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Dunkle Rosen: Roman (German Edition)

Dunkle Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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mit Elmo aus der Sesamstraße diesen Blödsinn gesungen?
    Am besten dachte sie nicht weiter darüber nach.
    »Möchten Sie das lieber mit reinnehmen und beim Essen weiterarbeiten oder eine Pause machen und hier essen?«
    »Lieber hier, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Keineswegs.« Nach kurzem Zögern öffnete Roz erneut den Kühlschrank und holte den Champagner heraus. »Ich mache den mal auf; schließlich ist heute Silvester. Da können wir zu unseren Sandwiches ruhig etwas Edleres trinken als Kaffee.«
    »Danke, aber ich trinke nicht. Ich kann nicht.«
    »Oh.« Roz fühlte sich entsetzlich begriffsstutzig und dumm. War ihr nicht selbst aufgefallen, dass Mitch niemals Alkohol trank? Konnte sie nicht ihren Grips benutzen, um zwei und zwei zusammenzuzählen, anstatt einen Gast in Verlegenheit zu bringen? »Dann also doch Kaffee.«
    »Bitte.« Mitch trat näher, um ihr die Hand auf den Arm zu legen, bevor sie die Flasche zurück in den Kühlschrank stellte. »Machen Sie ihn ruhig auf, genießen Sie ihn. Es macht mir nichts aus, wenn andere Leute einen trinken. Mir ist es sogar wichtig, dass die anderen sich wohl fühlen. Dass Sie sich wohl fühlen. Kommen Sie, lassen Sie mich das machen.«
    Er nahm die Flasche. »Keine Angst, eine Flasche Champagner zu öffnen bedeutet noch keinen Rückfall.«
    »Ich habe Sie nicht in Verlegenheit bringen wollen. Ich hätte es wissen müssen.«
    »Warum? Ich trage nicht mehr das Schild um den Hals, auf dem ›trockener Alkoholiker‹ steht.«
    Roz lächelte schwach und ging zur Vitrine hinüber, um eine Champagnerflöte herauszuholen. »Nein.«
    Mitch zog den Korken aus der Flasche, mit einem kurzen, feierlichen Ploppen. »Ich habe schon mit fünfzehn mit dem Trinken angefangen. Hier und da ein Bierchen, wie Jungs das häufig tun. Nichts Besonderes. Eiskaltes Bier fand ich klasse.«
    Mitch stellte ihre beiden Teller auf den Tisch und schenkte sich Kaffee ein, während Roz den Rest der einfachen Mahlzeit anrichtete. »Auf dem College habe ich den Irrsinn des Saufens mitgemacht, aber auch das tun viele andere. Ich habe deshalb nie eine Stunde versäumt und nie ernsthafte Schwierigkeiten
bekommen. Meine Noten blieben gut – es reichte, um mit Auszeichnung zu bestehen; ich gehörte zu den besten fünf Prozent meiner Klasse. Das College fand ich beinahe ebenso gut wie ein eiskaltes Bier. Langweile ich Sie auch nicht?«
    »Nein.« Roz schaute Mitch fest an. »Gar nicht.«
    »Gut.« Mitch biss einmal von seinem Sandwich ab und nickte. »Mrs Harper, das sind wahnsinnig gute Sandwiches.«
    »O ja.«
    »Also bin ich zur Uni gegangen, hab meinen Abschluss gemacht. Habe Seminare gehalten, geheiratet, an meiner Doktorarbeit gebastelt. Einen hinreißenden Sohn bekommen. Und ich habe getrunken. Ich war … ein liebenswerter Säufer, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ich war nie aggressiv, bin nie ausfallend geworden – zumindest habe ich niemals Raufereien angefangen. Aber seit Joshs Geburt – oder noch etwas früher, um ehrlich zu sein – bin ich nie mehr ganz nüchtern gewesen, bis ich die letzte Flasche endgültig weggestellt habe.«
    Mitch kostete von Davids Kartoffelsalat. »Ich habe gearbeitet  – unterrichtet, geschrieben, meiner Familie ein gutes Auskommen gesichert. Wegen des Trinkens habe ich nie einen Tag bei der Arbeit gefehlt, ebenso wenig wie ich dadurch Schulunterricht versäumt hatte. Aber ich habe dadurch meine Frau und meinen Sohn verloren.«
    »Das tut mir Leid, Mitch.«
    »Braucht es nicht. Sara, meine Exfrau, hat getan, was sie konnte. Sie liebte mich, und sie wünschte sich das Leben, das ich ihr versprochen hatte. Sie hat länger zu mir gehalten, als es manch eine andere getan hätte. Sie hat mich angefleht, aufzuhören, und ich habe es ihr versprochen, sie beschwichtigt oder ihr eine Abfuhr erteilt. Die Rechnungen waren schließlich bezahlt, oder nicht? Wir hatten ein schönes Haus und haben nie eine Hypothekenzahlung versäumt. Ich war kein herumtorkelnder Säufer, der in der Gosse herumliegt, weiß Gott nicht. Ich trank nur immer ein paar, um alles erträglicher zu machen. Freilich
habe ich damit schon morgens um zehn angefangen, aber das war ja mein gutes Recht.«
    Mitch hielt inne und schüttelte den Kopf. »Es ist einfach, sich einzureden, dass man ein Recht auf etwas hat, dass es einem ganz prima geht, wenn man die meiste Zeit über benebelt ist. Und es ist leicht, zu ignorieren, dass man seine Frau und sein Kind immer wieder hängen lässt, jeden Tag

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