Dunkle Herzen
langsam zu kalt.«
»Es hält sich in Grenzen.« Cam verspürte nicht die geringste Lust, jetzt schon aufzustehen. Sie in den Armen zu halten – darauf hatte er zwar gehofft, es jedoch nicht erwartet. »Ich hab’ dich auf der Beerdigung gesehen. Du hast einen ziemlich erschöpften Eindruck gemacht.«
»Ich brauche ein Bett.«
»Meines steht dir zur Verfügung.«
Sie lachte zwar, fragte sich aber im stillen, ob sie die Dinge nicht überstürzten. »Wieviel verlangst du pro Nacht?«
Cam faßte nach ihrem Kinn und drehte ihren Kopf zu sich hin. »Ich möchte, daß du mit zu mir nach Hause kommst, Clare.«
»Cam …«
Er schüttelte den Kopf und verstärkte seinen Griff. »Ich glaube, ich lege besser meine Karten offen auf den Tisch. Ich teile nicht gern.«
Clare überkam plötzlich dieselbe Panik, die sie überfallen hatte, als sie in seine Augen blickte und dort ihr eigenes Spiegelbild gefangen sah. »Es ist nicht so, als würde es da noch einen anderen geben …«, begann sie.
»Gut.«
»Aber ich möchte nicht mehr abbeißen, als ich kauen kann. Was eben geschehen ist, war …«
»Was?«
Als sie ihm in die Augen sah, stellte sie fest, daß kleine Fünkchen darin tanzten. Unwillkürlich lächelte sie. »Fantastisch. Absolut fantastisch.«
Mit Beziehungsängsten konnte er umgehen. Langsam ließ er seine Hand über ihre Hüfte hoch bis zum Brustkorb gleiten und registrierte befriedigt, daß sich ihre Augen verdunkelten. Er neigte den Kopf und liebkoste ihren Mund, bis sie nahe daran war, vor Wonne zu schnurren.
»Ich möchte, daß du mit zu mir kommst. Nur heute nacht.« Er beobachtete sie, als er ihre Unterlippe zwischen die Zähne nahm, leicht daran nagte und sie dann freigab. »Okay?«
»Okay.«
Ernie sah, wie die beiden das Haus durch die Vordertür verließen. Da sein Fenster offenstand, konnte er hören, wie Clares helles Lachen die stille Straße erfüllte. Ihre Hände waren ineinander verschlungen, als sie zu Cams Auto gingen. Sie blieben stehen, um sich lange und leidenschaftlich zu küssen. Sie ließ zu, daß er sie berührte! Ein böses Feuer breitete sich in Ernies Magengrube aus.
Er blickte den beiden nach, als sie ins Auto stiegen und davonfuhren.
Die Wut fraß immer noch an ihm, als er sich leise erhob, seine Tür abschloß und die schwarzen Kerzen anzündete.
In der Tiefe des Waldes trat der Zirkel zusammen. Diesmal bildeten sie nicht sofort den magischen Kreis. Das Ritual würde warten müssen. Es gab viele unter ihnen, die insgeheim Furcht verspürten. Der Altar, auf dem einer aus der Gruppe hingerichtet worden war, stand vor ihnen, Mahnmal und Warnung zugleich.
Sie waren heute abend, nur Stunden nach der Beerdigung, hierherbefohlen worden, um ihre Loyalität unter Beweis zu stellen. Während des Rituals, welches in Kürze stattfinden würde, würde jeder von ihnen den mit Blut versetzten Wein trinken.
»Meine Brüder, einer aus unserer Mitte liegt heute abend zertreten im Schmutz.« Der Priester sprach sehr leise und ruhig, trotzdem verstummten die gedämpften Stimmen seiner Anhänger sofort. »Das Gebot wurde übertreten, und der Frevler ist seiner gerechten Strafe zugeführt worden. Bedenkt, daß jeden, der Seine Gesetze bricht, jeden, der von Seinem Wege abweicht, Sein Zorn trifft. Und die Toten sind und bleiben tot.«
Er hielt inne und wandte langsam den Kopf. »Gibt es noch irgendwelche Fragen?«
Niemand wagte es, seinen Mund aufzumachen; ein Umstand, der den Priester mit tiefer Befriedigung erfüllte.
»Doch nun benötigen wir ein neues Mitglied, um die Lücke zu schließen, die unser gefallener Bruder hinterlassen hat. Überlegt jetzt, wer dafür in Frage kommt. Die Namen werden dem Gebieter vorgelegt werden.«
Die Männer nahmen ihre unterbrochenen Gespräche wieder auf, unterbreiteten sich gegenseitig Vorschläge und befürworteten oder verwarfen sie wieder, als handele es sich um eine Präsidentenwahl. Der Priester ließ sie gewähren. Ihm schwebte bereits ein geeigneter Kandidat vor. Nach einer sorgfältig berechneten Pause trat er in den Kreis und hob die Hände.
Sofort herrschte wieder Stille.
»Unser neuer Bruder sollte gewissen Anforderungen genügen. Wir verlangen Jugend, innere Kraft und unbedingte Gefolgschaft. Wir verlangen einen Geist, der für alle Möglichkeiten offen ist, und einen Körper, stark genug, um die Bürden, die Er uns auferlegt, zu tragen. Unser Gebieter ruft die Jungen, die Einsamen, die Zornigen zu sich. Ich weiß um einen,
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