Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
zusammen war. Auch nicht gegen Bryce. Hin und wieder hat sie ein gewisses Missfallen zum Ausdruck gebracht – davon habe ich dir erzählt. Aber das war kein Vergleich zu dem, was sie sich in jüngster Zeit geleistet hat. Woran liegt das nur?«
»Das habe ich auch versucht herauszufinden. Ich habe verschiedene Theorien. Aber lass uns erst einmal ins Haus gehen.
Es wird allmählich dunkel, und du musst schon ganz durchgefroren sein. An dir ist ja nicht viel dran. Das war nicht negativ gemeint«, fügte Mitch hinzu, als Roz die Augen zusammenkniff.
Mit voller Absicht kramte sie ihren breiten Südstaatenakzent hervor. »In meiner Familie waren alle Frauen zierlich gebaut.«
»Du bist aber nicht zierlich«, widersprach Mitch und nahm ihre Hand, als sie zum Haus hinübergingen. »Du bist eine hochgewachsene wilde Rose – eine schwarze Rose mit jeder Menge Dornen.«
»Schwarze Rosen wachsen nicht wild. Sie müssen gezüchtet werden. Und ein richtiges Schwarz hat bisher noch keiner hinbekommen.«
»Eine schwarze Rose«, wiederholte Mitch und hob ihre ineinander verschränkten Hände an die Lippen. »Eine erlesene Rarität.«
»Wenn du weiter so ein Zeug redest, muss ich dich nach oben in meine Privatgemächer bitten.«
»Ich dachte schon, das würdest du überhaupt nicht mehr tun.«
Dreizehntes Kapitel
»Ich sollte dir wohl besser sagen«, begann Roz auf dem Weg zum Haus, »dass meine … Mitbewohner ein reges Interesse an meiner privaten Beziehung zu dir haben.«
»Kein Problem, das habe ich auch. Interesse an meiner privaten Beziehung mit dir.«
Roz schaute auf ihre ineinander verschlungenen Hände hinab und dachte, was für eine gute Erfindung es doch war, dass Finger sich so perfekt aneinander schmiegen konnten. »Deine Hand ist größer als meine, viel größer. Deine Handfläche ist breiter, deine Finger sind länger. Und siehst du, wie deine Fingerspitzen stumpf sind, während meine eher etwas spitz zulaufen?«
Sie hob den Arm, sodass ihre Hände auf Augenhöhe waren. »Aber sie passen so schön ineinander.«
Mit leisem Lachen sagte Mitch ihren Namen. Sprach ihn zärtlich aus. Rosalind. Dann hielt er kurz inne, um seinen Kopf herabzubeugen und ihre Lippen mit den seinen zu berühren. »Und das passt genauso schön.«
»Das habe ich auch gerade gedacht. Aber mir wäre es lieber, wenn diese Gedanken und unser privates Interesse aneinander unter uns bleibt.«
»Das ist schwierig; schließlich gibt es in deinem und meinem Leben noch andere Menschen. Mein Sohn wollte schon wissen, wo ich die scharfe Brünette aufgegabelt habe, mit der ich beim Spiel gegen Ole Miss war.«
»Und was hast du ihm gesagt?«
»Dass ich Rosalind Harper endlich dazu gebracht habe, einen zweiten Blick auf mich zu riskieren.«
»Ich habe jede Menge Blicke auf dich riskiert«, sagte Roz und warf ihm einen weiteren zu, als sie die Treppe zu ihrem Balkon hinaufstiegen. »Aber ich habe mir angewöhnt, hinsichtlich
meines Privatlebens egoistisch zu sein, und ich kann keinen vernünftigen Grund erkennen, warum wir nicht unser Zusammensein genießen sollten, ohne regelmäßig Bericht über unser Sexualleben zu erstatten.«
Sie streckte die Hand nach der Balkontür aus, die jedoch plötzlich aufflog und ihr um ein Haar ins Gesicht geschlagen wäre. Ein eisiger Windstoß wehte aus ihrem Zimmer und ließ sie einen Schritt zurücktaumeln, bevor es Mitch gelang, sie zu packen und sich schützend vor sie zu stellen.
»Viel Glück!«, schrie er über den heulenden Wind.
»Das lasse ich mir nicht bieten.« Außer sich vor Zorn stieß Roz ihn beiseite und stampfte energisch durch die Tür. »So etwas lasse ich mir in meinem Haus nicht bieten!«
Fotografien flogen von den Tischen wie Geschosse, während die Lampen ständig an- und ausgingen. Ein Stuhl sauste durch die Luft und krachte mit solcher Wucht gegen eine Kommode, dass die Vase mit den Treibhausorchideen darauf zu kreiseln begann. Als Roz sah, wie der Schminkspiegel, den sie von ihren Söhnen bekommen hatte, ins Rutschen geriet, machte sie einen Satz nach vorn, um ihn festzuhalten.
»Hör sofort mit diesem idiotischen Blödsinn auf. Das lasse ich mir nicht gefallen!«
Nun hörte man ein Hämmern wie von riesigen wütenden Fäusten, an den Wänden, in den Wänden, und der Boden bebte unter ihren Füßen. Ein großer Baccarat-Parfümflakon explodierte – eine kristallene Bombe, die scharfe Splitter wie ein Schrapnell verschleuderte.
Mitten in diesem Wirbelsturm stand Roz, die
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