Dunkle Sehnsucht des Verlangens
Gehorsam. Auch sie verfügte über
einige Fähigkeiten, die ihm manchmal sicher sehr nützlich sein könnten, wenn er
nur an sie glauben würde. Wie war es möglich, dass sie seine Stärke so deutlich
erkennen konnte, er die ihre jedoch völlig ignorierte?
»Desari?« In seiner Stimme
schwang ein sehnsüchtiger Unterton mit, der wieder die Schmetterlinge in ihrem
Bauch aufweckte. »Ich weiß, dass du traurig bist.« Sanft umfasste er ihren Arm
und beendete damit ihre Flucht. Mit kräftigen Beinschlägen hielt er sie beide
über Wasser, legte Desari den Arm um die Taille und zog sie an sich. »Wende
dich nicht von mir ab. Wenn ich deine Gedanken nicht lesen und nicht wissen
kann, was dir wichtig ist, bin ich nicht in der Lage, für dich zu sorgen.«
Desari presste die Lippen
zusammen. Sie vermied es, Julian anzusehen, doch obwohl sie ihr Gesicht von ihm
abwandte, erkannte Julian deutlich ihre Verwirrung. Sie wollte ihm keinen
Zutritt zu ihren Gedanken gewähren. Sanft strich er an ihrem Rücken entlang und
umfasste dann ihren Nacken, um dort eine sanfte Massage zu beginnen. »Ich muss
noch so viel lernen, Desari, besonders über die Beziehung zwischen Gefährten.
Ich empfinde so intensive Gefühle, die manchmal so wild und chaotisch sind,
dass ich in Panik gerate, wenn ich mir auch nur vorstelle, dich zu verlieren oder
in Gefahr zu bringen.«
Fest hielt Julian sie an sein
Herz gepresst. »Darius hatte Recht, als er mir vorwarf, es sei auch meine
Schuld gewesen, dass die Attentäter beinahe ihr Ziel erreicht hätten. Ich habe
den Abend wieder und wieder in Gedanken durchgespielt. In meiner Arroganz hatte
ich überhaupt nicht daran gedacht, dass meine Anwesenheit deine Beschützer von
ihrer Aufgabe ablenken könnte. Darius spürte meine Macht und war damit
beschäftigt, den Untoten aufzuspüren, den er in der Nähe vermutete. Und ich
war so überglücklich, endlich meine Gefährtin gefunden zu haben, dass mich die
Gefühle einfach überwältigten. Wie erstarrt, beinahe in einen Schockzustand,
stand ich da, ohne mich zu rühren. Wenn ich nicht so sehr mit meinen eigenen
Gefühlen beschäftigt gewesen wäre, hätte ich das Attentat verhindern können.«
Zärtlich strich er ihr mit dem
Daumen übers Kinn und zog dann die Konturen ihre Unterlippe nach. Allein das
Gefühl ihrer Haut unter seinen Fingern ließ sein Herz schneller schlagen.
»Desari.« Seine Stimme klang hypnotisch und drang in ihre Seele ein. Desari
konnte nichts anderes tun, als ihm zuzuhören. »Ich habe dir gegenüber schon so
oft versagt. Es ist mir nicht gelungen, Gefahren von ihr abzuwenden. In all den
Jahrhunderten meiner Existenz sind mir noch nie solche Fehler unterlaufen. Du
bist das Wichtigste in meinem Leben, und ich könnte es nicht ertragen, dich
durch meine Unachtsamkeit in Gefahr zu bringen. Kannst du mich denn nicht
verstehen?«
Kapitel 12
Desari schmiegte den Kopf an
Julians Schulter. Was sollte sie tun, um das Problem zu lösen? Sie wusste es
nicht. »Ich versuche ja, dich zu verstehen, Julian, doch es fällt mir nicht
leicht. Du scheinst mich manchmal für eine Art Heilige zu halten. Aber das stimmt
nicht, und ich verfüge auch nicht über die Geduld Hiobs. Von unserer Verbindung
wünsche ich mir deine Anerkennung und deinen Respekt. Ich habe bislang nicht
viel über deine Vergangenheit erfahren, obwohl mir diese Dinge sicherlich
dabei helfen würden, dich besser zu verstehen. Doch ich wollte deine
Privatsphäre respektieren.«
Julian war, als hätte sie ihm
einen Faustschlag in den Magen versetzt. Unwillkürlich umklammerte er ihre Oberarme
fester. »Aber ich habe dich doch dazu eingeladen, meine Gedanken zu lesen.«
Desari richtete sich neben ihm
auf, sodass das Wasser ihre Taille umspülte. »Was hat es mit diesem Schatten
auf sich, Julian? Warum bist du dein Leben lang allein gewesen? Du hast immer
in völliger Abgeschiedenheit gelebt, obwohl dies gar nicht in deiner Natur
liegt? Du wurdest mit einem Zwilling geboren, und doch hast du dich von allen
anderen abgesondert. Ich weiß, du liebst deinen Bruder, trotzdem sprichst du
nie von ihm, geschweige denn mit ihm.« Ihre dunklen Augen hielten seinen Blick fest.
»Ich bin kein Kind, das man vor allem beschützen muss. Ich möchte deine
gleichberechtigte Partnerin sein ... oder gar nichts.«
»Meine Vergangenheit stellt kein
Problem für unsere Beziehung dar.«
»Aber sie quält dich, Julian.«
Desari zeigte mit einer Handbewegung auf die friedliche Umgebung. »Wir sind
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