Dunkle Obsession
lächelte, fühlte sie sich – lächerlich, wirklich – erfreut. Wie ein Kind, das ein unerwartetes Geschenk erhält.
Crispian beobachtete Annabel genau. Er erkannte die Zeichen körperlicher Hingezogenheit sofort, und obwohl überrascht, denn er konnte nichts Besonderes an dem Mann finden, hatte er Gerüchte über den Erfolg des Sirs bei Frauen gehört, und Annabels Reaktion verdeutlichte ihm, dass diese Geschichten wahrscheinlich wahr waren.
Matthew selbst nahm Annabel bei der ersten Begrüßung kaum wahr, denn er war viel mehr an Lady Corbett-Wynne interessiert. Ihre delikate Erscheinung faszinierte ihn, ebenso ihr kühles Äußere, das sie der Welt präsentierte. Da er einer Herausforderung nie aus dem Wege ging, fühlte er sich von ihr angezogen. Es musste eine besondere Aufgabe sein, ihren Widerstand zu brechen und sie einzufangen, damit er ihren schlanken Körper gegen seinen pressen konnte.
Er wollte die abweisende Fassade brechen, die sie offenbar als Schild gegen alle Männer einsetzte. Das zu erreichen würde ihm starke Befriedigung bringen. Und wenn er Frauen richtig einschätzen konnte, würde es auch für sie ein köstliches Vergnügen sein.
Nichts von diesen Gedanken wurde bei der höflichen Begrüßung sichtbar, aber er sah ihr länger in die Augen, als nötig gewesen wäre, und als man ihm einen Drink gereicht hatte, blieb er näher bei ihr stehen, als sie vermutet hatte.
Trotz ihres ruhigen, gelassenen Eindrucks erlebte Lady Corbett-Wynne ähnliche Gefühle wie Annabel, aber sie erkannte sie nicht und fragte sich, ob sie krank war. Ihr Magen drehte sich auf eine unangenehme Weise, und ihr Mund war seltsam trocken.
»Leider hat sich meine Tochter ein wenig verspätet, Sir Matthew«, entschuldigte sie sich beim Gast. »Das ist eine Schwäche von ihr.«
Er lächelte. »Ich habe Ihre Tochter einige Male beim Ausreiten gesehen. Einem Mädchen, das so attraktiv ist, vergibt man sofort jede Verspätung.«
»Unglücklicherweise verlässt sie sich darauf«, gab die Gastgeberin zurück. »Ich habe versucht, ihr Manieren beizubringen, aber sie glaubt nicht, dass sie im Leben wichtig sind.«
»Du solltest deine Zeit nutzen, ihr Moral beizubringen«, knurrte Lord Corbett-Wynne.
Seine Frau wandte ihm ruckartig den Kopf zu. »Crispian hat solche Lehrstunden nicht nötig, was?«
Bevor er etwas erwidern konnte, öffnete sich die Tür, und Tania betrat die Bibliothek. Was für ein Auftritt, dachte Annabel. Sie war sehr geschickt geschminkt, die Augen mit Lidschatten und die Lippen mit dem Stift zu einem attraktiven Amorbogen geschwungen.
Aber es war das Kleid, das allen Anwesenden den Atem raubte. Es war rubinrot und schien die helleren Strähnen ihrer Haare zu treffen, die sie für den Abend streng nach hinten gezogen hatte. Der altmodische Glanz ihres klassisch geschnittenen Kleids mit einer diamantenen Spange und Nackenband war überwältigend.
Aber Lady Corbett-Wynne ignorierte die Wirkung, die ihre Tochter bei den Anwesenden ausgelöst hatte. »Du bist spät dran«, sagte sie kalt.
»Entschuldige, Mutter«, antwortete Tania, aber ihre Stimme ließ erkennen, dass ihr nicht nach Entschuldigung zumute war. »Es dauerte eine Ewigkeit, die Haare zu waschen und zu baden; jemand hatte das heiße Wasser verbraucht – wie immer. Ich finde, du solltest dich um die sanitäre Installation in diesem Haus kümmern, bevor du mit der Dekoration anfängst.«
»Nun, da du jetzt da bist, möchte ich dich gern unserem Gast vorstellen ...«
»Wir kennen uns schon«, unterbrach Tania.
»Woher denn?«, wollte ihre Mutter wissen.
»Beim Ausreiten. Stimmt das nicht, Sir Matthew?«
Annabel fiel auf, dass Sir Matthew zwar nickte und lächelnd zustimmte, dass er Tania aber nicht so überschwänglich begrüßte, wie man es hätte erwarten können. Er wandte sich wieder der Mutter zu.
Das behagte Tania absolut nicht. »Himmel, ich könnte einen Drink gebrauchen. Bietet mir niemand was zu trinken an?«
»Das Essen wartet«, verkündete ihr Stiefvater. »Wir haben alle auf dich gewartet.«
»Ich bin sicher, dass wir noch fünf Minuten warten können, bis ich rasch einen Gin gekippt habe. Crispian, sei ein Schatz und schenk mir einen ein, ja?«
»Wie könnte ich dir das verweigern?«, fragte er mit einem schiefen Lächeln. Sein Vater und die Stiefmutter schauten sich kurz an, und Annabel fragte sich, ob sie wussten, wie nahe sich die Kinder wirklich standen.
»Auch wenn Sie meine Stiefschwester schon kennen, hat
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