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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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Macht des Gottes über die Toten in sich aufzunehmen - vorübergehend. Als ich zur Ghula wurde, blieben diese Kräfte in mir dauerhaft erhalten und verstärkten sich in unvorstellbarem Maße.«
    »Schaff Bones diese Viecher vom Leib, dann kannst du mir alles erzählen«, stieß ich hervor. Marie hatte jetzt Gewissheit über die Quelle meiner Macht. Da Bones und ich allerdings noch am Leben waren, musste sie etwas von uns wollen. Ich brauchte keinen Magic 8 Ball, um zu wissen, dass wir schon längst als verschrumpelte Häufchen auf dem Boden dieses schäbigen Kellers gelegen wären, wenn sie uns hätte tot sehen wollen.
    Maries haselnussbraune Augen sahen in meine, kein Mitgefühl war in ihren Tiefen zu sehen, als sie mir das mit ihrem Blut gefüllte Glas entgegenstreckte. »Trink, oder er stirbt.«
    Ich sah ihr in die Augen und wusste bis tief in meine Seele hinein, dass sie nicht bluffte. Wie groß meine Angst auch vor dem war, was passieren würde, wenn ich aus dem Glas trank, würde ich es doch bis zum letzten Schluck leeren, um Bones zu retten.

    Mit einer Handbewegung wies ich auf die Wand aus Restwesen zwischen uns. »Lass mich durch.«
    Ihre Augenbrauen zuckten nach oben, dann wurde zwischen den transparenten Leibern ein Weg frei. Ich ging hindurch, ohne Bones anzusehen, falls er mir durch Gestik oder Mimik zu verstehen geben würde, dass ich von meinem Vorhaben ablassen sollte. Es wird nichts bewirken, es wird nichts bewirken, sagte ich mir in Gedanken immer wieder vor, als ich das Glas aus Maries ausgestreckter Hand nahm, an die Lippen führte und einen großen Schluck nahm.
    Erleichterung überkam mich, als ich merkte, wie bitter und ekelhaft das Blut schmeckte, ganz anders als das von Vampiren. Mochte ich es nicht, konnte es auch nicht die gleiche Wirkung auf mich haben wie Vampirblut, denn das war für mich die reinste Ambrosia. Ich leerte das Glas, ließ es zu Boden fallen und empfand eine Art kleinliche Genugtuung, als ich sah, wie es beim Aufprall zerschellte. Ich war so wütend auf Marie, dass ich sie am liebsten auch zerstückelt am Boden gesehen hätte, aber fürs Erste würde ich mich damit zufriedengeben, mir vorzustellen, die glitzernden Glas-scherben wären Teile ihrer Leiche.
    »Du hast, was du wolltest. Jetzt schaff sie ihm vom Hals«, sagte ich und fühlte mich mit jedem Augenblick stärker. Die Schwächung durch die Restwesen ließ anscheinend nach.
    Gut. Das hieß, Bones würde auch keine bleibenden Schäden davontragen. Ich wusste nicht, ob Misshandlungen durch Geister einen negativen Einfluss auf die Selbstheilungskräf-te von Vampiren hatten, aber offensichtlich war dies nicht der Fall, und Bones würde es wohl wieder besser gehen, sobald sich diese Energiefresser zum Teufel geschert hatten.
    Ich drehte den Kopf und warf den Schatten, die sich noch immer durch Bones' Körper bohrten, einen bösen Blick zu.
    Die Viecher sollten zu Gott beten, dass ich ganz tot sein wür-de, wenn ich irgendwann mal ins Gras biss, denn sonst wür-de ich zurückkommen und ihnen für das, was sie getan hatten, so richtig den Arsch versohlen ...
    Die Schatten ließen so plötzlich von Bones ab, dass er zu Boden fiel, bevor er es verhindern konnte, und wie ein Häufchen Elend liegen blieb. Ich lief zu ihm, nahm ihn in den Arm und flüsterte ihm zu, dass ich ihn liebte, während ich schäumend vor Wut beobachtete, wie langsam er sich wieder aufrappelte. Dann bedachte ich Marie mit einem sengenden Blick. Sie musterte uns mit einem ganz seltsamen Ausdruck im Gesicht, während die Restwesen, die eben noch Bones ge-peinigt hatten, sie immer hektischer umkreisten.
    »Schick deine kleinen Freunde in ihre Gräber zurück oder spiel die ganze Nacht mit ihnen. Mir soll's egal sein, aber wir gehen jetzt«, informierte ich sie knapp, während ich feststellte, dass Bones mit einer Mischung aus Wut und Unglauben zwischen Marie und mir hin und her sah. Der Wall aus Restwesen schoss auf Marie zu und schloss sich den anderen an, sodass sie schließlich von oben, unten und allen Seiten von der wimmelnden, transparenten Schar umgeben war. Sie will uns noch immer beweisen, wie stark sie ist, dachte ich geringschätzig. Als hätten wir das nicht längst kapiert.
    »Als ich ihnen befohlen habe, von Bones abzulassen, habe ich sie gleichzeitig auch in ihre Gräber zurückgeschickt«, er-klärte Marie, und statt dem Hallen des Grabes lag jetzt wieder dieser zuckrige Südstaatenakzent in ihrer Stimme.
    »Unsinn«, fuhr ich sie an und

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