Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
ihren kirschroten Anzug. »Den habe ich bloß heute Morgen aus dem Schrank gezerrt. Also wirklich, Roz, nimmst du eigentlich jemals ein Gramm zu? Immer wenn ich dich sehe, habe ich das Gefühl, ich muss noch zwanzig Extraminuten auf meinem Heimtrainer schwitzen.«
»Du siehst wunderbar aus, Cissy.« Das entsprach unweigerlich der Wahrheit. Eines der Dinge, in denen Cecilia Pratt es zur größten Perfektion gebracht hatte, war, sich zurechtzumachen. Ihr mit attraktiven blonden Strähnchen durchsetztes Haar trug sie ganz glatt, was ausgezeichnet zu ihrem runden, jugendlichen Gesicht mit den schelmischen Grübchen und den walnussbraunen Augen passte.
Aus Cissys Äußerem schloss Roz, dass sie wohl von einem Mittagessen mit anderen Damen oder von einer Ausschusssitzung kam und nun hier war, um den neuesten Klatsch zu säen und zu ernten.
Klatsch war nämlich Cissys andere große Begabung.
»Das kann ich mir gar nicht vorstellen, ich bin nämlich total am Ende. Die Weihnachtstage haben mir diesmal beinahe den Rest gegeben. Kaum drehte man sich um, stand schon die nächste Feier an. Ich glaube, ich bin seit Thanksgiving nicht mehr zum Luftholen gekommen. Und ehe man sich’s versieht, folgt nun der Frühjahrsball im Club. Bitte sag, dass du dieses Jahr hingehst, Roz. Ohne dich ist es einfach nicht dasselbe.«
»Ich habe noch nicht darüber nachgedacht.«
»Dann tu das mal. Setzen wir uns einen Augenblick hierher und erzählen uns das Neueste. Ehrlich, ich kann keinen Moment länger auf den Beinen stehen.« Zum Beweis setzte Cissy sich auf eine Bank neben dem Tisch, den Roz soeben fertig dekoriert hatte. »Ist das nicht hübsch? Es ist, als würde man irgendwo in einem Palmengarten sitzen. Hank und ich fliegen nächste Woche auf die Cayman-Inseln, ein bisschen Sonne tanken. Die Pause brauche ich auch, das kann ich dir sagen.«
»Das wird bestimmt toll.« Anstandshalber nahm Roz auf der Bank neben Cissy Platz.
»Du solltest dir auch einmal einen schönen Urlaub in den Tropen gönnen, Schätzchen.« Cissy tätschelte Roz die Hand. »Sonne, blaues Wasser, gut aussehende, halb nackte Männer. Das ist genau das Richtige. Weißt du, ich mache mir Sorgen, dass du in deinem Betrieb einfach zu angebunden bist. Aber du hast doch jetzt die Kleine aus dem Norden, die den Laden schmeißt. Wie macht sie sich eigentlich?«
»Sie heißt Stella, Cissy, und sie arbeitet nun schon ein Jahr für mich. Das dürfte deutlich genug zeigen, dass wir gut miteinander klarkommen.«
»Das ist gut. Das solltest du ausnutzen, um eine Weile zu verduften.«
»Ich will aber nirgendwohin.«
»Also, ich bringe dir mal ein paar Prospekte mit, ja, das mache ich. Ich weiß gar nicht, wie ich den nächsten Tag überstehen
sollte, wenn ich nicht wüsste, dass wir bald am Strand sitzen und Mai Tais schlürfen. Ganz schön clever von dir, die meisten Weihnachtsfeiern ausfallen zu lassen, auch wenn ich es schade fand, dass du Silvester nicht bei Jan und Quill warst. Ein reizendes Fest, wirklich, auch wenn es nicht annähernd an deine Party herankam. Der Blumenschmuck war ziemlich mickrig, und das Essen war kaum mehr als durchschnittlich. Was ich Jan natürlich nicht gesagt habe. Wusstest du, dass sie nächste Woche eine Fettabsaugung machen lässt?«
»Nein.«
»Tja, eines jener schlecht gehüteten Geheimnisse.« Cissy rutschte näher heran, und ihre Grübchen zuckten verschwörerisch. »Po und Oberschenkel, soweit ich weiß. Ich komme gerade eben vom Mittagessen mit ihr, und sie erzählt, sie würde eine Woche in einem Spa in Florida verbringen, und dabei weiß jeder, dass sie sich unters Messer begibt und sich dann zu Hause verkriecht, bis sie sich wieder bewegen kann. Und da man auf ihrem Allerwertesten einen Tisch für vier Personen decken könnte, würde ich behaupten, dass es länger als eine Woche dauert, bis sie wieder gerade gehen kann, die Gute.«
Gegen ihren Willen musste Roz lachen. »Um Himmels willen, Cissy, ich finde, ihr Hintern sieht ganz normal aus.«
»Nicht, wenn du ihn mit dem der neuen Verwaltungsassistentin vergleichst, auf die Quill angeblich ein Auge geworfen hat. Achtundzwanzig Jahre alt, und auf diesem Exemplar könntest du den Tisch ein ganzes Stück höher decken, solange es dir nichts ausmacht, von Silikon zu essen.«
»Ich hoffe, das mit Quill ist nicht wahr. Ich dachte immer, zwischen ihm und Jan liefe alles bestens.«
»Manche Männer verlieren einfach den Verstand, wenn sie ein Paar große Titten sehen, ganz egal,
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