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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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Kleidern aus einem anderen Jahrhundert begegnete. Hier allerdings umfing einen die Melan-cholie mit beinahe spürbaren Wellen, sodass es mir vorkam, als würde jede Gruft, die ich passierte, jedes Stück Boden, das meine Füße berührten, aus Trauer um ein für immer verlorenes Leben seufzen.
    Jacques blieb vor der weißen, rechteckigen Gruft stehen, auf der Marie Laveaus Name verzeichnet war, dazu ihr mutmaßliches Sterbedatum und eine undeutliche Inschrift auf Französisch, die ich nicht entziffern konnte. Der Ghul sagte etwas, das sich kreolisch anhörte, und vom Sockel her, wo man der Voodoo-Königin Gaben dargebracht hatte, erklang ein schabendes Geräusch. Dann glitten ein paar der Steine -
    alt und abgewetzt sahen sie aus - wie auf Schienen zurück und enthüllten ein darunterliegendes dunkles Loch.
    Marie mochte berechnend und kleinlich sein, aber die Tatsache, dass sie Besucher unter ihrer Gruft empfing, bewies ihren Sinn für Humor.
    Jacques sprang ohne zu zögern in das Loch. Bones warf mir einen Blick zu und tat es ihm nach. Ich folgte ihm einige Augenblicke später, damit er Zeit hatte, mir aus dem Weg zu gehen, und landete klatschend in drei Zentimeter tiefem, brackig riechendem Wasser. Die Anlage verfügte zwar über eine beeindruckende Mechanik, aber in den Eingeweiden von New Orleans blieb nichts völlig trocken, und diese Gegend war besonders oft überflutet. Marie musste über bessere Pumpsysteme verfügen als das Pionierkorps der Armee.
    Über uns schloss sich knirschend die Steinplatte und tauchte den Tunnel in für menschliche Augen völlige Finsternis.
    Bones und ich hatten allerdings ein übernatürliches Seh-vermögen, sodass ich nicht befürchten musste, irgendetwas könnte sich ungesehen auf uns stürzen. Außerdem trugen wir Stiefel, die verhinderten, dass wir auf unserem Weg durch den Tunnel etwas Schleimiges zwischen die Zehen bekamen.
    Als ich allerdings einen Blick auf die eng stehenden Wände warf, die uns umgaben, konnte ich ein Schaudern nicht unterdrücken. Ich hatte die Falle gesehen, die Marie in diesem Gang installiert hatte und konnte nur eins sagen: Sie war mit so vielen Messern bestückt, dass man damit jeden unbefugten Eindringling zu blutigem Matsch verarbeiten konnte.
    Nach etwa fünfzig Metern öffnete Jacques eine Metall-tür, hinter der eine schmale Treppe sichtbar wurde. An deren Ende befand sich ein kleiner, fensterloser Raum, der vielleicht in einem benachbarten Haus oder einer der größeren Grüfte lag. Ich wusste es nicht und war mir sicher, dass Marie genau das wollte.
    »Majestic«, grüßte Bones mit einem respektvollen Nicken die Frau, die in einem Plüschsessel mit verstellbarer Rückenlehne saß.
    Als ich jedoch hinter ihm hervortrat und Marie besser sehen konnte, bekam ich einen Lachanfall, sodass ich die höflichen Grußworte ganz vergaß, die ich meinerseits an sie hatte richten wollen. Auf dem Boden direkt neben ihren schicken Pumps stand ein weißer Behälter mit in Plastikfolie gewi-ckeltem Geflügel, und ich musste nicht erst einen Blick auf das Etikett werfen, um zu wissen, worum es sich dabei genau handelte.
    »Ein geköpftes Huhn«, sagte ich, als ich mich wieder gefasst hatte. »Sehr cool.«
    Bones warf mir mit hochgezogenen Augenbrauen einen Blick zu. Er wusste ja nicht, dass ich bei meinem ersten Treffen mit Marie Laveau zu ihr gesagt hatte, ich hätte aufgrund ihres schaurigen Rufes als Voodoo-Priesterin eigentlich erwartet, sie mit einem geköpften Huhn in der Hand vorzufinden. Offensichtlich hatte sie sich daran erinnert. Ein weiterer Beweis dafür, wie viel Sinn für Humor sich hinter ihrer Königin-der-Verdammten- Fassade verbarg.
    »Was Besseres konnte ich so kurzfristig nicht auftreiben«, antwortete Marie mit einem graziösen Schulterzucken. Ihre Stimme war akustischer Karamell, jedes Wort von südkreolischem Akzent versüßt. Ihre Stola verrutschte ein wenig, als sie sich aufsetzte, tintenschwarze Locken strichen ihr bei der Bewegung über die Schultern. Als sie Bones ansah, wurden ihre Augen allerdings schmal.
    »Hat Jacques dir nicht gesagt, dass du draußen warten sollst, solange ich mit Cat rede?«
    Bones' Körperhaltung blieb locker, aber ich spürte seine Anspannung.
    »Du hast bestimmt gehört, was gestern im Ritz passiert ist, und weißt auch, dass der Anschlag Cat gegolten hat. Ich bitte also um Verzeihung, wenn ich mir im Augenblick gro-
    ße Sorgen um die Sicherheit meiner Frau mache, Majestic.«

    »Ich habe davon

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