Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
verlangte er von mir eine Abtreibung.«
»Das ist wirklich hart, Jane. Es tut mir so Leid.«
»Ich sagte, ich würde es tun. Ich war zwar todtraurig darüber, aber ich nahm mir vor, es zu tun. Ich wusste nicht, was ich sonst machen sollte. Allerdings habe ich es immer wieder verschoben, weil ich Angst hatte. Dann war ich eines Tages mit meiner Mutter essen und bekam Blutungen und Krämpfe, mitten in dem Restaurant, in dem wir saßen.«
Tränen strömten Jane über die Wangen. Roz zog eine Serviette aus dem Metallspender und hielt sie ihr hin.
»Ich hatte eine Fehlgeburt. Meiner Mutter hatte ich nicht gesagt, dass ich schwanger war, und nun hatte ich praktisch vor ihrer Nase eine Fehlgeburt. Sie und mein Vater haben sich
fürchterlich aufgeregt. Ich war ganz benommen und erzählte ihnen, wer der Vater war. Er war einer der Golfpartner meines Vaters.«
Schluchzend vergrub Jane das Gesicht in der Serviette. Als die Kellnerin auf sie zusteuerte, schüttelte Roz nur den Kopf, stand auf und setzte sich auf die andere Seite der Nische, neben Jane, um dem Mädchen den Arm um die Schulter zu legen.
»Tut mir Leid.«
»Muss es nicht. Wein dich ruhig aus.«
»Es war eine entsetzliche Szene, eine fürchterliche Zeit. Ich habe meine Eltern blamiert und enttäuscht.«
»Ich finde, unter den gegebenen Umständen hätten sie voll und ganz auf deiner Seite stehen müssen.«
»Ich habe ihnen Schande gemacht.« Jane bekam einen Schluckauf und tupfte sich die Tränen ab. »Und das alles wegen eines Mannes, der mich nie geliebt hat. Ich habe das Baby verloren, vielleicht, weil ich das alles nicht mehr wollte. Ich wünschte mir, es würde einfach alles verschwinden, und genau das tat es.«
»Ein Baby kann man nicht wegwünschen, Schätzchen. Du kannst dir gewisse Vorwürfe machen, dass das Baby gezeugt wurde, weil dazu immer noch zwei gehören. Aber du kannst dir nicht die Schuld daran geben, dass du es verloren hast.«
»In meinem ganzen Leben habe ich immer nur getan, was man mir gesagt hat. Aber hierfür war ich selbst verantwortlich, und prompt passiert so etwas.«
»Es tut mir Leid, dass es so gekommen ist. Wir alle machen Fehler, Jane, und manchmal müssen wir einen ziemlich happigen Preis dafür bezahlen. Aber du musst nicht dein Leben lang dafür büßen.«
Roz drückte ein letztes Mal Janes Schultern; dann nahm sie wieder auf ihre Seite Platz, damit sie einander gegenüber saßen. »Schau mich mal an. Hör mir zu. Der Mann, der dich so ausgenutzt hat, ist er aus deinem Leben verschwunden?«
Jane nickte und tupfte sich die Augen ab.
»Gut. Dann kannst du damit anfangen, zu entscheiden, was du willst. Möchtest du dir ein neues Leben aufbauen oder lieber auf dem verpfuschten alten herumschlittern?«
»Würdest du mir wirklich helfen, einen Job zu finden?«
»Versprochen. Ob du ihn dann behältst, liegt allerdings an dir.«
»Sie … sie hat eine Menge alte Tagebücher. Sie bewahrt sie in ihrem Zimmer auf, eingeschlossen in einer Schublade. Aber ich weiß, wo der Schlüssel ist.«
Lächelnd lehnte Roz sich zurück. »Du bist klasse.«
Siebzehntes Kapitel
»Sie ist aber kein schlechter Mensch, oder?« Hayley rückte Lily auf ihrer Hüfte zurecht und sah zu, wie Harper ein paar Portulakröschen in das Beet neben der Hintertür seines Häuschens setzte. »Ich meine, sie ist garstig und gemein, aber sie ist kein schlechter Mensch.«
»Du hast offenbar nicht gehört, wie meine Mutter ihre Tante Rissy als finsterste Dämonin der Hölle beschrieben hat.«
»Wenn sie das wirklich ist, hatte sie vielleicht etwas mit Amelia zu tun. Vielleicht hat sie sie umgebracht.«
»Als Amelia starb, war Tante Clarise noch nicht geboren, oder noch nicht ausgebrütet, wie meine Mutter sagen würde.«
»Ach so, ja.« Trotzdem runzelte Hayley die Stirn. »Aber nur, wenn wir uns mit den Daten nicht irren. Wenn wir falsch liegen, könnte sie es getan haben.«
»Vorausgesetzt, Amelia wurde ermordet.«
»Ja, okay. Aber die Alte muss einen Grund dafür haben, dass sie die Tagebücher mitgenommen hat und nicht rausrückt. Glaubst du nicht?«
»Abgesehen davon, dass sie eine egoistische, sturköpfige alte Schachtel ist?«
»Ja, abgesehen davon. Also gut, Schätzchen.« Als Lily zu zappeln begann, stellte Hayley sie auf den Boden und begann, sie an den Händen auf Harpers Veranda hin- und herzuführen. »In den Tagebüchern könnte etwas stehen, das sie mit der Sache in Verbindung bringt.«
»Warum hat sie die Dinger dann nicht
Weitere Kostenlose Bücher