Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad
freiwillig für eine naZora’e den Äußeren Frieden überwinden will …
Und sie hatte noch etwas an sich, das er nicht deuten konnte.
»se Commodore«, erklärte er schließlich. »Ich erkenne an, dass Sie würdig sind, an der Prüfung teilzunehmen. Ich bitte achttausendmal um Entschuldigung, sollte ich Sie in irgendeiner Weise beleidigt haben. Es war nicht beabsichtigt, ebenso wenig eine Entehrung. Ich versichere Ihnen bei meiner Ehre, dass ich während des D’sew’yen’cfc’a die Schwinge des Hohen Nestes um Sie legen werde.«
»Ich habe mich auch nicht beleidigt gefühlt, Sir.«
»Werden Sie versprechen, während der Prüfung die Ehre und die Gebräuche des Volks zu achten?«
»Bei meiner Offiziersehre verspreche ich, das nach besten Kräften zu tun, Sir.«
»Gut«, gab er zurück. »Dann wollen wir beginnen.«
Der Diener, der Jackie zum Kämmerer geführt hatte, berührte sanft ihren linken Arm und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Sie begaben sich in ein Nebenzimmer, dessen Beleuchtung eher für Menschen als für Zor ausgelegt war. Es gab einen flachen Tisch mit zwei Stühlen. Auf einem davon saß ein Mensch. Als der fremde Mann aufstand, zog sich der junge Zor zurück.
»Commodore? Ich bin Martin Boyd vom Büro des Gesandten.« Sie schüttelte die ihr hingehaltene Hand, dann setzte sie sich zu ihm an den Tisch. »Man war der Ansicht, ich sollte Sie vor Beginn des Rituals auf einige Dinge hinweisen.«
»Eine Einweisung?«
»Das kann man so sagen.«
Jackie nahm sich einen Moment Zeit, ihr Gegenüber zu betrachten. Martin Boyd war ein Mann mittleren Alters und von schmaler Statur. Ihr erster Eindruck war der, dass sie einen Bürokraten vor sich hatte. Dennoch schien er im Umgang mit Formalitäten so gewandt zu sein wie ein Botschafter.
»Werden Sie auch am Ritual teilnehmen?«
»Teilnehmen? O nein, natürlich nicht. Es ist ungewöhnlich – es ist sogar äußerst bemerkenswert, dass es überhaupt einem Menschen gestattet wird.«
»se T’te’e hat daran auch keinen Zweifel gelassen.«
»Der Hohe Kämmerer ist … sagen wir: konservativ. Dennoch ist es so verabredet worden, und ich bin hier …«
»Um dafür zu sorgen, dass ich mich nicht zum Narren mache.«
»… ich bin hier«, setzte Boyd geduldig wieder an, »um Ihnen zur Seite zu stehen und um so die Ereignisse aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.«
»Wie soll ich das verstehen?«
»Die Admiralität und vor allem Seine Gnaden, der Erste Lord, behandeln Ihren Bericht mit Skepsis. Das trifft doch zu, oder nicht?«
»Ja, Sir. Die Lordschaften scheinen ihre Schwierigkeiten damit zu haben.«
»Und dennoch sind Sie davon überzeugt, dass sich die Dinge tatsächlich so zugetragen haben, wie Sie es beschrieben.«
»Überzeugter als von allem anderen, was ich weiß. Worauf wollen Sie hinaus?«
»Ich will darauf hinaus, Commodore, dass das Hohe Nest seit einiger Zeit von feindseligen Aliens jenseits der Grenzen des Sol-Imperiums weiß. Die Quelle dieses Wissens ist ein voraussehender Traum des Hohen Lords, dessen geistige Verfassung mehr und mehr angezweifelt wird. Die stets rational denkenden Menschen und sogar einige vom Volk haben hi Ke’erls Visionen heruntergespielt, und ein paar verwerfen sie vollständig. Das Volk hat von den Menschen gelernt, die Dinge mit Skepsis zu betrachten, von denen ihr Leben über Jahrtausende hinweg geleitet wurde. Die Gabe esLis, die Gabe der Prophezeiung, der Vorsehung, ist eine schreckliche Last, die für den Hohen Lord Grund zur Trauer und zur Freude war, seit Zor’a vor tausenden von Jahren geeint wurde. Manchmal – so wie jetzt – bringt das schreckliche Wissen dessen, was kommen wird, Wahnsinn mit sich. Das ändert aber nichts daran, dass die Prophezeiung wahr ist.«
Boyd hielt kurz inne, dann fuhr er fort: »Vor fast einem Jahr trug der Rat der Elf seine Befürchtungen und Bedenken dem Sol-Imperator vor und bat darum, die Imperiale Navy in Alarmbereitschaft zu versetzen. Die Flotten des Volkes waren zum Teil die ganze Zeit über mobilisiert, auch wenn sich die Mehrheit der Welten, die der Autorität des Hohen Nestes unterstehen, nicht in der Richtung liegt, aus der dem Imperium derzeit Gefahr droht. Es erübrigt sich fast zu sagen, dass der Imperator das Ansinnen ablehnte. Er gab sich zwar höflich und dankbar und sagte zu, sich mit der Angelegenheit zu befassen. Eine Mobilmachung der Streitkräfte lehnte er allerdings ab.«
Er wartete, bis sie diese Informationen verarbeitet hatte, oder
Weitere Kostenlose Bücher