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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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Hass. Scythe hatte zwar einen relativ hohen Rang in Apollyons Organisation inne, aber er stand nicht allein, wenn es darum ging, die paranoiden Wahnvorstel-lungen seines Gurus zu verbreiten. Noch schlimmer war, dass wir erst wissen würden, wo es die Ghule als Nächstes hinzog, wenn Berge von Vampirleichen uns den Weg wiesen, und dann war es bereits zu spät. Die alte Weisheit, der zufolge eine gute Verteidigung sinnvoller war als jeder Angriff, beruhigte mich auch nicht, wenn derart viel auf dem Spiel stand.
    Ich wusste nicht, was Scythe unter »bald« verstand, wenn er von der offenen Revolte sprach. Wenn Untote »bald« sagten, konnte das Wochen, Jahre oder auch ein ganzes Jahrzehnt bedeuten. Aber wie ihr Zeitplan auch aussah, ich konnte nicht zulassen, dass er und Apollyon ihr Ziel erreichten.
    Dave wusste ebenfalls um die Gefahr und war daher bereit, das Risiko einzugehen, sich bewusst schnappen zu lassen.
    »Dave setzt darauf, dass ihn jemand verhören wird, der vielleicht über Apollyons Aufenthaltsort Bescheid weiß.
    Wenn du dann also Mencheres, Vlad und mir sagst, wo er ist, können wir rechtzeitig da sein, um ihn zu befreien und uns die bösen Buben zu schnappen, richtig?«, erkundigte ich mich.
    Der Geist nickte bekümmert.
    Vlad runzelte nachdenklich die Stirn, woraufhin ich rief:
    »Auf keinen Fall.«
    »Es ist ein vertretbares Risiko«, beharrte er.
    »Ist es nicht, weil sie Dave vermutlich den Kopf abhacken und sich aus dem Staub machen werden, bevor sie ihm auch nur eine Frage gestellt haben«, schoss ich zurück. »Apollyons Leute brauchen keine Antworten von Dave. Was gibt es denn, das sie noch nicht wissen? Sie wissen, dass wir hinter ihnen her sind, sie glauben zu wissen, wo Bones und ich uns aufhalten ... Sie haben keinen Grund, Dave lange genug am Leben zu lassen, dass wir ihm zu Hilfe kommen können.
    Und wenn Dave sich nicht so idiotisch heldenhaft aufführen würde, wäre ihm das längst selbst klar.«
    Vlad zuckte mit den Schultern. »Dann sollte Fabian sich schleunigst auf die Socken machen und Dave raten, gleich zu Anfang auszupacken, dass eigentlich gar nicht du mit Bones zusammen in Ohio bist. Das dürfte das Interesse der Ghule so weit wecken, dass sie mehr wissen wollen.«
    »Es ist trotzdem zu gefährlich«, fauchte ich.
    Vlads Blick wurde streng. »Ein Leben zu riskieren, um Tausende zu retten, ist nicht zu gefährlich. Wenn du zu schwach bist, das einzusehen, hast du kein Recht, auch nur für ein einziges der Leben Verantwortung zu tragen, das dir in Bones' und Mencheres' Sippe unterstellt ist.«
    »Wirklich?« Ich machte eine ausladende Handbewegung, die den ganzen Raum einschloss. »Und warum unterstützt du dann nicht die Ghule, die mir die Rübe wegblasen wollen, um den Krieg zu verhindern, bevor er ausbricht? Meines ist auch nur ein einzelnes Leben. Würde mein Tod Apollyon nicht gehörig den Wind aus den Segeln nehmen?«
    Vlads Augen leuchteten grün, als er vortrat und mich packte. »Du bist meine Freundin«, stieß er zwischen zusam-mengebissenen Zähnen hervor. »Ich habe nicht viele Freunde, aber glaub ja nicht, ich würde dich nicht bereitwillig opfern, wenn ich der Meinung wäre, dieser Krieg ließe sich dadurch tatsächlich verhindern.«
    Vlad hatte so fest zugedrückt, dass meine Schultern brannten, als er ebenso abrupt wieder von mir abließ. »Ich glaube allerdings, dass es Apollyon nicht aufhalten würde«, fuhr er fort, wirbelte herum und entfernte sich von mir. »Er würde einfach behaupten, du wärst gar nicht tot, und wir wollten ihn nur zum Narren halten. Lebend nützt du der Vampirwelt im Augenblick außerdem sehr viel mehr. Dank deiner neuesten ... Fähigkeit.«
    Ich starrte Vlad an. Er hatte mir den Rücken zugekehrt, sein langes Haar war noch in Bewegung, weil er so hektisch gelaufen war. Es war allerdings nicht die zur Schau getrage-ne Kälte, mit der er meinen und Daves Tod in Betracht zog, die mich traurig machte, als ich ihn so ansah. Ich fand es bedauerlich, dass er, Jahrhunderte nachdem der Verlust eines Lebens ihn, wie er selbst sagte, gebrochen hatte, noch immer nicht bereit war, sich einzugestehen, dass man ein Leben immer nur in letzter Konsequenz opfern sollte. Nicht, weil es die bequemste und naheliegendste Lösung war.
    »Wenn wir keine Wahl hätten, würde ich dir zustimmen, dass Dave das Risiko auf sich nehmen sollte. Aber wir haben unsere Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft, also sage ich Nein. Und wenn du den Wert eines Lebens noch

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