Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
sogar Liebhaber zu haben, war sie nur ein wenig verärgert. Sie hat es missbilligt, wie du sagtest. Weil diese Männer dir im Grunde nichts bedeuteten. Sie würden kein Teil deines Lebens und dieses Hauses werden, jedenfalls nicht langfristig.«
»Willst du damit sagen, sie hat das gewusst?«
»Sie ist mit dir verbunden, Roz. Sie kennt dein Innerstes, zumindest gut genug, um zu verstehen, was du denkst und fühlst, auch wenn du es nicht aussprichst.«
»Sie dringt in meinen Kopf ein. Ja, das habe ich schon gespürt. Ich mag das nicht. Aber was ist mit deiner Theorie, wenn wir zu Bryce kommen? Ihn habe ich geheiratet. Er hat hier gewohnt. Und auch wenn sie ein paar Mal Theater gemacht hat, war es doch niemals extrem, nichts Gewalttätiges.«
»Bryce hast du nicht geliebt.«
»Ich habe ihn geheiratet.«
»Und dich wieder scheiden lassen. Er war für Amelia keine Bedrohung. Anscheinend hat sie das schon vor dir gewusst. Zumindest, bevor es dir bewusst war. Bryce war … sagen wir, überflüssig für sie. Vielleicht lag das daran, dass er schwach war, aber aus welchem Grunde auch immer, er bedeutete keine Gefahr für sie. Nicht aus ihrer Sicht.«
»Du dagegen bist eine.«
»Eindeutig. Nun könnten wir sagen, das hat mit meiner Arbeit zu tun, aber das passt nicht zusammen. Sie will, dass wir herausfinden, wer sie war, was sie war. Sie will, dass wir uns darum bemühen.«
»Du scheinst sie schon sehr gut zu kennen, nach so kurzer Bekanntschaft.«
»Nach kurzer, aber intensiver Bekanntschaft«, betonte Mitch. »Und die Toten zu verstehen gehört zu meinem Job. Dieses Hineinversetzen in eine Person ist sogar der Teil, wegen dem ich meine Arbeit am meisten liebe. Amelia ist wütend, weil du mich in dein Leben, in dein Bett hineingelassen hast.«
»Weil du nicht schwach bist.«
»Das bin ich nicht«, bestätigte Mitch. »Und auch, weil ich dir wichtig bin oder noch sein werde. Dafür sorge ich schon. Weil das, worauf wir zusteuern, du und ich, uns sehr viel bedeutet.«
»Mitch, wir haben eine Affäre miteinander, und auch wenn ich das nicht auf die leichte Schulter nehme, ist es mir …«
»Rosalind.« Mitch legte erneut die Hand auf ihre und sah sie direkt an. »Du weißt genau, dass ich mich in dich verliebt habe. Gleich damals schon, als ich meine Wohnungstür öffnete und dich draußen stehen sah. Mir ist deshalb ganz schön mulmig zumute, aber das ändert auch nichts daran.«
»Das wusste ich nicht.« Roz zog ihre Hand zurück und legte sie sich aufs Herz, führte sie dann hinauf an ihre Kehle und wieder nach unten. »Wirklich nicht, und damit war ich genauso ahnungslos wie Hayley. Ich dachte, wir fänden einander eben ziemlich anziehend und würden einander respektieren und auch … warum grinst du so?«
»Du bist nervös. So habe ich dich noch nie gesehen. Woran liegt das?«
»Ich bin nicht nervös.« Energisch spießte Roz das letzte Stück von ihrem Hühnchen auf. »Ich bin überrascht, weiter nichts.«
»Du hast Angst.«
»Habe ich nicht.« Aufgebracht rückte Roz vom Tisch ab. »Ganz bestimmt nicht. Also gut, doch, ich habe Angst.« Als Mitch lachte, sprang sie auf. »Ja, das gefällt dir. Männer lieben es, Frauen aus der Fassung zu bringen.«
»Ach, Unsinn.«
Mitchs Stimme hatte einen scharfen Unterton, trotz allem Humor, der darin lag. Fasziniert von beidem wandte Roz sich wieder zu ihm um. »Du bist ein fürchterlich selbstsicheres Geschöpf.«
»Als du das zum ersten Mal gesagt hast, sollte es ein Kompliment sein. Diesmal meinst du vielmehr arrogant, und das gebe ich postwendend zurück an dich.«
Roz musste lachen und presste dann ihre Finger an die Augen. »O Gott, o Gott, Mitchell, ich weiß nicht, ob ich noch einmal zu einer wirklich wichtigen Beziehung in der Lage bin. Das ist so verdammt anstrengend. Liebe kann und sollte so verzehrend
sein, so fordernd. Ich weiß einfach nicht, ob ich dafür ausdauernd und großzügig genug bin, oder ob mein Herz groß genug dafür ist.«
»Ich habe keinen Zweifel daran, dass alles drei der Fall ist, aber wir nehmen es, wie es ist, und schauen mal.« Er erhob sich. »Ich finde es wirklich gar nicht so schlecht, dich ein bisschen nervös zu machen«, sagte er, als er auf Roz zukam. »Dich kann ja nicht viel erschüttern, zumindest nicht so sehr, dass man es dir anmerkt.«
»Du hast keine Ahnung.«
»O doch, ich glaube schon.« Mitch schlang die Arme um sie und begann, sich sanft mit ihr im Takt der Musik zu wiegen. »Was mich an dir mit am
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