Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
an. Daß jemand sie noch nicht einmal in Frieden ruhen gelassen hatte, empfand er als noch unmenschlicher als die Vergewaltigung und den Mord. »Dieser Scheißkerl!«
    »Ihr Stiefvater mag sie ja ermordet haben, Sheriff, aber da er selbst seit einigen Wochen tot ist, kann er nicht derjenige gewesen sein, der sie zu dem Feld geschafft hat.«
    Cams Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Er trank von seinem Kaffee, ohne den Geschmack wahrzunehmen. Sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen, als er sich umdrehte, um den Coroner anzusehen. »Wer auch immer dahintersteckt, er wollte, daß sie gefunden wird, und zwar an genau diesem Ort.«
    »Da muß ich Ihnen zustimmen. Meiner Meinung nach war das ein sehr ungeschickter Schachzug, aber andererseits ist sich der Durchschnittsverbrecher wohl nicht über die Möglichkeiten der forensischen Medizin im klaren.« Loomis nippte vorsichtig an dem schwarzen Gebräu. »Ich halte es für sehr wahrscheinlich, daß der Täter davon ausgegangen ist, aufgrund der offensichtlichen Beweislage würden keine ausgedehnten Untersuchungen angestellt.«
    »Ihr Berufsstand wird wohl häufig unterschätzt, Dr. Loomis.«
    Loomis lächelte schwach. »Traurig, aber wahr.«
     
    Als Cam das Krankenhaus verließ, ging die Sonne gerade unter. Vierzehn Stunden waren seit Chip Doppers Anruf verstrichen, und er war nicht nur müde, sondern fühlte sich vollkommen ausgelaugt. Als er Clare auf der Motorhaube seines Wagens hocken sah, blieb er stehen und wartete, bis sie heruntergerutscht war.
    »Hey, Rafferty.« Sie ging auf ihn zu, warf die Arme um seinen Hals und drückte ihn an sich. »Ich dachte, der Anblick eines freundlichen Gesichtes würde dir guttun.«
    »Richtig. Besonders wenn es sich um deines handelt. Wartest du schon lange?«
    »Ein Weilchen. Ich war oben und hab’ Lisa besucht. Blair hat mich hergebracht.« Sie trat einen Schritt zurück, um ihm forschend ins Gesicht zu sehen. »Er wollte mit dem Coroner sprechen.« Dutzende von Fragen schossen ihr durch den Kopf, aber sie konnte ihm keine einzige stellen, nicht jetzt. »Du siehst fix und fertig aus. Warum läßt du mich dich nicht nach Hause fahren?«
    »Warum eigentlich nicht?« Er zog die Schlüssel aus der Tasche, aber seine Hand schloß sich so fest darum, daß sich
das harte Metall in sein Fleisch bohrte. In Bruchteilen von Sekunden verwandelte sich die Erschöpfung in seinen Augen in weißglühende Wut. »Weißt du, was ich jetzt gern tun möchte? Irgendwen oder irgendwas zu Brei schlagen!«
    »Wir können ja warten, bis Blair rauskommt, dann kannst du dem eine ordentliche Tracht Prügel verpassen.«
    Unfreiwillig lachend, drehte er sich um. »Ich muß ein Stück zu Fuß gehen, Slim.«
    »Okay, dann los.«
    »Nicht hier. Ich will nur noch von hier weg.«
    »Dann komm.« Clare nahm ihm die Schlüssel ab. »Ich weiß, wo wir hinfahren.«
    Während der Fahrt fiel kein Wort. Cam hatte den Kopf zurückgelehnt und die Augen geschlossen. Clare hoffte, er würde schlafen, als sie ihr Gedächtnis anstrengte, um den Weg wiederzufinden. Schließlich hielt sie den Wagen an und blieb schweigend sitzen.
    »Ich war schon lange nicht mehr hier.«
    Sie drehte sich um und musterte ihn im weichen Licht des Abends. »Ich bin seit jeher gerne im Stadtpark gewesen. Wir hätten eine Tüte Saltines mitbringen und die Enten füttern sollen. Hast du zufällig ein paar Cracker dabei?«
    »Die sind mir leider ausgegangen.«
    Clare kam ein Gedanke. Sie langte nach ihrer Handtasche und wühlte darin herum, bis sie ein übriggebliebenes Twinkie fand. »Dann kriegen sie ausnahmsweise einmal Kuchen«, meinte sie lachend.
    In der Mitte des Parks lag ein großer Weiher. Clare erinnerte sich daran, daß zur Weihnachtszeit immer ein Floß, auf dem ein mit bunten Lichtern geschmückter Baum befestigt war, zu Wasser gelassen wurde. Hierher war sie oft mit ihren Eltern und Mitschülern und später mit ihren ersten Verehrern gekommen, und einmal hatte sie sich hier allein auf eine Bank gesetzt und auf das Wasser geschaut, als die Freude darüber, daß eine ihrer Skulpturen im nahegelegenen Kunstmuseum ausgestellt werden sollte, sie zu überwältigen drohte.
    Hand in Hand schlenderten sie durch den Park. Durch
das dichte Laub der Bäume war der Verkehrslärm nur gedämpft zu hören.
    »Sieht nach Regen aus«, murmelte sie.
    »Morgen vermutlich.«
    »Wir könnten ihn brauchen.«
    »Na ja, der Frühling war auch ungewöhnlich trocken.«
    Clare blickte Cam an, und beide lächelten

Weitere Kostenlose Bücher