Dunkle Schatten (German Edition)
Lackner und Erharter ausgeheckt?
So, wie die beiden drauf sind? Wenn du hinfährst, komme ich mit.«
»Hm«, erwägt Kokoschansky, »gut, einverstanden. Aber hinein gehe ich
alleine. Wenn es wirklich ein Legerl 27 ist, dann kannst du
mir von draußen gewissermaßen Feuerschutz geben.«
»Ich habe einen Mordshunger? Du nicht auch?«
»Doch.«
»Dann lass uns runtergehen ins Wirtshaus an der Ecke, eine Kleinigkeit
essen.«
»Na ja«, Kokoschansky verzieht das Gesicht, »eigentlich habe ich keine
richtige Lust. Bestellen wir uns eine Pizza.«
*
Parteisekretär Sigmund Sauslinger blickt auf seine Armbanduhr. Gut, fünf
Minuten Verspätung sind genehmigt. Noch von Midas’ Wohnung aus hatte er
Oberstaatsanwalt Lukas Bortner angerufen und ihm mitgeteilt, er müsse ihn heute
noch treffen. Zuerst zierte dieser sich, bis ihm Sauslinger in barschem Ton
befahl, gefälligst sämtliche Termine platzen zu lassen und seinen Arsch
schleunigst zu dem vorgeschlagenen Treffpunkt zu bemühen.
Sauslinger entschied sich für die Kirche Maria am Gestade in der Nähe der
Wipplingerstraße im 1. Bezirk. Etwas abseits gelegen und für Touristen eher ein
Insidertipp. Daher der ideale Ort für ein konspiratives Gespräch.
Bortner blieb nichts anderes übrig, als einzuwilligen. Schließlich teilen
beide ein furchtbares Geheimnis. Ein Café kam nicht infrage. Zu belebt und man
kann nie sicher sein, ob sich nicht, blöde Zufälle gibt es genug, ein
Journalist dort aufhält. Beide Männer sind Personen des öffentlichen Lebens,
ihre Gesichter bekannt.
Sauslinger hat sich in eine der hinteren Bänke gesetzt. Außer ihm ist nur
eine ältere Frau anwesend, die vorne beim Altar kniet und den Rosenkranz betet.
Er hört ein knarrendes Geräusch, Bortner ist eingetroffen. Sauslinger hätte ihm
auch nichts anderes geraten. Der Oberstaatsanwalt ist nervös und fahrig, wirkt
wie ein gehetztes Tier und entdeckt den Parteisekretär, der ihm kurz winkt und
ein Stück zur Seite rückt, damit Bortner neben ihm in der Kirchenbank Platz
nehmen kann.
»Ich musste mir tausend Ausreden einfallen lassen, um mich loseisen zu
können«, flüstert der Oberstaatsanwalt, »was ist los?«
»Midas will dich sprechen.«
»Was? Offiziell?«
»Sicher nicht. In seiner Wohnung.«
»Warum?«
»Das kannst du dir wohl denken.«
»Wann?«
»Morgen, um 16 Uhr.«
»Kann ich nicht.«
»Dann wirst du es arrangieren, dass du für diesen Termin frei bist.«
»Und wenn ich nicht komme.«
»Dann du bist du dran. Du wirst nicht mit leeren Händen kommen.«
»Was heißt das?«
»Dann denke darüber kurz nach.«
Obwohl es in der Kirche angenehm warm ist, beginnt Oberstaatsanwalt Lukas
Bortner zu frösteln.
»Das kann ich nicht tun«, murmelt er kaum verständlich, »das ist mein
berufliches und gesellschaftliches Todesurteil.«
»Du bist tot, wenn du es nicht tust.«
»Wie soll ich das vor der Ministerin rechtfertigen?«
»Dein Problem. Außerdem wird sie es nicht erfahren. Hast du oder ich
diese Galina auf dem Gewissen?«
»Ich habe sie doch nicht umgebracht!«
Bortners etwas lauterer Ton veranlasst die gläubige Frau, sich
kopfschüttelnd in Richtung der beiden Störenfriede umzudrehen.
»Mann, reiß dich zusammen«, zischt Sauslinger und stößt den
Oberstaatsanwalt mit dem Ellenbogen in die Rippen.
»Ich habe sie nicht umgebracht«, wiederholt Bortner leise.
»Das stimmt. Sie ist wegen deiner Hemmungslosigkeit draufgegangen, und du
hast uns dadurch gewaltige Scherereien eingebrockt.«
»Was kann ich dafür, dass hier Stümper am Werk waren und ihre Leiche
sofort gefunden wurde! Noch dazu haben sie diesen verräterischen Ring
übersehen, diese Idioten!«
»Tja, das ist nun einmal nicht zu ändern. Geschehen ist geschehen. Du
wirst morgen zur vereinbarten Zeit bei Midas erscheinen.«
»Sigmund, wir sind doch Parteifreunde.«
»Darum rette ich auch deinen Kopf aus der Schlinge.«
»Ich habe auch über deine diversen Machenschaften hinweggesehen. Auf die
ermittelnden Kriminalbeamten, die Staatsanwälte und U-Richter Druck ausgeübt,
dass sie dich in Ruhe lassen.«
»Du vergisst einen wesentlichen Punkt, mein Lieber. Du hast dir durch
mich dein nicht ganz unbeträchtliches Gehalt erheblich erhöhen lassen. Das ist
eine Geschichte. Die andere ist etwas komplizierter, wie du weißt. Auch Midas
ist wie wir beide in der gleichen Partei. Er ahnt bis heute nicht, dass
Ährenbach und ich ihn dir auf dem Silbertablett serviert haben. Der gute, naive
KFM
Weitere Kostenlose Bücher