Dunkle Sehnsucht
rosafarben befleckten Schenkeln ganz zu schweigen.
»Also wirklich, Bones«, keuchte ich. »Konntest du mit dem Sex nicht warten, bis ich wieder bei Bewusstsein bin?«
Klar, Bones war äußerst triebhaft. Beinahe unersättlich, wie manch einer sagen würde, und ich war sogar versucht, das zu begrüßen, aber das ging jetzt wirklich zu weit ...
Er brach in eher mokiertes als glückliches Gelächter aus.
»Vielleicht sollten wir das erst besprechen, wenn du nicht mehr ganz so ... erregt bist«, meinte er, seine Worte anscheinend mit Bedacht wählend.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und trommelte nur deshalb nicht mit dem Fuß auf den Boden, weil ich noch im Bett lag.
»Du willst mir doch jetzt wohl nicht mit dieser dämlichen Männerausrede kommen, von wegen >ich konnte nicht anders, ich wäre sonst explodiert<, oder? Denn das ist schon bei Menschen völliger Unsinn, und für Vampire gilt das erst recht, insbesondere für so alte wie dich.«
Er zog herausfordernd die Augenbrauen hoch. »Glaubst du wirklich, ich würde dich vögeln, während du bewusstlos bist? Hatten wir das nicht schon geklärt, bevor wir ein Paar wurden?«
Ich warf einen demonstrativen Blick zu den rosa Flecken auf dem Bett, die bewiesen, dass er gekommen war. Rosa waren sie aufgrund des Blut-Wasser-Gehalts im Körper von Vampiren. »Die hast du also alleine gemacht?« U nd mich auch noch damit beschmiert?, fügte ich im Geiste hinzu, sagte es aber nicht.
»Nein, Süße, du warst maßgeblich daran beteiligt, aber bei Bewusstsein warst du nicht«, antwortete er ruhig. »Durch Maries Blut warst du vor Gier völlig außer dir, und wenn ich Gier sage, meine ich das nicht im Sinne von Energiebedarf.«
Oh. Meine Wangen prickelten, so sehr wollte mir die Röte hineinschießen. Darauf war ich gar nicht gekommen, obwohl eine meiner letzten klaren Erinnerungen sich darum drehte, entsetzlichen Hunger zu haben. Nur worauf - hatte ich anscheinend nicht erkannt.
Angestrengt versuchte ich, mir ins Gedächtnis zu rufen, was nach jenem Augenblick auf dem Friedhof geschehen war.
Nach einer Weile tanzten wirre Bilder vor meinen Augen.
Bones' bleicher Körper über mir, sein Mund zu einem Stöhnen geöffnet... rote Blutstropfen auf seiner Haut, die ich ab-leckte, bevor ich ihn erneut biss ... sein Haar, so dunkel auf meinen Schenkeln, als er den Kopf zwischen sie senkte ... die Handschellen, die mir in die Haut schnitten, während eine Welle aus Lust und Begehren mich durchflutete ...
Ja, ich war durchaus beteiligt gewesen. Auf ziemlich bis-sige Art sogar. »Tut mir leid, dass ich dir vorgeworfen habe, äh ...«
»Ich hätte meine bewusstlose Ehefrau missbraucht?«, beendete er meinen Satz.
Ich wand mich. »Genau. Allmählich kann ich mich wieder erinnern; aber warum hast du mich an die Wand gekettet?
Erzähl mir jetzt nicht, Maries Blut hätte mich auch noch in einen Bondage-Junkie verwandelt.«
Und falls doch, stellte sich die Frage, auf was für ausgefal-lene Sachen die Voodoo-Königin sonst noch stand, wenn ich unter anderem so etwas von ihr übernommen hatte ...
Bones atmete in der Tat einmal tief durch, bevor er sprach.
»Kätzchen, lass es fürs Erste auf sich beruhen. Es würde dich nur beunruhigen, und es war nicht deine Schuld.«
»Was?«, rief ich, während Furcht die wohlige Wärme verdrängte, die die Erinnerung an den Sex in mir ausgelöst hatte.
Bones setzte sich, nahm meine Hand und strich mir über die Fingerknöchel. Die Tatsache, dass er mich trösten wollte, ließ mich dem, was er zu sagen hatte, noch nervöser ent-gegensehen.
»Während der Rituale, für die Marie im achtzehnten Jahrhundert berühmt war, ging sie mit ihren Anhängern in die Wälder hinter dem Lake Pontchartrain«, sagte er und wirkte dabei noch immer sehr vorsichtig in seiner Wortwahl. »Dort sangen sie, sahen zu, wie Marie Kunststückchen mit einer zahmen Schlange vollführte, und tranken aus einem Fass Wein, dem etwas von Maries Blut beigemischt war. Da Marie Priesterin des Voodoo-Gottes Zombi war, verlieh ihr Blut den Teilnehmern angeblich Zombis Macht über die Toten.
Als Nebenwirkung bekamen sie offenbar unkontrollierbare Lust auf Sex, was sich zumindest aus den Orgien schließen lässt, die damals stattfanden.«
Erleichterung überkam mich. »Das ist ja wunderbar!
Dann habe ich also gar nicht die Fähigkeit, Ghul-Kräfte in mich aufzunehmen, wie ich es bei Vampiren kann, weil Maries Blut auf jeden diese Wirkung hat ...«
»Diese Rituale
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