Dunkle Herzen
der bereit ist, einen, der bereits sucht. Man muß ihm nur noch die Richtung weisen und ihn mit den Regeln vertraut machen, dann wird er eine neue Generation im Dienste des Herrn der Finsternis begründen.«
Also wurde der betreffende Name auf ein Pergament geschrieben und die Zustimmung der vier Höllenfürsten erheischt.
Zwölftes Kapitel
Samstags übernahm Ernie gewöhnlich die Schicht von acht bis halb fünf an der Amoco, was ihm ausgezeichnet in den Kram paßte. Es bedeutete, daß er schon aus dem Haus war, wenn seine Eltern aus dem Bett krochen. Und wenn er dann nach Hause kam, waren sie bei Rocco’s eifrig damit beschäftigt, Pizza zu fabrizieren. So konnte er von dem Zeitpunkt an, wo er das Haus verließ, bis um ein Uhr nachts tun und lassen, was er wollte.
Für heute abend hatte er sich vorgenommen, Sally Simmons in sein Zimmer zu locken, die Tür abzuschließen, eine Platte von AC/DC aufzulegen und sie dann bis zur Besinnungslosigkeit zu vögeln.
Ohne Bedenken hatte er sich dazu entschlossen, Sally zu verführen. Sie bedeutete ihm nichts, war lediglich ein Ersatz für die Frau, die er wirklich begehrte. Ein bloßes Gefäß seiner Lust.
Das Bild von Clare, wie sie sich mit Cameron Rafferty im Bett vergnügte, hatte Ernie die ganze Nacht lang gepeinigt. Sie hatte ihn und ihre gemeinsame Bestimmung verraten.
Er würde einen Weg finden, sie dafür büßen zu lassen, doch in der Zwischenzeit konnte er seinen angesammelten Frust bei Sally abladen.
Ernie tankte einen Milchlaster voll, und während die Zapfsäule klickend Dollar und Gallonen zählte, blickte er sich müßig um. Da kam der alte Mr. Finch angewackelt, in karierten Bermudashorts, die seine knubbeligen bleichen Knie freigaben. Wie jeden Tag führte er seine beiden zimperlichen Yorkshireterrier spazieren.
Finch trug eine Baseballkappe, eine verspiegelte Sonnenbrille und ein T-Shirt mit grellbuntem Aufdruck. Ständig redete er glucksend und gackernd auf die Yorkies ein, als habe er zwei Kleinkinder vor sich. Ernie wußte, der Alte würde die Main Street hinuntergehen, den Parkplatz der Tankstelle überqueren und dann hineingehen, um ein Doughnut zu verzehren und die Toilette aufzusuchen, wie er es jeden Samstagmorgen tat.
»Wie geht’s, junger Freund?« fragte Finch wie jeden Samstag.
»Ganz gut.«
»Muß meinen Kleinen ein bißchen Bewegung verschaffen.«
Less Gladhill kam angebraust. Wie üblich hatte er sich verspätet. Auf seinem käsigen Gesicht lag jener grämliche, verdrossene Ausdruck, der von einem schweren Kater zeugte. Er grunzte etwas Undefinierbares in Ernies Richtung, dann verschwand er in der Halle, um die Zündkerzen seines 75er Mustang zu wechseln.
Matt Dopper ratterte in seinem Pritschenwagen, einem betagten Ford, heran. Seine drei Hunde thronten auf der Ladefläche. Er nörgelte ein wenig über die gesalzenen Benzinpreise, griff sich eine Packung Bull Durham vom Zigarettenständer im Verkaufsraum und fuhr zurück auf seine Farm.
Doc Crampton, der noch ausgesprochen schläfrig wirkte, kam an die Zapfsäule, um seinen Buick volltanken zu lassen, erstand ein Heftchen Lose für die Tombola und ließ sich dann von Finch in ein Gespräch über dessen Schleimbeutelentzündung verwickeln.
Noch ehe es zehn Uhr geschlagen hatte, schien Ernie die halbe Stadt durchgeschleust zu haben. Er flitzte von Zapfsäule zu Zapfsäule, bediente Wagenladungen kichernder Mädchen im Teenageralter, die auf dem Weg ins Einkaufszentrum waren, junge Mütter mit quengeligen Kleinkindern und alte Männer, die die Zapfsäulen blockierten, während sie sich durch die heruntergelassenen Autofenster unterhielten.
Als Ernie seine erste Pause machte, um sich eine Coke zu genehmigen, saß Skunk Haggerty, der die Tankstelle betrieb, an der Kasse, verspeiste ein Doughnut und flirtete mit Reva Williamson, der hageren, langnasigen Kellnerin von Martha’s.
»Eigentlich hatte ich ja vor, mir heute abend die Haare zu waschen und eine Gesichtsmaske aufzulegen.« Reva wälzte einen Kaugummi mit Erdbeergeschmack im Mund und grinste verschämt.
»An deinem Gesicht gibt’s doch gar nichts zu verbessern.« Skunk machte seinem Namen alle Ehre. Egal wieviel Seife, Deo oder Eau de Cologne er auch benutzen mochte, nichts konnte den schwachen Geruch nach ungewaschenen Socken, der seinen Poren zu entströmen schien, überdekken. Aber er war alleinstehend, und Reva war zweimal geschieden und auf der Suche nach dem dritten Mann.
Ihr schrilles Kichern veranlaßte Ernie,
Weitere Kostenlose Bücher