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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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waren trocken.
    »Clare, er war euch ein guter Vater. Ich weiß noch, daß ich viele Jahre lang dich und Blair um euren Vater beneidet habe. Das Trinken war etwas, was er nicht kontrollieren konnte.«
    »Ich weiß.« Sie lächelte ein wenig, dann tat sie das, was sie nicht fertiggebracht hatte, solange sie alleine war: Sie trat an das Fenster und schaute hinunter. Die Terrasse war leer und sauber gefegt. Um das geflieste Viereck herum blühten die frühen Rosen, die ihr Vater so geliebt hatte.
    »Ich habe mich Selbsthilfegruppen angeschlossen, Therapien gemacht, Analysen über mich ergehen lassen und so weiter und so fort. Doch eines konnte mir keiner sagen. Eine Frage habe ich mir wieder und wieder gestellt, Cam, und nie eine Antwort darauf gefunden. Ist er hinuntergestürzt? Hat er sich sinnlos betrunken und dann das Gleichgewicht verloren? Oder hat er hier gestanden, genau an dieser Stelle, und hat beschlossen, den Kampf gegen den Dämon, der ihn beherrschte, endgültig aufzugeben?«
    »Es war ein Unfall.« Cam legte ihr die Hände auf die Schultern und drehte ihr Gesicht zu sich hin.
    »Das würde ich ja selbst gerne glauben. Ich habe es immer versucht, da mir jeder andere Gedanke unerträglich gewesen wäre. Der Vater, den ich kannte, wäre niemals imstande gewesen, sich umzubringen, hätte nie meine Mutter, Blair und mich dermaßen verletzen können. Aber weißt du, der Vater, den ich kannte, hätte auch niemanden betrügen, keine Beamten bestechen und keine Unterlagen fälschen können, so wie er es bei der Einkaufszentrumaffäre getan hat. Er hätte niemals lügen, Geld annehmen, was ihm nicht zustand, und bedenkenlos Gesetze übertreten können. Trotzdem hat er es getan, und ich weiß nicht mehr, was ich eigentlich glauben soll.«
    »Er hat dich geliebt, und er hat Fehler gemacht. Das ist alles, was du glauben mußt.«
    »Cam, du weißt doch besser als jeder andere, wie es ist, seinen Vater gerade dann zu verlieren, wenn man ihn am nötigsten braucht.«
    »O ja, das weiß ich.«
    Clare schloß ihre Finger um seine Hand. »Das mag jetzt vielleicht seltsam klingen, aber wenn ich nur sicher sein könnte – sogar wenn ich mir ganz sicher wäre, daß er Selbstmord begangen hat –, dann wäre es für mich leichter zu ertragen als diese Ungewißheit.« Sie schüttelte den Kopf und rang sich ein mattes Lächeln ab. »Ich hab’ dich gewarnt, daß ich dich als seelischen Schuttabladeplatz mißbrauchen würde.« Sie verschränkte ihre Finger mit den seinen und zog dann seine Knöchel an ihre Wange.
    »Besser jetzt?«
    »Ja, danke.« Sie neigte den Kopf, bis ihre Lippen die seinen trafen. »Wirklich.«
    »Ich stehe dir jederzeit zur Verfügung. Wirklich.«
    »Komm, wir gehen runter.« Sie wollte eben vorangehen, als sie sah, daß er im Begriff war, die Tür zu schließen. Rasch streckte sie die Hand danach aus. »Nein, laß sie bitte offen.« Da sie sich lächerlich vorkam, rannte sie die Stufen viel zu schnell hinunter. »Möchtest du ein Bier, Rafferty?«
    »Eigentlich wollte ich dich fragen, was du davon hältst, in die Stadt zu fahren, essen zu gehen und danach vielleicht ins Kino, und dann mit zu mir nach Hause zu kommen und dich die ganze Nacht lieben zu lassen.«
    »Hmm.« Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Im großen und ganzen hört sich das sehr verlokkend an. Das Problem ist nur, daß ich nächste Woche Gäste habe, deshalb muß ich zwei Betten kaufen, und Stühle, und ein oder zwei Lampen, Bettwäsche, Lebensmittel …«
    Cam hob die Hand. »Du willst also das Kino sausen lassen und dich dafür ins Gewühl des Einkaufszentrums stürzen?«
    »Nun ja, das Einkaufszentrum – und dann ist da noch dieser Flohmarkt.« Sie schenkte ihm ein hoffnungsvolles Lächeln.
    Er hätte eine Menge getan, damit dieses Lächeln nicht erlosch. »Ich werde Bud anrufen und ihn fragen, ob er mir seinen Transporter leiht.«
    »Was für ein Mann.« Clare warf ihm die Arme um den Hals und gab ihm einen schallenden Kuß, machte sich jedoch rasch los, ehe er sie an sich ziehen konnte. »Ich geh’ hoch und ziehe mich schnell um.« Sie war schon halb auf der Treppe, als das Telefon klingelte. »Gehst du bitte mal ran? Wer es auch sein mag, sag ihm, ich rufe zurück.«
    Cam nahm den Hörer ab. »Hallo?« Einen Moment lang herrschte Stille, dann ertönte ein Klicken. »Er hat eingehängt«, brüllte Cam Clare nach, ehe er Buds Nummer wählte.
    Als Clare wieder herunterkam, stand Cam in der Garage und inspizierte

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