Dunkle Sehnsucht
Gelass getragen hatte. Das war zwei Tage her? Und währenddessen war es irgendwie notwendig geworden, mich an die Wand zu ketten? Warum?
»O Scheiße«, flüsterte ich, als ich in Gedanken wieder meine Stimme hörte, die geklungen hatte, als käme sie aus einem Höllentor. »Maries Blut ... Ich habe einen Teil ihrer Macht in mich aufgenommen, nicht wahr?«
Mit einem Schnauben zog Bones einen Schlüssel unter dem Bett hervor. »Kätzchen, das ist eine ziemliche Untertreibung.«
Mehr aus Wut als aus Angst schlug ich ein paar Mal den Kopf gegen das Bett. Diese verfluchte Marie. Warum zum Teufel hatte sie darauf bestanden, dass ich ihr Blut trank?
Reichte es nicht, dass sie herausbekommen hatte, woher meine Fähigkeiten stammten? Anscheinend nicht. Sie musste mir noch mehr Probleme machen, indem sie mir ihr Blut auf-zwang. Wenn das herauskam, würde die Öffentlichkeit mich nicht mehr nur deshalb fürchten, weil ich in der Lage war, durch das Blut von Vampiren deren Kräfte in mich aufzunehmen. Nein, Marie hatte dazu noch den Beweis erbracht, dass ich das auch bei Ghulen konnte. Apollyon würde scharen-weise Zustrom erhalten, wenn diese Details bekannt wurden.
»Sie will offenbar Krieg«, sagte ich und rieb mir die Handgelenke, als Bones mich losgekettet hatte. »Sonst hätte sie uns einfach umgebracht. Wenn sich das herumspricht, werden die Ghule nur noch durch meine öffentliche Hinrichtung zu besänftigen sein.«
»Dazu wird es nicht kommen«, meinte er kühl.
Ich schnaubte. »Ich habe auch keinen Bock zu sterben, aber wenn das hier an die Öffentlichkeit dringt, wird Apollyon sich vor Überläufern nicht mehr retten können ...«
»Was ich sagen wollte, ist, dass Marie es niemandem er-zählen wird, obwohl ich natürlich trotzdem nicht zulassen werde, dass die Anhänger dieses Fanatikers Hand an dich legen.«
Als ich mich ganz aufsetzte, fragte ich mich kurz, warum unter mir alles so feucht war, aber meine eigentlichen Überlegungen galten Bones' Worten.
»Marie wird es nicht herumerzählen?«, fragte ich nach.
»Das ergibt keinen Sinn. Warum sollte sie mir mit solch drastischen Mitteln ihr Blut aufzwingen, wenn sie nicht glaubt, sie könnte einen Nutzen daraus ziehen ? Und welchen Nutzen kann sie daraus ziehen, wenn sie niemandem erzählen will, dass ich besondere Fähigkeiten von Vampiren und Ghulen in mich aufnehmen kann? Ich glaube kaum, dass sie mich nur zu ihrer neuen Voodoo-Kollegin machen wollte.«
Bones verzog den Mund. »Ich auch nicht, aber das Letzte, was sie zu mir gesagt hat, war, dass sie uns beide umbringt, wenn wir irgendjemandem erzählen, dass du Ghulen Energie abzapfen kannst oder ihr Blut getrunken hast. Und dass sie es wüsste , wenn wir es doch tun. Also hat sie offensichtlich schon ein paar Geisterspitzel auf uns angesetzt.
Da möchte man doch am liebsten einen Exorzisten bestellen und jeden einzelnen dieser durchsichtigen Gesellen aus-treiben lassen, ganz zu schweigen von diesen Restwesen.«
»Sag das nicht.« Gott sei Dank war Fabian bei Dave. Das Gespenst wäre untröstlich gewesen, wenn es mitbekommen hätte, wie schlecht Bones von seinesgleichen sprach. »Die sind nicht wie Fabian und die anderen Gespenster«, fuhr ich fort, und meine Stimme stockte, als die Erinnerung wieder in mir hochkam. »Marie hat das gesagt, aber ich hatte auch eine Gefühlsverbindung zu diesen Wesen. Sie wissen nicht, was Recht und Unrecht ist, oder auch nur, was sie tun, gar nichts. Sie sind ... wie klaffende Löcher aus Gier, die sich zu jeder Energiequelle hingezogen fühlen, die man ihnen vor-setzt. Sie haben dir das nicht bewusst angetan ...«
»Heilige Scheiße noch mal«, murrte Bones. »Mach jetzt bitte keinen auf Ghost Whisperer, okay? Fabian zu adop-tieren, ist eine Sache, aber wir müssen die Gespenster jetzt schon zu Dutzenden abweisen. Wenn du noch ein Haustier willst, können wir dir noch eine Katze besorgen.«
»Apropos Katze«, begann ich.
»Er ist hier«, antwortete Bones und stand auf. »Nicht hier im Zimmer natürlich, aber Lisa hat ihn gestern vor-beigebracht.«
Ich ließ den Blick über Bones' nackten Körper schweifen, denn erstens: Wer hätte das nicht getan? Und zweitens war es mir fast schon zur Gewohnheit geworden, ihn zu bewundern, wenn er aus dem Bett stieg. Als ich allerdings seine muskulösen Schenkel betrachtete, machte mich etwas stutzig. Ich rückte zur Seite, um einen Blick auf das feuchte Bett unter mir zu werfen, und da sah ich es, von meinen eigenen,
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