. »Ich lasse sogar eine Alarmanlage einbauen, wenn dich das glücklich macht.«
    »Zieh zu mir.« Zärtlich strich er ihr über die Wange. »Das würde mich glücklich machen.«
    Das Ziehen in ihrem Magen zwang sie, den Blick von ihm abzuwenden. »Ich brauche keine Schutzhaft, Cam.«
    »Davon war ja auch gar nicht die Rede.«
    »Ich weiß.« Clare holte tief Atem. »Diesmal habe ich keine Einwände, wenn du dich wie ein Cop verhältst, Rafferty. Nur finde bitte meine Skulptur wieder.«

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