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Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Titel: Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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ausgesehen, als befinde sich das Schiff unter Wasser, da es leichte Wellen auslöste wie ein Kieselstein, den man in einen Teich geworfen hatte. Das Wasser war in Wahrheit die Raum-Zeit, die sich darüber beklagte, dass der Kieselstein – ein Energieanstieg, der dadurch entstand, dass sich in den Kristallen des Überlichtantriebs Materie und Antimaterie gegenseitig vernichteten – durch sie hindurchgeschleudert wurde. Das Wasser bewegte sich, und von außen betrachtet hätte es so gewirkt, als bewege sich das Bild des Schiffs mit ihm, in dessen Kielwasser ein lautloses Echo zurückblieb.
    Die Transitzeit bis Crossover betrug rund sechs Tage. Das war keine variable Größe. Da der Überlicht-Raum, durch den das Schiff reiste, nicht erlaubte, dass Licht weitergeleitet wurde, war es schon gut, dass die Eigenschaften des Sprungs die Damsel in Relation zum realen Universum mit konstanter Geschwindigkeit reisen ließen, obwohl sie es gar nicht durchflog. Die zurückgelegte Entfernung war eine Funktion aus Richtung und Zeit, eine neue Variante dieser drei Komponenten. Sie würden sechs Tage, zwei Stunden, zwölf Minuten und neunzehn Sekunden in der Dunkelheit verbringen.
    In der Navigationssektion gab es während eines Sprungs nicht viel Arbeit, doch an Bord eines Handelsschiffs hatte die Crew immer genug zu tun. So wie zuvor im Dock an der Station wurde Jackie wieder dem Sultan zugeteilt, um am Frachtinventar zu arbeiten. Sie, Ray Li und Karla Bazadeh bildeten ein Team. Es war eine langweilige Aufgabe, da ein Container nach dem anderen aus- und wieder eingepackt werden musste.
    Plötzlich fiel ihr auf, dass es im Frachtraum völlig ruhig geworden war. Bis dahin waren immer wieder Echos über das Deck gehallt. Sie war mit einer sinnlosen Aufgabe beschäftigt, doch die Stille ließ sie aufhorchen. Sogar die Geräusche, die Ray und Karla machten, waren aus irgendeinem Grund verstummt.
    »Ray?« Sie stand auf und spürte, wie sich ihre strapazierten Muskeln beklagten. Computer und Stylus legte sie auf einem Container ab. »Karla?«
    Qu’u.
    Das Wort wurde von den kargen Wänden zurückgeworfen. »Ray?«, rief sie noch einmal und entfernte sich einige Schritte von den lose aufeinander gestapelten Kisten. Sie bemerkte, wie sie sich instinktiv leicht duckte und in eine kampfbereite Haltung ging.
    Mächtiger Qu’u, ich kann dein hsi fühlen, Mächtiger. Im Frachtraum war es weiterhin totenstill, Jackie hörte nur ihren eigenen Herzschlag und die Stimme, die von allen Seiten gleichzeitig zu kommen schien.
    »Wer ist da?«
    Sie sah sich um. Der Frachtraum war riesig, zumindest im Verhältnis zum Rest des Schiffs. Vom Boden bis zur Decke waren es zwanzig Meter, um auch sperrige Fracht unterbringen zu können, und die Breite betrug vierzig Meter – also Platz genug, um sich zu verstecken. Von Ray und Karla war keine Spur zu entdecken.
    Wir sind uns schon zuvor begegnet, Qu’u. Sehr oft, und in vielen verschiedenen Verkleidungen. Wir haben lange geschlafen, und jede unserer Begegnungen bringt uns dem Erwachen ein Stück näher.
    Jetzt war sie sicher, dass die Stimme nur in ihrem Kopf existierte. Sie suchte den Frachtraum nach einer Stelle ab, an die sie sich zurückziehen konnte, und sie versuchte festzustellen, ob sonst noch jemand hier war. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie eine Bewegung, und sie schaute gerade noch rechtzeitig nach oben, um zu erkennen, dass sich jemand im Kontrollraum fünfzehn Meter über ihr aufhielt. Die Lichterwaren auf ein grelles Blauweiß eingestellt, sodass sie die Gestalt nicht identifizieren konnte.
    Was willst du?, fragte sie in ihrem Kopf, während sie sich zur Schleuse begab.
    Erinnerst du dich an unsere erste Begegnung, Mächtiger? Selbst da warst du schon im Dienst des Kriechers. Mein Meister hatte dich bereits von weitem über sein Land kommen sehen, als du auf dem dunklen Pfad unterwegs warst. Mein Meister befahl, dass ich dich mit anGa’e’eren konfrontieren sollte, der Schleichenden Finsternis. Erinnerst du dich daran?
    Ja, daran erinnerte sie sich. Es war ein Textabschnitt in der Legende, der die Zerbrechlichkeit und Unerfahrenheit des großen Helden zeigen sollte. Er hatte dabei fast den Mut verloren und die Ebene der Schmach verlassen.
    Ich sehe, du weißt es noch, fuhr die Stimme einen Moment später fort. Wenn der Schleier gelüftet wird, wird mein Meister stärker und stärker, so wie auch seine Werkzeuge -und seine Diener. Wir werden sehen, Mächtiger, ob du jetzt anGa’e’eren

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