Dunkle Obsession
das sich nur um den Mund abspielte, und nicht mehr in den Augen.
Sie trug ein puderblaues Kleid mit einem plissierten Rock, der bis zur Hälfte der Waden reichte, sowie einem gefalteten Oberteil mit breiten Trägern. Sie sah wieder einmal sehr unnahbar und elegant aus. Ihre lange Goldkette hielt eine beeindruckende Perlenträne, zu der die Ohrringe passten.
In diesem Moment sah sich Sir Matthew um und fing Annabels Blick auf. Bevor sie eine Chance hatte, in eine andere Richtung zu schauen, lächelte er sie freundlich an, und nach einer gemurmelten Entschuldigung zu Marina kam er an Annabels Seite.
»Sie sehen fantastisch aus«, sagte er begeistert. »Jede Frau in diesem Raum beneidet Sie.«
»Mich nicht«, erwiderte Annabel und nippte an ihrem Sherry. »Es ist Tania, die alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, und das überrascht mich nicht. Finden Sie nicht auch, dass sie unglaublich gut aussieht?«
»Fast schon dramatisch, aber das ist Tanias Stärke; sie ist immer für eine Ungeheuerlichkeit gut, entweder durch ihre Kleidung, durch eine gezielte Bemerkung oder durch ihr Auftreten.«
»Ich finde trotzdem, dass sie hervorragend aussieht«, beharrte Annabel.
»Sie ist ein erstaunliches Mädchen, habe ich gehört. Über Sie habe ich noch nicht viel gehört, was mir nur lieb ist, denn dann habe ich eine Chance, es selbst herauszufinden.«
Ein Schauer rann über Annabels Rücken, als sie in seine Augen schaute und kleine goldene Flecken in den Tiefen der Pupillen sah. »Das klingt aufregend«, sagte sie leise.
In dem Augenblick gesellte sich eine kaffeebraune junge Frau zu ihnen, die fast ein Meter achtzig groß war. Sie hatte ihre pechschwarzen Haare aufgetürmt, wodurch sie noch größer wirkte.
»Hallo. Ich bin Sheba, Lukes Freundin«, sagte sie mit einem Lächeln. »Er hat mir aufgetragen, mich vorzustellen, da wir uns später alle auf Crispians kleiner Privatparty treffen.«
Da Tania und Sheba auf der Party sein würden, kam sich Annabel sehr konservativ vor. Sie lächelte Sheba an, und während die andere Frau sprach, bewunderte sie deren orangefarbenes Kreppkleid mit den Spaghettiträgern und dem langen Schlitz auf der linken Seite.
»Wer ist Luke?«, fragte Matthew, als Sheba weitergegangen war.
»Ein alter Schulfreund von Crispian, habe ich erfahren«, antwortete Annabel.
»Das wird bestimmt lustig, wenn wir nachher unter uns sind. Oder sind Sie nervös?« Annabel hörte in Sir Matthews Stimme einen Unterton heraus.
Annabel schaute ihn an. »Sollte ich denn nervös sein?«
Er lächelte, die weißen Zähne im auffälligen Kontrast zur gebräunten Haut. »Ganz bestimmt nicht. Aufgeregt ja, aber nicht nervös.«
»Das ist gut, denn ich bin furchtbar aufgeregt.«
Er legte eine warme Hand auf ihren nackten Arm. »Ich glaube, Sie sind nicht so aufgeregt wie ich«, murmelte er. »Ich glaube, ich habe gerade den Gong gehört. Erlauben Sie mir, Sie zu Tisch zu führen?«
Annabel nickte; sogar die Berührung seiner Finger setzte ihre Haut in Brand. Als sie das Esszimmer betraten, zog er ihren Stuhl heraus, und als er sich vorbeugte, berührte er ihre Haare mit seinem Kinn, und das geschah wieder, als er den Stuhl zurückschob. Es fühlte sich an, als wäre ein elektrischer Strom ihr Rückgrat hinuntergeschossen. Als er dann neben ihr Platz nahm, lächelte er ihr zu, und sie wusste, dass er durch die Nähe so erregt war wie sie.
Das Essen war ausgezeichnet, obwohl Annabel später dachte, dass es in ihrem Fall eine pure Verschwendung war, denn sie dachte die ganze Zeit nur daran, wie es sein würde, wenn Matthew mit ihr Liebe machte. Trotzdem nahm sie gern zur Kenntnis, dass die Vorspeise aus gebackenen Auberginen mit Ziegenkäse hervorragend war, ebenso perfekt war das gegrillte Rinderfilet. Zum Dessert gab es Maronenpüree mit Schlagsahne auf einem Schaumgebäck – puh, diesen Geschmack würde sie nie vergessen, dachte Annabel.
Die Weine gehörten zum Feinsten, was der Keller von Lord Corbett-Wynne hergab, angefangen vom frischen, fruchtigen Chardonnay, der zu den Auberginen gereicht wurde, bis zum unglaublichen Petrus 1990, den es zum Rinderfilet gab.
Endlich war das spektakuläre Essen vorüber, und das Personal zog sich zurück, nachdem Kaffee und Minzplätzchen serviert worden waren.
Ein kurzer Blick in die Runde, dann erhob sich Lady Corbett-Wynne. »Für alle, die kein Interesse an Partyspielen haben, wird im Salon noch Kaffee nachgeschenkt«, verkündete sie. Sie und zwei andere Ladys zogen
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