Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
Händen und Füßen ab und stieß sich mit einem verzweifelten Ruck nach oben. Ihr Kopf tauchte auf, drang durch den eisigen Nebel. In Panik schnappte sie einmal nach Luft, als der stahlharte Griff um ihre Schultern sie auch schon wieder untertauchte.
Wasser schwappte über den Rand der Wanne, als sie sich wehrte, und es brannte ihr in den Augen und im Hals. Sie hörte ihre eigenen erstickten Schreie, während sie auf etwas einschlug, das sie nicht sehen konnte. Als sie sich den Ellbogen an der Wand der Badewanne stieß, zuckte der Schmerz durch die Panik.
Nur zu deinem Besten. Nur zu deinem Besten. Du musst lernen.
Die Stimme zischte ihr ins Ohr, übertönte ihren rasenden Pulsschlag. Nun sah sie es, das Gesicht, das über ihr schwamm, über dem wirbelnden Wasser, mit gefletschten Zähnen, eine wütende Fratze. Sie sah den Wahnsinn in Amelias Augen.
Er ist auch nicht anders. Sie lügen alle! Habe ich dir das nicht gesagt? Warum hörst du mir nicht zu? Ich sorge dafür, dass du mir zuhörst, dass du aufhörst. Verseuchtes Blut. Sein Blut ist in dir. Das ist dein Verderben.
Sie würde sterben. Ihre Lungen schrien, ihr Herz raste, als sie verzweifelt nach einem Halt, nach Luft suchte. Irgendetwas in ihr würde platzen, und dann würde sie in dem kalten, duftenden Wasser sterben. Aber nicht freiwillig, nicht widerstandslos. Sie hämmerte mit Händen und Füßen gegen die Wanne. Und in Gedanken.
Lass mich los. Lass los! Wenn ich tot bin, kann ich nicht mehr zuhören. Du bringst mich um. Wenn ich sterbe, bleibst du verloren. Wenn ich sterbe, bleibst du gefangen. Eine Mörderin. Gefangen in der Hölle.
Sie riss sich wieder zusammen; ihr Überlebenswillen ließ sie alle Muskeln anspannen, und sie schoss in die Höhe.
Wasser spritzte auf, brandete in einer kleinen, heftigen Flutwelle durch den Nebel und klatschte an die Wände und auf den Boden. Roz umklammerte den Rand der Wanne, beugte sich darüber, würgte und spuckte aus, was sie geschluckt hatte. Ihr drehte sich der Magen um, doch sie hielt sich krampfhaft am Wannenrand fest. Sie würde sich nicht noch einmal unter Wasser ziehen lassen.
»Fass mich nicht an, du Miststück.«
Keuchend krabbelte sie aus der Wanne und sank ermattet auf die durchnässte Badematte. Als ihr kalte Schauer durch den Körper jagten, rollte sie sich ganz klein zusammen, bis sie wieder atmen konnte. In ihren Ohren dröhnte es, und ihr Herz hämmerte so heftig, dass sie sich fragte, ob sie obendrein auch noch Rippenprellungen davontragen würde.
Sie hörte jemanden weinen.
»Deine Tränen beeindrucken mich im Augenblick nicht besonders.« Da sie sich noch zu wackelig fühlte, um aufzustehen, kroch sie über den Boden, bis sie mit zitternder Hand nach einem Handtuch greifen und es um sich ziehen konnte, um sich zu wärmen.
»Mein ganzes Leben habe ich mit dir verbracht. Ich habe versucht, dir zu helfen. Und du versuchst, mich zu ertränken? In
meiner eigenen Badewanne? Ich habe dich schon gewarnt, ich würde einen Weg finden, dich aus dem Haus zu vertreiben.«
Ihre Worte kamen nicht annähernd so energisch oder zornig über ihre Lippen, wie sie es sich gewünscht hätte. Es war schwierig, bestimmend zu klingen, wenn einem die Zähne klapperten, vor Angst ebenso sehr wie vor Kälte.
Sie fuhr zusammen, als der Hausmantel, den sie an der Innenseite der Tür aufgehängt hatte, herunterglitt und sich ihr um die Schultern legte. »Oh, vielen Dank«, sagte Roz mit einer gehörigen Portion Sarkasmus in der Stimme. »Wie aufmerksam von dir, darauf zu achten, dass ich mich nicht erkälte, nachdem du zuvor versucht hast, mich umzubringen. Jetzt reicht es mir aber.«
Sie schlüpfte in die Ärmel des Hausmantels und zog ihn fest um sich, nachdem sie unsicher aufgestanden war.
Dann sah sie Amelia, durch den sich lichtenden Nebel. Nicht die Verrückte mit dem irren Blick und dem wirren Haar, die sie über sich gesehen hatte, während sie um ihr Leben kämpfte, sondern eine völlig mitgenommene Frau mit tränenüberströmten Wangen und wie zum Gebet gefalteten Händen.
Als sie verblasste, als der Nebel sich auflöste, erschien eine weitere Botschaft auf dem Spiegel. Sie lautete einfach:
Verzeih mir.
»Sie hätte dich umbringen können.«
Mitch marschierte im Schlafzimmer auf und ab und sprühte geradezu vor Zorn.
Roz war nach unten gegangen, um sich einen Becher heißen Kaffee zu kochen und Mitch zu bitten, mit hinaufzukommen. Sie wollte sicher sein, dass niemand mithörte, wenn sie
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