Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
ihm alles erzählte.
»Hat sie aber nicht. Zum Glück.« Der Kaffee half, doch sie war immer noch durchgefroren und mummelte sich in eine warme Kaschmirdecke ein.
»Du hättest sterben können, während ich unten mit Büchern und Papieren zugange war. Du warst hier oben und hast um dein Leben gekämpft, und ich …«
»Hör auf.« Doch Roz’ Worte klangen sanft. Sie war eine Frau, die mit Männern zusammengelebt, die Söhne großgezogen hatte und die das männliche Ego verstand. »Was passiert ist, was hätte passieren können, was nicht passiert ist – nichts davon war deine Schuld. Meine im Übrigen auch nicht. Die Schuld liegt bei einer zweifellos seelisch gestörten Geisterfrau. Und mir ist egal, wie lächerlich sich das anhört.«
»Rosalind.« Mitch blieb vor ihr stehen, kniete nieder und rieb ihre Hände. Seine Hände auf ihren fühlten sich stark an, und warm. Verlässlich. »Ich weiß, wie viel dir dieses Haus bedeutet, aber …«
»Du willst sagen, ich sollte ausziehen, vorübergehend. Und das ist sicherlich nicht unberechtigt. Aber ich bleibe hier. Sag meinetwegen, das liegt an meiner Sturheit, an meinem verdammten Dickschädel.«
»Allerdings.«
»Aber abgesehen davon und von der Tatsache, dass ich mich von meinem Grund und Boden nicht vertreiben lasse – auszuziehen würde das Problem auch nicht lösen. Mein Sohn lebt auf diesem Anwesen, ebenso wie andere Menschen, die mir sehr am Herzen liegen. Mein Geschäft befindet sich ebenfalls hier. Soll ich etwa allen sagen, sie müssen sich nach einer anderen Bleibe umsehen? Soll ich mein Gartencenter dichtmachen und es riskieren, alles zu verlieren? Oder soll ich durchhalten und mich nach Kräften bemühen, Antworten zu finden?«
»Ihr Verhalten eskaliert, Roz. Jahrelang hat sie nicht viel mehr getan, als den Kindern Lieder vorzusingen und war damit ein seltsamer, aber doch eher bezaubernder Hausgast. Hin und wieder hat sie etwas angestellt, aber nichts Gefährliches. Im vergangenen Jahr ist sie immer labiler geworden, und immer gewalttätiger.«
»Ja, das stimmt.« Roz verschränkte die Finger mit den seinen und schloss sie fest darum. »Und weißt du, was mir das sagt? Es sagt mir, dass wir dicht an etwas dran sind. Dass sie vielleicht deshalb ungeduldiger, unberechenbarer ist. Unbeherrschter. Was wir tun, ist wichtig für sie. Ebenso wie ihr wichtig ist, was ich denke und fühle, ob sie es nun gutheißt oder nicht.«
»Will sagen?«
Es wird ihm vermutlich nicht gefallen, überlegte Roz. Aber es musste gesagt werden. Sie hatte ihm versprochen, aufrichtig zu sein, und ihre Versprechen nahm sie ernst. »Ich habe an dich gedacht. An uns. Als ich damit fertig war, wegen heute Abend zu schmollen, und als ich begann, mich zu entspannen, dachte ich darüber nach, was ich für dich empfinde und du für mich.«
»Sie hat versucht, dich umzubringen, weil wir uns lieben.« Mit versteinerter Miene erhob sich Mitch. »Ich bin derjenige, der gehen muss, der sich von hier fern halten muss, und von dir. Bis wir mit der Sache fertig sind.«
»Gehst du so mit Erpressern um? Du gibst ihnen einfach nach?«
Mitch hatte wieder begonnen, auf und ab zu wandern, fuhr nun jedoch herum und blitzte Roz zornig an. »Wir sprechen hier nicht über irgendeinen Rüpel, der versucht, auf dem Spielplatz Essensgeld zu klauen. Wir sprechen über deine Sicherheit. Verdammt, es geht um dein Leben!«
»Ich lasse mich von ihr nicht kleinkriegen. So bleibe ich am Leben. So bleibe ich auch am Ruder. Glaubst du, ich wäre nicht wütend und hätte keine Angst? Da irrst du dich aber.«
»Man beachte, dass die Wut an erster Stelle kommt.«
»Weil sie positiv ist – ich habe es zumindest immer so empfunden, dass ein guter, gesunder Zorn konstruktiver ist als Angst. Das habe ich zum Schluss auch in Amelia gesehen, Mitch.«
Roz schleuderte die Decke beiseite und stand auf, um zu Mitch zu gehen. »Sie hatte Angst, sie war schockiert, und das
Ganze tat ihr Leid – ein Bild des Jammers. Du hast einmal gesagt, sie wolle mir nicht wehtun, und ich glaube, das stimmt.«
»Ich habe auch gesagt, sie könnte es trotzdem tun, und ich habe Recht behalten.« Mitch schloss die Hände um ihr Gesicht, ließ sie dann zu ihren Schultern hinabgleiten. »Ich weiß nicht, wie ich dich beschützen soll. Aber ich weiß, dass ich es nicht ertrage, dich zu verlieren.«
»Ich habe sicher weniger Angst, wenn du bei mir bist.«
Mitch legte den Kopf schräg und hätte um ein Haar gelächelt. »Ganz schön
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