Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad
könnte.
Später begab er sich dann zu der Bat, die Rafe ihm genannt hatte. Den Weg dorthin ließ er sich von seinem Computer anzeigen, doch unmittelbar danach wurde ihm bewusst, dass jemand oder etwas diese Abfrage mitbekommen haben könnte. Allerdings gab es nichts, was er dagegen hätte unternehmen können. Er war sich auch nicht sicher, was ihn in der Bar erwartete. Ein Nest von Verschwörern? Eine Widerstandszelle irgendeiner Untergrundbewegung?
Er hatte einfach keine Ahnung. Genauso wenig konnte er sagen, ob er sich solche Gedanken nur machte, weil er sich nicht anders zu beschäftigen wusste. Er versuchte, sich so weit wie möglich in den Griff zu bekommen, dann machte er sich auf den Weg durch die Stadt. Die Bar war einige Kilometer entfernt und lag mehrere Ebenen tiefer.
Das Shield war ein mieser kleiner Schuppen zwischen einem Armenkrankenhaus und einer Art Tanzklub, dreißig Meter unterhalb der Stadtoberfläche. Als er eintrat, drängten sich zwei Männer und eine Frau an ihm vorbei auf die überfüllte Straße, um sich anderswo zu vergnügen.
Rafe stand an einer langen metallenen Theke, die so aussah, als hätte man sie aus einer Raumschiffhülle angefertigt. Lärm, Licht und Gerede in der Bar wirkten auf Owen mindestens so überwältigend wie der Anblick von fünfzig oder mehr Gesichtern, die ihm alle flüchtig bekannt waren. Während er unentschlossen in der Tür stand, drängte sich Rafe durch die Menge zu ihm, packte ihn wie am Morgen wieder am Ellbogen und führte ihn zur Theke, nahm seinen Drink, den er dort stehen gelassen hatte, und ging dann weiter zu einem Separee, in dem sich einige Männer und Frauen aufhielten, die etwas tranken und miteinander redeten.
»Skip«, rief Rafe beim Hereinkommen, woraufhin sich einer aus der Gruppe umdrehte. »Lieutenant«, sagte er dann zu Owen. »Ich nehme an, Sie kennen Captain Damien Abbas, vormals von der Negri Sembilan.«
Nach dem Friedensschluss mit den Zor war die Menschheit weit über die Grenzen des Sol-Imperiums hinaus vorgestoßen und hatte neue Siedlungen errichtet. Die offizielle Haltung der Imperialen Regierung besagte, dass die Zivilisation nicht weiter reichte als bis zu den Welten, auf denen das Schwert-und-Sonne-Banner wehte. Jenseits davon gab es nur Piraten und Herumtreiber.
Die Wahrheit gestaltete sich jedoch etwas anders. Ein Jahrhundert Frieden hatte viele neue Möglichkeiten eröffnet. Die Imperiale Navy nahm alte Schiffe aus dem Dienst und verkaufte sie an geschäftstüchtige Unternehmer und Forschungsgesellschaften, die alle in Expeditionen zu Welten außerhalb des Imperiums investierten, auf denen sich neue Chancen ergeben konnten. Viele dieser Reisen endeten in Katastrophen, doch manche waren durchaus erfolgreich.
Sechzig Jahre zuvor hatte sich eine religiöse Gruppe, die sich ganz der Verehrung der Technologie verschrieben hatte, von Denneva aus auf den Weg gemacht, einer dicht bevölkerten Welt im Kern des Imperiums. Diese Gruppe war finanziell gut ausgestattet und verfügte über industrielle Nanofabrikationsausrüstung; ihre Suche galt einer an Schwermetallen reichen Welt. Fünfzig Parsec jenseits der Imperiumsgrenze stießen sie auf Center, eine Welt, die ihren Anforderungen mehr als gerecht wurde. Die Imperiale Große Vermessung hatte bis in die dreißiger Jahre des vierundzwanzigsten Jahrhunderts Center noch nicht erreicht. Mehr als vierzig Jahre würde es noch dauern, ehe die Imperiale Navy auf Cicero eine Basis errichtete, um weitere Erkundungen in dieser Region voranzutreiben.
Außerhalb des Imperiums zu leben, gab den Siedlern auf Center große Freiheiten bei der Entwicklung ihrer Gesellschaft, die sie nach ihren Vorstellungen gestalten konnten. Zugleich waren sie aber auch verwundbar, da keine Schiffe der Navy kommen würden, um sie vor Piraten zu schützen … oder vor Eroberern.
Es waren Offiziere und Crewmitglieder der Negri Sembilan sowie von einigen anderen Schiffen anwesend, die nicht von Sargasso zurückgekehrt waren. Sie hatten nach und nach den Kontakt untereinander aufgenommen und das Shield zu ihrem Treffpunkt erklärt. Weder die Technophilen von Center noch die Overlords, die diese Welt längst kontrollierten, schienen von ihnen weiter Notiz zu nehmen.
»Zu der Zeit wussten wir nicht, was uns erwartete. Wir hatten gehört, dass es in unserem Erkundungsgebiet einen Freihafen geben sollte, der von den Freihändlern Crossover genannt wurde. Wir wollten ihnen einen Besuch abstatten, Flagge zeigen und uns
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