Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
in ihrem Leben dachte. Bryce. Ein dummer, impulsiver Fehler. Das war ja in Ordnung; jeder hatte das Recht, einmal Fehler zu machen. Doch dieser hatte so großen Schaden angerichtet, für solchen Aufruhr gesorgt. Und dazu für Klatsch und Tratsch, was ihren Stolz irgendwo noch mehr verletzte.
Im Laufe ihrer Ehe hatte Bryce so oft erreicht, dass sie an sich zweifelte, sie, die sie stets so selbstbewusst, so selbstsicher gewesen war. Er hatte etwas an sich, das ihr Selbstvertrauen untergrub, eine aalglatte, gerissene Art, mit der er einem, wenn auch auf charmante Weise, etwas immer wieder unter die Nase rieb.
Es war erniedrigend, zuzugeben, dass sie einfach dumm gewesen war – und das in Sachen Männer.
Doch heute Abend hatte sie es ihm ordentlich gegeben, und das entschädigte sie für eine Menge Ärger, Blamagen und Kummer. Du liebe Zeit, er hatte sich ihr wirklich auf einem Silbertablett präsentiert, dachte sie, und sie hatte die Gabel hineingestochen. Er war erledigt.
Das tat so gut. Hurra.
Und nun war es vielleicht Zeit für eine weitere Phase im Leben der Rosalind. War sie dazu bereit? Bereit, diesen großen, Furcht erregenden Schritt zu tun, hin zu einem Mann, der sie liebte, wie sie war? Sie war fast fünfzig und dachte über die Liebe und das Heiraten nach – zum dritten Mal. War sie womöglich verrückt geworden?
Träge spielte sie mit ihren Zehen im Strahl des heißen Wassers, das sie nachlaufen ließ, um das Bad warm zu halten.
Oder war es ein Geschenk, das in ihrem Schoß gelandet war, bereits in hübsches Papier verpackt und mit einer riesigen Schleife verziert?
Sie war verliebt, dachte sie, und ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, als sie die Anspannung von sich weichen ließ und die Augen schloss. Verliebt in einen interessanten, attraktiven,
rücksichtsvollen Mann. Einen wunderbaren Mann. Der genug Fehler und Macken hatte, um nicht langweilig zu werden.
Roz seufzte, als sich wohlige Zufriedenheit in ihr ausbreitete. Und ein feiner grauer Nebel kroch über die Fliesen,
Und der Sex? Oh, dem Himmel sei Dank für den Sex, dachte sie, während sie sich ein wenig räkelte und in der Kehle leise schnurrte. Heiß und kuschelig, zärtlich und aufregend. Erregend. Mein Gott, dieser Mann erregte sie. Ihr ganzer Körper war wieder scharf.
Vielleicht, nur vielleicht, konnten sie wirklich zusammenleben. Vielleicht musste die Liebe nicht unbedingt dann kommen, wenn es einem passte oder wenn es vernünftig war. Und brachte ihr das dritte Mal auch Glück. Es lohnte sich auf jeden Fall, darüber nachzudenken, sehr, sehr ernsthaft.
Heiraten. Schläfrig geworden, ließ Roz sich treiben, zog die Finger durch den Schaum auf dem Wasser, während der Nebel dichter wurde und vom Boden aufstieg wie eine Flutwelle.
Das Ganze lief darauf hinaus, einem Menschen ein inniges Versprechen zu geben, einem Menschen, den man nicht nur liebte, sondern dem man auch vertraute. Mitch konnte sie vertrauen. Sie konnte an ihn glauben.
Würden ihre Söhne denken, sie hätte den Verstand verloren? Möglich, doch schließlich war es ihr Leben.
Sie würde es genießen, verheiratet zu sein – wahrscheinlich. Die Kleider eines anderen im Schrank zu haben, die Bücher eines anderen im Regal. Der Mann war nicht gerade das, was man ordentlich nannte, doch damit konnte sie leben, wenn …
Das schaumige Wasser wurde plötzlich eiskalt. Roz schnappte nach Luft, fuhr aus ihrer entspannten Lage empor und schlang instinktiv die Arme um den Körper. Sie riss die Augen weit auf, als sie sah, dass dichter Nebel den Raum erfüllte, so dicht, dass sie weder die Wände noch die Tür sehen konnte.
Das war kein Wasserdampf, begriff sie, sondern eine Art unangenehmer
grauer Nebel, so eisig wie das Wasser und dick wie geeiste Suppe.
Gerade als Roz aufstehen und aus der Wanne steigen wollte, wurde sie unter Wasser gezogen.
Der Schock traf sie wie ein Schlag in die Magengrube, noch vor der Angst. Der entsetzliche Schock durch das eiskalte Wasser, das Gefühl, hinabgerissen, unter Wasser gehalten zu werden, ließ sie erstarren, bevor sie begann, sich zu wehren. Schluckend und strampelnd kämpfte sie sich an die Oberfläche, obwohl ihr vor Kälte die Glieder steif wurden. Sie konnte spüren, wie sich Hände um ihren Kopf krallten, dann wie sich Fingernägel in ihre Schultern gruben, doch durch den Schleier des Wassers sah sie nur Schaum und wirbelnde Nebelschwaden.
Aufhören, schrie ihr Verstand. Mit aller Kraft drückte sie sich mit
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