Dunkle Sehnsucht des Verlangens
sich, und Desari wusste es. »Das ändert nichts an der
Tatsache, dass ich es vorziehen würde, dich jederzeit in absoluter Sicherheit
zu wissen«, entgegnete Julian unwirsch. Unwillkürlich veränderte er seine
Position und drängte sich enger an Desari, um sie abzuschirmen. Er beobachtete
den Himmel.
Darius. Julian benutzte den
telepathischen Pfad der Familie, der auch ihm inzwischen so vertraut war.
Ich habe es bemerkt. Darius' Stimme klang so ruhig
und unbekümmert, als bliebe ihnen alle Zeit der Welt, um sich auf einen Angriff
vorzubereiten. Bring Desari in Sicherheit.
Ich komme zurück, sobald ihr
keine Gefahr mehr droht.
Nein, bleib bei ihr. Du musst
sie beschützen, falls ich versagen sollte. Dayan und Barack werden dasselbe
für Syndil tun.
Julian nahm Desaris Arm. »Komm,
wir müssen jetzt gehen.«
Desari betrachtete das ernste
Gesicht ihres Gefährten, dann die ausdruckslosen Züge ihres Bruders. »Der
Untote ist in der Nähe«, stellte sie fest.
Julian nickte. Er beobachtete
Barack, der sich vor Syndil stellte, um sie zu beschützen. Dayan war neben ihr.
Es schockierte Julian, dass sie die Frau nicht einfach mit sich nahmen und in
Sicherheit brachten. Ihr schien die Gefahr völlig gleichgültig zu sein, denn
sie konzentrierte sich allein auf ihre Aufgabe.
»Sie sollten Syndil von hier
fortbringen«, erklärte Julian missbilligend. So sehr er sich auch dem
Wohlergehen seiner Gefährtin verpflichtet fühlte, war er doch auch zum ersten
Mal in seinem Leben Teil einer Familie, die er nicht ungeschützt zurücklassen
wollte.
»Sie befindet sich nicht länger
in ihrem Körper, Julian«, sagte Desari leise. »Sie ist frei, nur noch heilende
Energie, die sich mit der Erde verbindet. An den Stellen, die das Feuer
verkohlt hat, wird sie winzige Samen dazu bringen, sich zu öffnen. Sie werden
wachsen und gedeihen und sich in der ganzen Gegend ausbreiten. Syndil wird neue
Bäume wachsen lassen. Die Tiere des Waldes werden zurückkehren, sobald ihr
Lebensraum wiederhergestellt ist, und die Heilung unterstützen. Die Männer
dürfen sie nicht stören, während sie sich außerhalb ihres Körpers befindet.«
Frustriert stöhnte Julian auf.
Sein erster Gedanke galt Desaris Sicherheit, wie Darius es angeordnet hatte,
und doch konnte er Syndil in ihrem verwundbaren Zustand nicht allein lassen.
»Dies ist eine Falle, Desari, die speziell auf Syndil zugeschnitten ist. Der
Untote versucht, ihre eigenen Fähigkeiten gegen sie zu verwenden.«
»Woher weißt du das?«
»Ich habe bereits ähnliche
Fallen gesehen. Er wird versuchen, sie in ihrem körperlosen Zustand zu
überwältigen, damit wir ihm ihren Körper überlassen müssen, um ihren Tod zu
verhindern. Wir dürfen sie jetzt nicht allein lassen.« Julian schickte Darius
eine Warnung auf ihrem privaten telepathischen Pfad. Darius, diese Falle ist
für Syndil gedacht. Ich habe so etwas schon mal gesehen.
Das ist die einzige Erklärung.
Ich habe versucht, Syndil zu uns zurückzubringen, doch sie ist zu tief in die
Natur eingedrungen. Er ruft sie schneller zu sich, als sie es für möglich
gehalten hätte. In Darius' ausdrucksloser Stimme klang nicht einmal
Furcht an. »Julian«, fuhr Darius laut fort, »ich habe eine solche Falle noch
nie gesehen, doch Syndil entfernt sich viel zu schnell von uns.«
»Barack«, rief Julian sofort,
»du und Desari steht Syndil am nächsten. Desari kann ihre Stimme dazu benutzen,
Syndil an uns zu binden, und du musst versuchen, sie zu finden. Es wird
vermutlich nicht leicht sein, sie ist sicher verwirrt und hat die Orientierung
verloren - noch immer halb mit der Natur verbunden und halb hypnotisiert von
der Falle, die der Vampir ihr gestellt hat. Darius, Dayan und ich werden uns um
den Untoten kümmern. Er ist sehr heimtückisch. Du musst vorsichtig sein, wir
haben es hier mit einem gefährlichen Gegner zu tun.«
Schnell warf Barack Darius einen
Blick zu. Das Familienoberhaupt nickte. Er war mit der Falle des Vampirs nicht
vertraut und würde gewiss keinen Ratschlag ablehnen.
»Bist du sicher, dass du Syndil
finden kannst, wenn du dich selbst aus deinem Körper löst?«, fragte Julian
Barack und achtete darauf, seine Stimme neutral klingen zu lassen. Er wollte
Barack auf keinen Fall beleidigen, kannte ihn jedoch nicht gut genug, um seine
Fähigkeiten einschätzen zu können. Darius war der einzige Mann in der Familie,
dem Julian bedingungslos vertraute. Er würde mit jedem Gegner fertig werden und
war sicherlich auch im Stande,
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