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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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die die Ghule genauso rücksichtslos übervorteilen würden wie Apollyon es mit den Vampiren vorhat. Wenn du nicht genug Verstand besitzt, meinen Ratschlag zu befolgen und Apollyon auf eigene Faust zu überlisten, verdienst du die Niederlage«, antwortete sie mit brutaler Offenheit, bevor sie sich vorbeugte und hinter ihren Sessel griff.
    Ich erstarrte, bereit, mir die Messer in meinen Stiefeln zu schnappen, aber sie förderte nur ein leeres Weinglas zutage.
    Meine Anspannung legte sich. Letztes Mal hatte Jacques uns auch Drinks serviert, obwohl ich mir nicht hatte vorstellen können, wo er in diesem feuchten Kellerloch eisgekühlten Gin Tonic herhatte. Doch statt ihn zu rufen, stellte Marie das Glas auf der Armlehne ihres Sessels ab. Sie klappte einen Fingerring auf, sodass eine kleine scharfe Spitze zum Vorschein kam, brachte sich damit einen Schnitt am Handgelenk bei und hielt das Weinglas unter die Wunde.

    Scheiße, nein, dachte ich und musste das letzte bisschen Willenskraft, das noch in mir war, aufbringen, um nicht aus meinem Sessel aufzuspringen.
    Bohrend blickten ihre Augen mich an, während das Glas sich mit der dunklen, ins Purpurne spielenden Flüssigkeit füllte.
    »Gevatterin«, sagte sie kühl. »Nimm doch einen Drink.«

    Wieder konnte ich es nicht riskieren, Bones einen Blick zuzuwerfen, um zu sehen, ob er genauso entsetzt war wie ich.
    Cool bleiben, vielleicht blufft sie nur, sagte ich mir und schaffte es, nicht zusammenzuzucken, als sie mir das halb-volle Glas hinhielt.
    »Was für ein ungewöhnliches Angebot, aber du weißt doch, dass ich Gin Tonic bevorzuge«, sagte ich und betete, mein Herz möge vor lauter Panik nicht anfangen zu schlagen. Falls Marie über meine sonderbaren Essgewohnheiten Bescheid wusste ... Wer hatte es ihr gesagt? Und hatte der Betreffende vielleicht etwas verwechselt und ihr erzählt, ich würde mich von Ghul-Blut statt von Vampirblut ernähren?
    »Vor über zwölf Jahren hat Gregor mir erzählt, er hätte eine Vision von einem Halbblut gehabt, das eines Tages pyrokinetische Fähigkeiten besitzen würde«, erzählte Marie.
    »Nach dem Tod seines Erschaffers Tenoch gab es nur noch einen Vampir, der das Feuer rufen und seinem Willen unterwerfen konnte, und wie du weißt, war Vlad Tepesch keiner von Gregors Verbündeten. Gregor nahm an, du würdest die Fähigkeit etwa hundert Jahre nach deiner Verwandlung zur Vampirin entwickeln, und plante, dich lange vorher in seine Gewalt zu bringen. Und doch hast du ihn einen Monat nach deiner Verwandlung mit eben dieser Fähigkeit getötet.«
    Ich hielt ganz still, aus Angst, die kleinste Regung könnte mich verraten. »Jeder weiß das«, antwortete ich so ruhig ich konnte. »Anfängerglück.«
    Sie stieß ein scharfes Lachen aus. »Dann hat man seit-samerweise nie mehr davon gehört, dass du diese Fähigkeit eingesetzt hast, nicht einmal in Bedrängnis. Gehört hat man allerdings, du wärst vor einigen Monaten in Monaco einer Gruppe von Vampiren mit Telekinese zuleibe gerückt. Das sind schon zwei unglaubliche Fähigkeiten, die du in weniger als einem Jahr nach deiner Verwandlung entwickelt hast. Ist das immer noch Anfängerglück?«
    »Ich bin eben ein Glückspilz«, antwortete ich und dachte, dass ich als Mensch vor Nervosität inzwischen längst ge-kotzt hätte.
    Marie sah kurz das Glas voll Blut in ihrer Hand an, bevor sie meinem Blick begegnete. »Finden wir es heraus«, sagte sie, und ihr Südstaatenakzent veränderte sich, bis es sich an-hörte, als ob mit einem Mal Hunderte von Stimmen durch sie sprachen, und freundlich klang keine davon.
    Bones stürzte gleichzeitig mit mir los, doch ein eisiger Machtstoß sollte mich so heftig in meinen Sessel zurück-drücken, dass ich stürzte. Als ich wieder auf die Füße kam, hatte ich in jeder Hand ein Messer, aber die wurden mir von etwas, das sich wie rasiermesserscharfe Krallen anfühlte, sofort wieder entrissen. Ungläubig sah ich Bones in der Luft schweben, von Schatten umschwirrt und mit offenem Mund brüllend, jedoch übertönt von jenem schaurigen Heulen, das den ganzen Raum erfüllte.
    Marie hatte sich nicht gerührt, das Glas mit dem Blut stand noch auf der Armlehne ihres Sessels. Ich wollte mich auf sie stürzen, traf aber wieder auf eine Wand aus Geistern, die so zahlreich aus dem Boden hervorgeschossen kamen, dass man die einzelnen Gestalten nicht einmal richtig auseinanderhalten konnte. Als ich versuchte, mich an ihnen vorbeizudrängen, hatte ich das Gefühl, sie würden

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