Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
verbrannt?«
»Ach, weiß ich doch nicht«, versetzte Hayley gereizt. »Es ist ja nur eine Theorie. Wir brauchen eine Theorie und eine Hypothese, um der Lösung auf die Spur zu kommen, oder?«
»Wenn du meinst, aber meine Lösung ist, dass Tante Rissy
einfach eine diebische, egoistische böse Hexe ist. Schau mal, Engelchen.« Harper pflückte eins seiner Röschen und hielt es Lily vor die Nase. »Ist das nicht hübsch? Möchtest du es haben?«
Strahlend ließ Lily die Hände ihrer Mutter los und streckte die Patschhändchen nach der Blume aus.
»Nee, nee, komm und hol es dir«, sagte Harper.
Und als er ihr die Rose dicht vor die Fingerspitzen hielt, machte Lily drei unsichere Schritte.
»O mein Gott. O mein Gott! Hast du das gesehen? Sie ist gelaufen! Hast du’s gesehen?«
»Ja, klar.« Harper hielt Lily fest, als sie die Faust um die Blume schloss. »Nun schau dir das an. Du bist ja spitze.«
»Das waren ihre ersten Schritte.« Hayley schniefte und wischte sich mit dem Handrücken eine Träne ab. »Sie ist zu dir gelaufen.«
Harper wusste nie so recht, wie er sich verhalten sollte, wenn jemandem die Tränen kamen. Nun sah er auf. »Entschuldige. Ich hätte dir die Blume geben sollen, damit du sie ihr hinhalten kannst.«
»Nein, nein, das ist es nicht. Sie hat ihre ersten Schritte gemacht, Harper. Mein kleines Mädchen. Ich habe gesehen, wie sie die ersten Schritte gemacht hat. Oh, das müssen wir allen zeigen.« Hayley tanzte vor Freude herum; dann nahm sie Lily auf den Arm, und die Kleine jauchzte vor Vergnügen, als sie sich mit ihr im Kreis drehte. »Wir müssen allen zeigen, was du schon kannst.«
Dann blieb sie stehen und seufzte. Sie beugte sich herab und küsste Harper leicht auf die Wange. »Sie ist zu dir gelaufen«, wiederholte sie. Dann setzte sie das Baby wieder auf ihre Hüfte und eilte zum Haupthaus.
Roz liebte es, auf der Veranda Kaffee zu trinken, wenn um sie herum der Garten zu neuem Leben erwachte. Sie konnte hören, wie Stellas Jungen mit dem Hund spielten, und die Geräusche
versetzten sie zurück in die Zeit, in der sie solche Rufe von ihren eigenen Söhnen gehört hatte.
Es war angenehm, am frühen Abend draußen zu sitzen, das weiche, blaue Licht zu sehen und den Duft des beginnenden Wachstums einzuatmen, der in der Luft hing. Es war auch angenehm, weil ihr nach Gesellschaft zumute war. Sie trank ihren Kaffee, während Logan und Stella, David und Mitch sich unterhielten.
Gerne hätte sie auch Harper bei sich gehabt, und Hayley. Aber Harper war nicht ans Telefon gegangen, wie so oft, und auch Hayley und das Baby hatte sie nicht finden können.
»Sie sagte, er hätte solche Freude daran, wie alles geworden ist, dass er mit ihr in die Stadt gefahren ist, damit sie neue Gartenmöbel kaufen konnte.« Stella leerte ihr Glas mit Eistee. »Ich habe kaum jemals einen zufriedeneren Kunden gesehen – oder eine so prompt ausgeführte Gartenumgestaltung. Logan sollte dir mal auf die Finger schauen, Roz.«
»Ich kannte den Garten und die Besitzerin – und beide gut genug, um zu wissen, dass Cissy die Veränderungen gefallen würden. Und dass sie Logan engagieren würde, um den Garten zu pflegen.«
»Ich fände es schrecklich, wenn meine Schwiegermutter mich so unglücklich machen und so einschüchtern würde.« Stella lächelte Logan zu. »Ich bekomme ein echtes Goldstück.«
»Das empfindet meine Mutter genauso, was mein Leben ganz schön vereinfachen dürfte.« Logan erhob sein Bierglas in Stellas Richtung. »Deine Tage sind gezählt, Rotschopf.«
»Noch zwei Wochen, und ich zähle wirklich die Tage. Es gibt noch so viel zu tun. Jedes Mal, wenn ich denke, ich habe alles im Griff, fällt mir noch etwas Neues ein. Eine kleine, schlichte Hochzeit zu planen ist ganz schön kompliziert.«
»Du sagst ›Ja, ich will‹, und dann gibt es Kuchen«, sagte Logan, was ihm einen milde tadelnden Blick seiner Zukünftigen einbrachte.
»Jolene war mir eine große Hilfe«, fuhr Stella fort. »Genau wie Logans Mutter und Schwester, aus der Ferne. Und ich weiß gar nicht, was ich ohne dich machen sollte, David.«
»Wirf mir den Brautstrauß zu, dann sind wir quitt.«
»Da du gerade von deiner Stiefmutter gesprochen hast«, warf Roz ein, »ich habe heute mit Jolene gesprochen.«
»Tatsächlich?«
»Wenn es irgendjemanden gibt, der in Shelby County einfach jeden kennt, dann ist es Jolene Dooley. Und mir fiel ein, dass eine Freundin von ihr in der Stadt eine hübsche kleine Galerie mit einem
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