Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
Martinis. Du kannst mir alles erzählen; dann drehen wir das Miststück durch die Mangel.«
»So unterhaltsam das auch klingt, ich glaube, im Moment brauche ich einfach nur ein paar Aspirin und ein Nickerchen von zwanzig Minuten. Außerdem wissen wir doch beide, dass du die Jungs nicht enttäuschen darfst. Also los, Käpt’n.« Roz küsste David auf die Wange. »Lass die Planken krachen.«
Sie ging ins Haus und direkt nach oben. Dort nahm sie die selbst verordneten Aspirin und streckte sich auf dem Bett aus.
Wie lange noch, fragte sie sich, wie lange würde diese Ehe,
die ein Witz gewesen war, ihr noch wie ein Albatros um den Hals liegen? Wie oft würde er noch aufflattern und ihr mit den Flügeln ins Gesicht klatschen?
So viel zu ihrer abergläubischen Hoffnung, mit den fünfzehntausend Dollar, die Bryce heimlich von ihrem Konto beiseite geschafft und die sie ihm überlassen hatte, wäre ihre Schuld beglichen und die Schwere ihres Fehlers wieder aufgewogen.
Tja, das Geld war weg, und es nützte nichts, über diese Fehlentscheidung zu jammern. Die Ehe war gelaufen, und es war müßig, sich dafür zu bestrafen.
Früher oder später würde Bryce wieder auf die Nase fallen, die falsche Frau bumsen, den falschen Mann um Geld betrügen, und dann würde er aus Memphis und aus ihren Kreisen hinausschlittern.
Irgendwann würden die Leute etwas und jemand anderes finden, worüber sie reden konnten. Das war immer so.
Unglaublich, dass er jemandem weismachen konnte, sie habe ihn tätlich angegriffen – und das in ihrem eigenen Haus. Doch er konnte perfekt den Geschädigten mimen, und er war der schamloseste Lügner, den sie kannte.
Sie konnte und wollte sich in keiner Weise verteidigen. Dadurch würde sie der Bestie nur neue Nahrung geben. Sie würde vielmehr tun, was sie immer getan hatte. Sich körperlich und seelisch von dem aufgeregten Klatsch fern halten.
Sie würde noch ein Weilchen in ihrem Schmollwinkel sitzen bleiben – schließlich war sie auch nicht perfekt. Dann würde sie zu ihrem Leben zurückkehren und weiterleben, wie sie es immer getan hatte.
Genau so, wie sie es wollte.
Sie schloss die Augen. Sie rechnete nicht damit einzuschlafen, doch sie glitt ein wenig in jenen Dämmerzustand, den sie oft noch beruhigender fand. Darin saß sie auf der Bank in ihrem schattigen Garten, aalte sich in der leichten Brise des späten Frühjahrs und atmete die Düfte ein, die in der Luft lagen.
Sie konnte das Haupthaus sehen und die bunten Töpfe, die sie selbst bepflanzt und auf die Terrassen gestellt hatte. Und das Kutscherhaus mit seinen tanzenden Lilien, die nur darauf warteten, weit aufzublühen.
Sie roch die Rosen, die in einer Flut goldenen Sonnenlichts an der Laube emporrankten. Die weißen Rosen, die sie selbst gepflanzt hatte, als persönliches Dankeschön an John.
Sie ging nur selten zu seinem Grab, aber häufig in die Laube.
Sie schaute über den Rosengarten, den Schnittblumengarten, die Wege, die sich sanft zwischen Blumen, Büschen und Bäumen hindurchschlängelten, bis hin zu der Stelle, an der Bryce einen Swimmingpool hatte anlegen lassen wollen.
Darüber hatten sie sich gestritten, und sie waren heftig aneinander geraten, als sie das Bauunternehmen fortgeschickt hatte, das er gegen ihren Willen bestellt hatte.
Der Bauunternehmer bekam klipp und klar gesagt, wenn er auch nur einen Spatenstich in ihren Boden setzte, würde sie die Polizei rufen, um die Reste aufzukratzen, die dann von ihm noch übrig wären.
Mit Bryce hatte sie noch weniger Geduld gehabt, als sie ihn daran erinnerte, dass Haus und Grundstück ihr gehörten und sie demzufolge auch allein darüber entscheiden würde.
Nachdem sie ihn heruntergeputzt hatte, war er wütend davongestürmt. Nur um ein paar Stunden später mit eingezogenem Schwanz zurückzukehren, verlegen, mit bedauernder Miene und einem kleinen Strauß wilder Veilchen.
Ihr Fehler, dass sie seine Entschuldigung – und die Blumen – angenommen hatte.
Allein zu sein ist besser.
Roz schauderte im Schatten. Vielleicht, vielleicht auch nicht.
Du hast das hier allein aufgebaut. Das alles. Ein einziges Mal hast du einen Fehler gemacht, und sieh, was er dich gekostet hat. Dich immer noch kostet. Mach nicht noch einen.
Ich mache keinen mehr. Egal, was ich tue, ein Fehler wird es nicht sein.
Allein zu sein ist besser. Die Stimme sprach nun nachdrücklicher, und die Kälte war durchdringender. Ich bin allein.
Einen Augenblick lang, nur einen Augenblick, glaubte
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