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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Slim.«

Viertes Kapitel
    »Wie geht’s dir denn so, Clare?«
    Beide saßen auf den Stufen der Veranda und tranken lauwarmes Bier, das Clare während ihrer Irrfahrt durch Pennsylvania erstanden hatte. Entspannt rollte sie die Schultern und stellte ihre Flasche ab. Das Bier und die Kühle der Nacht lockerten ihre vom langen Fahren verkrampften Muskeln.
    »Ach, mir geht’s ganz gut.« Clare senkte den Blick zu dem Abzeichen an seiner Brust. »Sheriff.«
    Cam streckte die Beine aus und schlug sie übereinander. »Ich nehme an, Blair hat vergessen zu erwähnen, daß ich Parkers alten Job übernommen habe.«
    »Stimmt.« Wieder nippte sie an ihrem Bier und fuchtelte dann wild mit der Flasche herum. »Brüder erzählen ihren Schwestern nie den wirklich interessanten Klatsch. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz.«
    »Ich werd’ s mir merken.«
    »Und wo ist Parker geblieben? Dreht er sich jetzt ruhelos im Grab herum, weil es ihm das Herz gebrochen hat, dich auf seinem Stuhl sitzen zu sehen?«
    »Florida.« Cam zog eine Packung Zigaretten hervor und bot ihr eine an. »Hat seinen Dienstausweis zurückgegeben, seine Sachen gepackt und ist Richtung Süden entschwunden.« Er ließ sein Feuerzeug aufflackern, und Clare beugte sich vor, um das Ende ihrer Zigarette an die Flamme zu halten. Im schwachen Lichtschein musterten sie sich gegenseitig aufmerksam.
    »Einfach so?« erkundigte sich Clare, eine Rauchwolke ausstoßend.
    »Einfach so. Ich hab’ von der freien Stelle gehört und beschlossen, es mal zu versuchen.«
    »Du hast damals in D.C. gelebt, richtig?«
    »Stimmt.«
    Clare lehnte sich gegen das Geländer. Ihre Augen blickten belustigt und abschätzend zugleich. »Du und ein Cop. Ich hätte angenommen, Blair wollte mich zum Narren halten,
wenn er mir das erzählt hätte. Wer hätte gedacht, daß der unzähmbare Cameron Rafferty einmal auf seiten des Gesetzes stehen würde?«
    »Ich habe noch nie getan, was man von mir erwartete.« Cams Augen hafteten auf ihrem Gesicht, als er seine Flasche hob und trank. »Du siehst gut aus, Slim. Wirklich gut.«
    Bei der Erwähnung ihres alten Spitznamens rümpfte sie die Nase. Obgleich er weit weniger gehässig klang als andere  – Bohnenstange, Klappergestell, dürre Hippe –, die ihr während ihrer gesamten Jugend angehaftet hatten, erinnerte er sie doch an jene Zeit, in der sie ihren Büstenhalter mit Taschentüchern ausgestopft und literweise Kraftdrinks konsumiert hatte.
    »Du könntest ruhig etwas weniger überrascht klingen.«
    »Wie alt warst du, als ich dich das letzte Mal gesehen habe? Fünfzehn? Sechzehn?«
    Im Herbst nach dem Tod ihres Vaters, dachte sie. »So ungefähr.«
    »Du hast dich ganz hübsch rausgemacht.« Während ihres kleinen Ringkampfes drinnen hatte er feststellen können, daß sie zwar immer noch eher dünn war, ihr Körper aber inzwischen an den richtigen Stellen erfreuliche Rundungen aufwies. Dennoch war und blieb sie Blair Kimballs Schwester, und Cam konnte nicht widerstehen, sie ein wenig zu necken. »Du malst oder so was in der Art, stimmt’s?«
    »Ich bin Bildhauerin.« Clare schnippte ihre Zigarette fort. Warum glaubten nur so viele Menschen, jeder Künstler sei ein Maler, grübelte sie verdrossen.
    »Ach ja. Ich wußte doch, daß du da oben in New York irgendwas in der Art machst. Blair hat’s mir erzählt. Also produzierst du steinerne Vogeltränken und so’n Zeug?«
    Beleidigt sah sie in sein lächelndes Gesicht. »Ich sagte doch bereits, ich bin Künstlerin.«
    »Richtig.« Er nippte, ganz personifizierte Unschuld, an seinem Bier, während um sie herum die Grillen zirpten. »Ich kannte da mal einen Typen, der hat tolle Vogeltränken gemacht; mit einem Fisch am Rand – einem Karpfen, glaube
ich –, und das Wasser floß aus dem Maul des Karpfens in das Becken.«
    »Aha, ich verstehe. Künstlerisch hochwertige Arbeiten.«
    »Worauf du dich verlassen kannst. Er hat die Dinger dutzendweise abgesetzt.«
    »Wie schön für ihn. Ich arbeite aber nicht viel mit Stein.« Clare konnte sich nicht helfen – es verstimmte sie, daß er noch nie von ihr gehört oder eine ihrer Arbeiten gesehen zu haben schien. »Vermutlich kriegt ihr Banausen hier unten Zeitschriften wie People oder Newsweek nicht zu sehen.«
    »Dafür aber Soldier of Fortune «, antwortete er. »Ist hier sehr beliebt.« Er sah ihr zu, wie sie einen weiteren Schluck Bier nahm. O doch, sie hatte sich ganz schön herausgemacht. Wer hätte gedacht, daß sich die schüchterne, magere

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