Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad
konnte, fügte er an: »Darf ich vorstellen? Jacqueline Laperriere, Commodore der Imperialen Navy, und Kommandant Ch’k’te HeYen, ebenfalls Imperiale Navy.«
Jackie sah in die Runde, fast alle reagierten mit Verärgerung oder Verachtung. Zu den Aufgaben der Navy gehörte es, Piraten das Handwerk zu legen. Das aber führte von Zeit zu Zeit zu einer übereifrigen Verfolgung des rechtmäßigen Handels. Von daher waren Kaufleute und Angehörige innerhalb des Imperiums alles andere als beste Freunde.
Aber natürlich befanden sie sich jetzt nicht mehr innerhalb des Imperiums.
»Captain?«, meldete sich Karla Bazadeh zu Wort. »Darf ich etwas sagen?«
»Ich wüsste nicht, was dagegen spricht.«
Sie bemerkte die Blicke der Offiziere. »Wir sitzen hier und starren die beiden an, als ob sie geradewegs einem Albtraum entsprungen wären. Die Navy gehört zu den Guten, ganz egal, wie wir darüber denken. Sollten wir uns nicht anhören, was sie zu sagen haben?«
»Ganz sicher«, sagte Pyotr Ngo nach einer Weile, »hatte der Captain einen guten Grund, sich mit der Navy einzulassen. Vielleicht möchte er uns ja erklären, was das alles auf sich hat.«
»Das Hohe Nest hat uns eine stolze Summe bezahlt.« Er nannte eine Zahl, die bei den Anwesenden auf Zustimmung stieß. »Es ist das Hohe Nest, bezeichnenderweise aber nicht die Navy, das von einer Bedrohung ausgeht, die sich außerhalb des Imperiums aufhält. Aus Gründen, die ich eigentlich selbst kaum begreife, wurden Jackie und Ch’k’te ausgewählt, um der Angelegenheit auf den Grund zu gehen. Geplant war, sie aus dem Imperium zu schmuggeln, ohne dass irgendjemand davon erfährt. Offensichtlich wusste bereits jemand davon, oder aber er hat irgendwie davon erfahren. Wir haben jetzt die Wahl: Wir setzen die beiden auf Crossover ab, wie es vereinbart wurde, oder aber wir helfen ihnen und verdienen uns so das Honorar redlich. Wenn niemand etwas dagegen einzuwenden hat, würde ich mir gern anhören, was die beiden zu sagen haben.«
»Solange uns das nicht zu irgendetwas verpflichtet«, warf Pyotr Ngo ein.
»Bislang nicht. Ray?«
»Mich interessiert zwar, worum es hier geht, aber ich teile Pyotrs Bedenken.«
»Zur Kenntnis genommen.« Er spielte mit einem Stylus, notierte etwas auf dem Computer vor ihm. »Erin?«
»Zwei Dinge. Erstens: Jemand, der das Schiff bedroht, weil sie an Bord ist, könnte es auch anschließend bedrohen, wenn sie längst wieder weg ist. Solange wir nicht wissen, womit wir es zu tun haben, wissen wir auch nicht, wie wir dagegen vorgehen sollen. So viel zum Pragmatischen. Zweitens wurde ein Mitglied unserer Crew angegriffen. Mag sein, dass die beiden unter Vortäuschung falscher Tatsachen an Bord kamen, aber sie gehören jetzt zur Crew. Wir wählen nicht aus, wer von uns hinter dem Strahlenschild Schutz suchen darf oder wer die Luft an Bord atmen darf. Die Crew ist die Crew. Jemand, der einen von uns angreift, ist für jeden von uns ein Feind.«
»Das ist nicht die Ansicht der Mehrheit.«
»Pech, aber es ist meine Ansicht.«
»Also gut, die Bemerkung ist zur Kenntnis genommen. Karla?«
»Habe ich eine Stimme?«
»Sie dürfen Ihre Meinung äußern.«
»Okay, also ich …« Sie legte die Hände um ein Knie und zog es hoch, um den Kopf darauf abzustützen. »Erin hat Recht. Wir sollten besser erfahren, was los ist. Vor allem, wenn Gefahr für das Schiff besteht. Und ich finde, dass Pyotr naiv ist, wenn er meint, wir könnten noch so tun, als seien wir gar nicht in die Sache verstrickt. Indem der Captain sie an Bord geholt hat, wurden wir darin verstrickt.«
»Wie kommen Sie denn darauf?«, raunzte Pyotr sie an. »Wir setzen sie auf Crossover ab, und dann segeln wir in den Sonnenuntergang. Ich wüsste nicht, wie wir schon darin verstrickt sein sollten.«
Er warf Jackie einen verärgerten Blick zu, die eine klare Botschaft enthielt: Wäre ich Captain, dann würde ich genau das mit euch anstellen.
»Wenn der Gegner so erbarmungslos ist, wie ich glaube«, erwiderte Jackie, »werden wir das Ende des Sprung gar nicht erst erreichen.«
»Ich sehe hier überhaupt keinen Feind. Sie verlangen von uns, das Schiff aufs Spiel zu setzen …« Er sah wütend zu Dan, Karla und dann wieder zu Jackie. »Sie unterstellen, dass wir das Schiff aufs Spiel setzen, weil da ein Feind sein soll, von dem ich nicht mal weiß, ob er überhaupt existiert?«
» anGa’e’ren existiert«, gab Jackie zurück und legte die Hände gefaltet auf den Tisch. »Da draußen ist
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