Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad
Ch’k’te vom Rücksitz zu Wort. Maisel drehte seinen Kopf weit genug, um sehen zu können, dass sich die Spitze einer sehr scharfen Klaue dicht neben seiner Halsschlagader befand.
»Lieutenant«, erklärte Jackie. »Ich war schon seit fast einer Woche nicht mehr auf der Basis, Kommandant Ch’k’te ebenfalls nicht. Der Commodore, bei dem Sie sich meldeten, ist ein Doppelgänger.«
»Ein Doppelgänger?« Maisel sah wieder nach vorn und konzentrierte sich auf den Weg.
»Ein Alien, der sich für mich ausgibt«, erläuterte sie. »Aliens haben die Kontrolle über Cicero Down übernommen und dabei mich und anderes hochrangiges Personal ersetzt.«
»Aliens?« Mehr sagte er nicht, aber seine Augen verrieten die Mischung aus Verwunderung, Verständnislosigkeit und Angst. »Aber …«
Ch’k’te bewegte rasch seine Kralle und ritzte die Haut des Mannes tief genug an, damit Blut zum Vorschein kam. Maisel erinnerte sich an die Warnung des Zor und erstarrte förmlich auf seinem Platz.
»Ich kann nicht glauben, dass so etwas möglich ist«, sagte der Lieutenant, blickte weiter auf die Fahrbahn und achtete darauf, den Kopf nicht zu bewegen.
»Ich wünschte, es wäre nicht möglich. Wir sind, wer wir zu sein scheinen, Lieutenant«, erklärte Jackie und blickte zu ihrem XO. »Die Aliens, die unseren Platz eingenommen haben, verfügen über geistige Fähigkeiten, die alles übertreffen, wozu menschliche oder Zor-Fühlende fähig sind.« Sie schauderte, als sie an das Tentakelmonster dachte, das sich in die Geistverbindung eingemischt und sie an der Eiswand zerschmettert hatte.
»Woher soll ich wissen, dass Sie nicht diese Doppelgänger sind?«
Er spürte, wie sich Ch’k’te hinter ihm wieder anspannte, und versuchte, sich überhaupt nicht zu bewegen.
»Das können Sie nicht wissen.«
»Das ist doch lächerlich.« Eine Weile fuhr er schweigend weiter, sich immer der Kralle und der Pistole bewusst, die beide auf ihn gerichtet waren. »Irgendjemand ist ein Doppelgänger, und irgendjemand sagt nicht die Wahrheit – entweder Sie hier oder der Commodore auf Cicero Down. Sie sagen, Sie und Kommandant Ch’k’te seien von Aliens mit besonderen mentalen Fähigkeiten ersetzt worden. Wieso weiß niemand sonst davon?«
»Das weiß ich nicht. Ch’k’te und ich mussten von Cicero Op fliehen, kamen aber nicht beim Geschwader an.«
»Die Rettungskapsel«, sagte der Lieutenant zu sich selbst. »Sie haben … sie hat gesagt, sie sei versehentlich gestartet worden.«
Jackie tauschte einen Blick mit Ch’k’te aus. »Es ist möglich, dass das Geschwader übernommen wurde. Falls ja, hilft uns das alles nicht weiter. Selbst wenn wir se Sergei retten können, wird es uns nicht gelingen, Cicero zu verlassen.«
Maisel warf ihr einen verwunderten Blick zu. »Der alte Mann, der den Hohen Lord der Zor repräsentiert?«
»Der Gyaryu’har«, ließ sich Ch’k’te vom Rücksitz vernehmen.
»Er ist tot.«
»Tot? Wann ist er gestorben?« Scheiße, dachte Jackie und fragte sich, ob sie vielleicht seinen Tod verursacht hatten.
»Vor fast einer Woche, Ma’am«, antwortete der Lieutenant. »Er kam unter ärztlicher Aufsicht nach Down und starb ungefähr acht Stunden später.«
»Sahen Sie den Leichnam?«, fragte Ch’k’te, während sich Jackie ein wenig entspannte.
»Ich sah ihn nicht persönlich, aber ich habe keinen Grund, Zweifel an der …«
»se Sergei wird von den Aliens gefangen gehalten. Er ist für sie sehr wertvoll.«
»Der alte Mann?«
»Er ist mehr, als er scheint, und er hatte bestimmte Gründe für seinen Besuch.« In der Ferne konnte sie die Lichter der Landebahn sehen. Der Weg führte geradewegs auf ein Tor der Basis zu. »Wir wollen ihn befreien und mit ihm diese Welt verlassen, wenn uns das gelingen sollte. Wir könnten Ihre Hilfe gebrauchen, John. Ich könnte Ihre Hilfe gebrauchen.«
»Sie sollten sich allerdings im Klaren darüber sein, dass es Sie teuer zu stehen kommt, wenn Sie ein falsches Spiel mit uns zu treiben versuchen«, warnte Ch’k’te und strich mit der Kralle leicht über den Nacken des Mannes, sodass eine feine rote Linie zurückblieb. Maisel zuckte zwar zusammen, bewegte sich ansonsten aber nicht.
»Commodore …«, begann er, ohne den Blick von der Straße abzuwenden. Vermutlich überlegte er, wie viel Zeit ihm noch blieb, bis sie das Tor erreicht hatten.
Maisel, etwa Mitte zwanzig, hatte keine Gefechtserfahrung sammeln können, obwohl er am Rande des Imperiums stationiert war. Von
Weitere Kostenlose Bücher