Dunkle Obsession
ausdrucksloses Gesicht bei und antwortete nicht.
»Ein Mann braucht ab und zu jemanden, der sein Bett wärmt«, fuhr der Gastgeber beharrlich fort. Er langte mit einer Hand unter das Tischtuch und drückte fest ihr linkes Knie.
Annabel schaute am Tisch entlang zu Lady Corbett-Wynne, aber sie war noch in das intime Gespräch mit Sir Matthew verstrickt und nahm sonst niemanden am Tisch wahr. Als Annabel ihre Beine seitlich bewegte, stieß ein Fuß gegen Sir Matthews’. Obwohl er den Blick auf die Gastgeberin gerichtet hielt, spürte Annabel, dass er den Druck sanft erwiderte.
»Nicht verlobt?«, fragte Lord Corbett-Wynne, leerte sein Glas Chablis und schenkte sich gleich nach, bevor das wartende Dienstmädchen eingreifen konnte.
»Nein«, sagte Annabel mit einem höflichen Lächeln. »Ich glaube, ich bin zu wählerisch.«
»Das geht nicht, das geht überhaupt nicht! Es ist erstaunlich, aber eine hohe Zahl der Frauen, mit denen ich im Bett war, hat sich außergewöhnlich gut entwickelt, sobald sie auf den Geschmack gekommen waren. Seien Sie auf Abenteuer aus, meine Liebe, das ist der beste Rat, den ich Ihnen geben kann.«
Auf der anderen Tischseite schaute Crispian zu Annabel und grinste. »Ignoriere ihn; er hofft nur, dass du dich für einen reifen Mann entscheidest. Stimmt das nicht, Pa?«
Annabel rutschte unruhig auf ihrem Sitz herum, besorgt um Lady Corbett-Wynne.
Crispian begriff ihre Sorge. Er beugte sich über den Tisch und hätte beinahe eine Vase mit Freesien umgeworfen. »Mach dir um Stiefmama keine Gedanken. Ihr ist völlig egal, was er treibt, solange er sie in Ruhe lässt. Außerdem scheint es ihr endlich einmal gut zu gehen bei einem Essen.«
Das bemerkte Annabel auch. Sie bedauerte nur, dass ausgerechnet der Mann für Lady Corbett-Wynnes Wohlergehen verantwortlich war, der auch ihren Puls zum Rasen brachte.
Der zweite Gang bestand aus einem leicht zerkochten Fasan, der mit Pastinaken, Karotten und dünnen Kartoffelchips serviert wurde. Das Gemüse war nicht gar, und Annabel konnte nur wenige Gabeln zum Mund führen.
»Kein Hunger?«, fragte Sir Matthew, als die Teller eingesammelt wurden.
»Nein, eigentlich nicht.«
»Sie sollten mehr Bewegung haben. Sind Sie von Natur aus so blass, oder liegt es an Ihrer Gesellschaft?«, fragte er lächelnd.
»Ich bin immer sehr blass. Farbe kommt nur in meine Wangen, wenn ich Fieber habe.«
Er betrachtete sie eine Weile, dann sagte er: »Ich wette, ich könnte Farbe in Ihr Gesicht bringen, ohne Sie dabei krank zu machen.«
Annabel wusste, dass es ihm gelingen würde; sie wünschte, er würde eine Hand auf ihr Knie legen, wie der Lord es eben getan hatte. Aber er tat es nicht und gab sich damit zufrieden, eine Hand auf Annabels Arm zu legen. »Sie müssen sich auch mein Haus ansehen, bevor Sie zurückreisen. Einige der Räume im Erdgeschoss befinden sich in einem miserablen Zustand. Da würde ich mir gern Ihren Rat einholen.«
»Mit Vergnügen«, sagte Annabel. »Ich werde hier mindestens drei Wochen brauchen, es herrscht also keine Eile.«
»Nun, warten Sie nicht bis zum letzten Augenblick. Vielleicht brauchen wir etwas Zeit, um die Dinge zu diskutieren«, sagte er leise. Dann glitten seine Finger tiefer, den Arm entlang und dann über ihre Hand, bevor er den Löffel für das Dessert in die Hand nahm.
Danach verbrachte er den Rest des Essens damit, seine Gastgeberin zu unterhalten. Annabel fragte sich, während sie immer anzüglichere Bemerkungen des Gastgebers abwehren musste, ob die Familie sich immer auf diese fast peinliche Weise verhielt, oder ob die Anwesenheit von Sir Matthew irgendwas verändert hatte.
Nach vorzüglichen gebackenen Feigen taten sich die Männer am Stilton und Port gütlich. Annabel setzte sich zurück und nippte am Dessertwein. Sie merkte sich den Namen und nahm sich vor, David dafür zu begeistern.
Endlich war das Essen beendet, und sie zogen sich zum Kaffee in die Bibliothek zurück, aber man konnte den Eindruck haben, dass der Abend sich langsam dem Ende zuneigte. Tania schaute immer wieder auf ihre Uhr.
»Was ist denn los?«, flüsterte Crispian, als er hinter ihr vorbeiging. »Langweilst du dich?«
»Ein bisschen. Mutter hat sich an Sir Matthew rangeworfen, und du hast kaum ein Wort mit mir geredet«, zischte sie.
»Was soll ich denn in Pas Gegenwart machen? Du weißt doch, wie er über uns denkt. Aber ich will dir einen Vorschlag machen. Wir gehen nachher hinüber zu den Ställen und feiern eine ganze andere Art
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