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Dunkle Obsession

Dunkle Obsession

Titel: Dunkle Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrica Alleyn
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könnte.«
    Seine blauen Augen starrten in Annabels, und sie sah plötzlich ein Bild vor sich, wie sich das Paar auf einem Bett vergnügte, die Glieder miteinander verschlungen, die Körper in wilder Ekstase. Crispian legte eine Hand auf ihren nackten Arm, und sie zuckte überrascht zusammen.
    »Du siehst so verträumt aus«, sagte er, als sie die Treppen hinuntergingen.
    »Tagträumereien«, gestand sie. »Sie sind eine Schwäche von mir.«
    »Über das Haus oder über seine Bewohner?«
    Annabel schaute ihn unter gesenkten Lidern an. »Über das Haus natürlich. Was sollte ich denn von den Bewohnern träumen?«
    »Ja, was? Pure Einbildung von mir. Aber ich hoffte, du würdest von mir träumen.«
    Die Bibliothek war wie ein Schock für Annabel. Sie war klein, voll gestopft und befand sich in einem totalen Chaos. Die Bücher lagen unordentlich in den Regalen, und jemand hatte eine kleine Leiter zurückgelassen. Der Teppich, früher sicher mal eine Pracht, war abgetreten, im Sofa sah sie Löcher, und über die Sessel hatte man Löwenfelle – komplett mit den Köpfen – geworfen.
    In der Mitte dieses Durcheinanders sah Lady Corbett-Wynne völlig fehl am Platz aus. Sie trug ein blassblaues Abendkleid aus seidenem Organza mit einem breiten Kragen und engen langen Ärmeln und breiten Manschetten, die zurückgeschlagen waren. Ein schmaler Gürtel betonte ihre schlanke Gestalt. Der Rock hing in langen Falten bis auf den Boden.
    Ihr Schmuck war auf ein Smaragdhalsband und den Gürtel aus Smaragden und Diamanten beschränkt. Ihr Haar war streng nach hinten gezogen und wurde auf dem Hinterkopf von einer mit Diamanten besetzten Spange gehalten.
    »Eigentlich müssten Binsen den Boden bedecken«, flüsterte Crispian in Annabels Ohr. »Findest du nicht auch, dass sie wie aus einem Historienschinken aussieht?«
    »Ich finde, sie sieht wunderbar aus«, wisperte Annabel wahrheitsgemäß und fragte sich, was diese zurückgezogene, aristokratisch aussehende Frau mit diesem schwerfälligen, rotwangigen Mann gemeinsam haben konnte, der neben ihr stand und offenbar die Aufmerksamkeiten der weiblichen Pferdepflegerinnen genoss.
    »Wo ist Tania?«, fragte Lady Corbett-Wynne streng.
    »Keine Ahnung«, antwortete Crispian. »Ich dachte mir, ich sollte Annabel mitbringen, denn niemand hatte ihr gesagt, wo wir uns treffen.«
    »Das war sehr gut bedacht von dir, mein Sohn«, sagte sein Vater, der einen unfreundlichen Seitenblick auf seine Frau warf. Dann ging er auf Annabel zu und streckte seine Hand aus. »Wir haben uns noch nicht kennen gelernt. Lord Corbett-Wynne, der Herr des Hauses, das Sie auseinandernehmen wollen.«
    »Ich hoffe, dass Sie das nicht wirklich glauben«, erwiderte Annabel. »Ihre Frau möchte, dass ich ihr beim Dekorieren einiger Zimmer helfe, aber ich würde nie etwas tun, um die Atmosphäre von Leyton Hall zu verändern.«
    »Dann können Sie dieses Zimmer unangetastet lassen«, sagte er kurz angebunden. »Das ist mein Lieblingsort. Hier kann ein Mann ausruhen und nachdenken.«
    »Ich wusste nicht, dass du das oft machst, Pa«, sagte Crispian lachend. »Annabel, was kann ich dir zu trinken bringen?«
    »Sherry, bitte.«
    Er durchquerte den Raum zum Getränkeschrank, der wie ein altes Grammophon aussah, hinter dessen Türen aber ziemlich viele Flaschen sichtbar wurden. »Irgendeinen bestimmten Sherry?«
    »Amontillado, wenn es möglich ist.«
    »Mit Getränken sind wir gut eingedeckt, nicht wahr, Stiefmama?«
    Lady Corbett-Wynne errötete. »Ich weiß das nicht. Dein Vater ist der Trinker in diesem Haus.«
    »Schade genug, dass du nicht mehr trinkst«, gab ihr Mann zurück. »Alkohol würde dich vielleicht ein bisschen lockerer machen.«
    Seine Frau bedachte ihn mit einem eisigen Blick, aber in diesem Moment öffnete sich die Tür, und das Dienstmädchen kündete die Ankunft von Sir Matthew Stephens an.
    Mit dem Sherryglas in der Hand, drehte sich Annabel um und warf einen ersten Blick auf den Gast zum Dinner. Sie fühlte, dass ihre Halsschlagader pulsierte.
    Sie hatte keine Ahnung, warum. Er war im klassischen Sinne nicht gut aussehend, und seine braunen krausen Haare wiesen die ersten Silberfäden auf. Aber sein Gesicht war gebräunt und zerklüftet, und er strahlte eine Kraft und Männlichkeit aus, die sie fast unwiderstehlich fand. Als er auf Lady Corbett-Wynne zuging und sie begrüßte, streifte er Annabels Kleid, und einen kurzen Moment sah er sie an. Seine grauen Augen zeigten keinen Ausdruck, aber als er dann kurz

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