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Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)

Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)

Titel: Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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größerer Teil weiß, dass hinter seiner Sorge mehr steckt als die Tatsache, dass ich mich wieder einmal Sterblichen offenbart habe. Diese vampirische Existenz ist noch so neu für mich. Wenn ich mich dafür entschieden hätte, einer zu werden, wenn ich eine Waise ohne Freunde wäre oder einfach nur böse, dann würde ich mich vielleicht leichter damit abfinden, seinen Regeln zu gehorchen und mich von den Sorgen Sterblicher zu lösen. Wenn ich böse wäre, hätte ich natürlich auch kein aufrichtiges Interesse daran, mich den Wächtern anzuschließen. Ich weiß, dass es dabei um mehr geht, als nur unsere eigene Gemeinschaft zu überwachen – das ist alles, was Williams mich im Augenblick tun lässt. Nein, dazu gehört auch, das zu tun, was Williams getan hat: sich in eine Position zu bringen, die es uns erlaubt, die Menschen, für die wir Verantwortung übernehmen, so gut wie möglich zu schützen.
    Denn im Grunde sind Sterbliche genau das: unsere Schützlinge. Wir leben in einer Partnerschaft mit ihnen, einer symbiotischen Beziehung. Wir brauchen ihr Blut, um zu überleben, und sie müssen vor den aggressiveren Wesen der übernatürlichen Welt geschützt werden. Bedauerlicherweise gibt es nicht wenige von uns, deren einziges Ziel es ist, ohne jede Reue oder Diskretion zu morden. In jeder Spezies gibt es missratene Exemplare.
    Was soll ich jetzt tun? Ich könnte mich Williams’ Wünschen widersetzen und einfach nach Hause fahren. Was will er denn machen? Mich umbringen? Haha. Aber Williams ist mir furchtbar wichtig. So wie Culebra mir Nahrung bietet, bietet Williams mir Gemeinschaft. Ich brauche beides. Wie David mir so schön erklärt hat, habe ich mich von den Menschen abgesondert, in jeder bedeutenden Hinsicht. Ich habe meine Eltern bewusst angelogen und ihnen gesagt, Trish sei das Kind meines Bruders, damit sie jemanden haben, um den sie sich kümmern können, wenn die Zeit gekommen ist, da ich aus ihrem Leben verschwinden muss. Und Max? Falls wir seit dem letzten Mal wieder miteinander geschlafen hätten, hätte ich dann widerstanden und nicht bei ihm getrunken, in dem Bewusstsein, dass es dieses Gefühl ist, nach dem er in Wirklichkeit giert?
    Vielleicht hat Williams wirklich nur mein Bestes im Sinn, wenn er mich aus dieser Hexensache heraushält. Er weiß, dass ich Culebra mag. Vielleicht sieht er darin einen Nachteil, eine Gefahr für mich. Wahrscheinlich fürchtet er, ich könnte wieder so ungestüm vorpreschen und uns alle in Schwierigkeiten bringen.
    Wie kommt er nur auf so eine Idee?
    Scheiße.
    Vielleicht grüble ich zu viel.
    Ich kann David nicht anrufen. Ich habe keine Ahnung, wo ich Max suchen sollte. Ich bin müde und habe immer noch einen leichten Kater von letzter Nacht. Jetzt, da ich allein bin und das Adrenalin nicht mehr durch meinen Körper jagt, erwacht ein nerviges, dumpfes Pochen zwischen meinen Augen. Ich will mir nur noch ein Bett suchen und ein bisschen schlafen.
    Ich lasse den Motor an.
    Wenn ich versuche, es noch heute Nacht nach Beso de la Muerte zu schaffen, müsste ich noch mindestens zwei Stunden fahren. Dazu fühle ich mich zu mies, und außerdem, wenn ich dort ankomme, wo sollte ich dann schlafen? Die Vorstellung, mich auf dem Boden des Saloons zusammenzurollen oder es mir irgendwie auf dem Rücksitz dieses Wagens gemütlich zu machen, ist nicht sonderlich verlockend. Ich will die Grenze bei Mexicali überqueren, also wäre es das Sinnvollste, die Nacht in Calexico zu verbringen. Das ist nur eine kurze Fahrt von El Centro direkt nach Süden, und an der Strecke liegen ein paar Raststätten, die reichlich zu essen und weiche Betten anbieten. Das Essen werde ich nicht brauchen, aber ein Bett wäre schön.
    Ich löse die Handbremse und fahre los. Wenn Williams sich heute Nacht Belinda Burke schnappt, ist Culebra vielleicht schon wieder da, um mich zu begrüßen, wenn ich morgen in Beso de la Muerte ankomme. Wenn nicht, bleibt mir immer noch ein Tag, um mir etwas einfallen zu lassen. Eine Suche nach Culebra müsste in jedem Fall in seiner kleinen Stadt beginnen.
    Nach einer halben Stunde habe ich ein Motel gefunden, das so aussieht, als hätte es mehr Betten als Wanzen. Vorher suche ich die Toilette einer Tankstelle auf, um mir Alans Blut vom Gesicht zu waschen. Ich kann wohl schlecht den Empfang eines Motels betreten, wenn ich aussehe wie frisch vom Set eines Horrorfilms. Blutbefleckte Jeans sind aber offenbar kein Grund, sich aufzuregen. Der Typ am Empfang würdigt meine Kleidung

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