Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
gern kennen lernen. Wer ist das Mädchen?«
»Sie heißt Shelby – nach dem Bezirk, nehme ich an. Shelby Forrester.«
»Wie klein ist doch die Welt. Ja, ich kenne Jan und Quill, Shelbys Eltern. Auch die Tochter kenne ich – ein reizendes Mädchen. Ihre Eltern und ich stehen gerade … auf Kriegsfuß miteinander.
Quill hat geschäftlich irgendwie mit Bryce zu tun, und das macht unser Verhältnis etwas angespannt. Aber das braucht sonst niemanden zu berühren.«
»Mit angespannten Verhältnissen und Leuten, die miteinander auf Kriegsfuß stehen, wird niemand so fertig wie die Südstaatler.«
»Wohl kaum, und ich erwähne das auch nur für den Fall, dass dir eine gewisse Verlegenheit auffällt. Jetzt weißt du, woher sie kommt. Aber ich bin darauf vorbereitet, fürchterlich höflich zu sein; du brauchst dir also keine Sorgen zu machen.«
»Tue ich auch nicht, ob du nun beschließt, höflich zu sein oder nicht. Lass uns doch ein bisschen spazieren gehen. Dann kann ich deine Hand halten und im Garten eine schattige, duftende Ecke suchen, in der ich dich küssen kann.«
»Klingt gut.«
»Was du für Jane Paulson tust, ist eine gute Sache.«
»Mag sein, aber dahinter stecken finstere Absichten.«
Lachend zog Mitch ihre Hand an die Lippen. »Wenn du immer nur hehre Absichten verfolgen würdest, fände ich dich bestimmt nicht so faszinierend.«
»Ich liebe kluge Schmeicheleien. Komm, wir gehen zu den Ställen hinüber. Ich zeige dir Spots Grabstein.«
»Den würde ich gern sehen. Es könnte der richtige Ort sein, um eine weitere Theorie zum Besten zu geben. Eine, die ich schon seit einer ganzen Weile ausbrüte.«
Als sie den Gartenweg hinuntergingen, überprüfte Roz die Fortschritte ihrer Pflanzen, bevor sie sich einer Gruppe verfallener, von Pflanzen überwucherter Gebäude näherten.
»Du kannst deine Theorie ebenso gut gleich ausspucken, anstatt weiter darüber zu brüten.«
»Ich bin mir nicht ganz sicher, wie du sie aufnehmen wirst. Ich betrachte Daten, Ereignisse, entscheidende Augenblicke und Menschen und versuche, von dort aus Verbindungslinien zu Amelia zu ziehen.«
»Hm … Ich fand es immer schön, diese Ställe hier noch zu haben und sie einfach sich selbst zu überlassen. Als eine Art Ruine.« Mit seitwärts geneigtem Kopf und in die Hüften gestemmten Händen begutachtete Roz die zerbröckelnden Steine, das verwitterte Holz. »Wahrscheinlich hätte ich sie renovieren lassen können. Vielleicht tue ich das ja auch noch, falls ich einmal Enkel haben sollte und diese sich zu Pferdenarren entwickeln. Von meinen Jungen hat sich keiner besonders dafür interessiert. Ich glaube, es sind in erster Linie Mädchen, die so eine Phase durchmachen, in der sie für Pferde schwärmen.«
Prüfend betrachtete Roz im Zwielicht das Gebäude, das durchhängende Dach, die verblichenen Zierleisten – und die Ranken, die Kletterpflanzen, die Ziergräser, die sie ringsherum gepflanzt hatte, um dem Ganzen einen etwas verwilderten Anstrich zu verpassen.
»So etwas kennt man normalerweise aus dem Kino, oder noch eher aus Märchenbüchern.«
»Das gefällt mir so gut daran. Mein Vater war der Erste, der sich nicht mehr um die Ställe gekümmert oder der zumindest nichts mehr zu ihrer Erhaltung getan hat. Ich weiß noch, wie er davon sprach, sie abreißen zu lassen, aber meine Großmutter bat ihn, das nicht zu tun. Sie sagte, die Ställe gehörten einfach zu unserem Anwesen, und ihr gefielen sie. Das Grab liegt auf der Rückseite«, sagte Roz. »Entschuldige, dass ich dich unterbrochen habe, Mitch. Meine Gedanken sind abgeschweift. Erzähl mir von deiner Theorie.«
»Ich weiß wirklich nicht, wie du sie aufnehmen wirst.«
»Gift-Sumach«, sagte Roz und schob Mitch zur Seite, bevor er an eine Ranke stieß. »Ich muss mal herkommen und ihn ausreißen. Da sind wir.« Sie ging in die Knie, zupfte mit bloßen Händen Unkräuter aus und fegte Erde beiseite, bis der Grabstein mit dem von Hand eingemeißelten Namen zum Vorschein kam. »Süß, nicht wahr, dass er hier seinen alten Hund begraben und diesen Stein für ihn graviert hat. Er muss ein reizender
Mensch gewesen sein. Sonst hätte meine Großmutter ihn auch nicht so sehr geliebt.«
»Und das hat sie«, bestätigte Mitch. »Das erkennt man auf den Fotos, auf denen sie zusammen zu sehen sind.«
»Auf den meisten Bildern, die wir von ihm haben, sieht er so kühl aus. Aber das war er nicht. Ich habe meine Großmutter einmal gefragt, und sie sagte, er hätte es
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