Dunkle Herzen
Motor ab. Vom Wagen aus beobachtete er sie bei der Arbeit, wie sie mit Hammer und Blechschere hantierte. Es war ein warmer Tag, und sie trug enge, am Saum ausgefranste Shorts und ein überweites T-Shirt, das ihr ständig von der Schulter rutschte.
Am liebsten wäre er hineingegangen und hätte ihr das Shirt vom Leib gerissen, jetzt und hier, am hellichten Tag. Sie würde erschrocken die Augen aufreißen, ihre Pupillen würden sich vor Furcht und Entsetzen weiten, und er würde sie zu Boden stoßen und ihr angsterfülltes Wimmern genießen. Doch dann … dann würde sie für ihn bereit sein.
Die Vorstellung, daß Sheriff Rafferty ein Auge auf sie geworfen hatte, behagte ihm zwar nicht sonderlich, bereitete ihm aber auch keine übermäßigen Kopfschmerzen. Ernie war überzeugt, daß er mit Rafferty fertig werden würde, wenn es sein mußte.
Er kletterte aus dem Wagen und ging auf sie zu.
Clare war so in ihre Arbeit versunken, daß sie ihn erst bemerkte, als er schon fast neben ihr stand. Sie richtete sich auf, preßte eine Hand auf den schmerzenden Rücken und lächelte ihm zu.
»Hi.«
Als sie sich dehnte und reckte, zeichneten sich ihre kleinen, festen Brüste unter dem Baumwollshirt deutlich ab. Einen BH trug sie nicht.
»Sie haben gesagt, ich könnte nach der Schule mal vorbeikommen.«
»Richtig.« Sie legte den Hammer beiseite. »Ich bin froh, daß du dich entschlossen hast, mir zu helfen.« Es dauerte einen Moment, bis sie sich gedanklich von ihrem momentanen Projekt lösen und ein neues in Angriff nehmen konnte. »In der Küche steht noch ein Stuhl. Hol’ ihn dir doch einfach her. Du kannst dir auch eine Pepsi nehmen, wenn du möchtest.«
»Okay.«
Als er zurückkam, hatte sie eine Ecke ihres Arbeitstisches freigeräumt. »Stell den Stuhl am besten hierhin. Du wirst den Arm von Zeit zu Zeit auf den Tisch stützen müssen. Sag mir ruhig, wenn es dir zu anstrengend wird.« Clare setzte sich auf den Tisch, drehte die Stereoanlage leiser und bedeutete ihm, sich zu setzen. »Jetzt mache ich erst mal ein paar Zeichnungen. Ich glaube, es ist am besten, wenn du den Ellbogen aufstützt und die Faust ballst … wunderbar.« Sie lächelte ihn an. »Und wie läuft’s in der Schule?«
»Ganz gut.«
»Du hast doch nur noch ein paar Wochen bis zum Abschluß, oder?« Beim Sprechen flog ihr Kohlestift über den Block. Vielleicht legte er ja im Gespräch seine Hemmungen ab.
»Yeah.«
Kein Mann vieler Worte, dachte sie und nahm einen neuen Anlauf. »Bist du im Sportverein oder so was?«
»Nicht im Sportverein, nein.«
»Hast du eine Freundin?«
Sein Blick wanderte an ihren Beinen entlang. »Nichts Festes.«
»Aha, ein weiser Mann. Was machen denn deine Eltern?«
Automatisch verzog er das Gesicht. »Sie betreiben die Pizzeria.«
»Im Ernst?« Clare hielt inne. »Gestern abend hab’ ich eine Pizza gegessen. Köstlich. Ich muß ehrlich zugeben, der Gedanke, auf die New Yorker Pizzas verzichten zu müssen, hat mir die Entscheidung, nach Emmitsboro zurückzugehen, gewaltig erschwert. Aber Rocco’s Pizzeria steht denen in New York in nichts nach.«
Verlegen zuckte Ernie mit den Achseln. »Pizzabacken ist keine große Kunst.«
»Das sagt sich so leicht, wenn man’s kann. Öffne bitte einmal die Faust und spreize die Finger. Mmm.« Stirnrunzelnd konzentrierte sie sich wieder auf ihre Zeichnung. »Wo hast du denn früher gelebt?«
»New Jersey.«
»Tatsächlich? Warum bist du denn nach Emmitsboro gezogen?«
Der mürrische Ausdruck trat wieder in seine Augen. »Ich bin gar nicht gefragt worden.«
Aufmunternd lächelte Clare ihn an. »So übel ist die Stadt gar nicht.«
»Absolut tote Hose. Ich hasse es hier. Die Leute sitzen rum und schauen zu, wie das Gras wächst.«
Drei Sätze am Stück, dachte Clare belustigt. Ein richtiger Gefühlsausbruch. »Du kannst dir heute vermutlich noch nicht vorstellen, daß einmal eine Zeit kommen wird, da du dankbar bist, wenn du zuschauen kannst, wie das Gras wächst.«
»Das sagt sich so leicht«, knurrte er, sie nachäffend. »Sie können jederzeit nach New York zurück.«
»Das stimmt allerdings.« Wohingegen Kinder, so hart sie auch um ihre Selbständigkeit kämpfen mochten, keine Wahl hatten. »Es dauert ja nicht mehr lange, bis du deine eigenen Entscheidungen treffen kannst. L.A., richtig?«
»Ja. Nichts wie weg hier.« Wieder beäugte er ihre Beine in den knappen Fransenshorts. »Waren Sie schon mal da?«
»Ja, ein- oder zweimal. Die Stadt liegt mir nicht so. Du
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